Die mitreißende Doku „Dirigenten“ begleitet fünf junge Nachwuchs-DirigentInnen bei ihrer Teilnahme beim „Internationalen Sir Georg Solti Dirigentenwettbewerb“, einem der bekanntesten und renommiertesten Wettbewerbe dieser Art weltweit. Der Wettbewerb findet alle zwei Jahre in Frankfurt am Main statt, jedes Mal bewerben sich Hunderte von talentierten jungen Dirigenten, aber nur einer kann gewinnen. Wer dies schafft, dem steht eine aussichtsreiche, steile Karriere in der Welt der klassischen Musik bevor. Das Finale findet in der legendären Alten Oper in Frankfurt statt, der Gewinner erhält am Ende nicht nur ein Preisgeld von 15.000 Euro, sondern wird auch zum Frankfurter Opern- und Museumsorchester sowie dem hr-Sinfonieorchester eingeladen. Dort darf er sein Können beweisen und Erfahrung sammeln. Der Name des Wettbewerbs geht zurück auf den 1997 verstorbenen legendären Dirigenten Sir Georg Solti, der in den 50er-Jahren Generalmusikdirektor von Frankfurt am Main war.
2008 war es, als Regisseur und Produzent Götz Schauder fünf junge Teilnehmer aus verschiedenen Regionen der Welt im Rahmen des Wettbewerbs begleitete: da ist zum einen der aus Usbekistan stammende Aziz Shokhakimov, der mit seinen 20 Jahren zu den jüngsten Teilnehmern zählt. Die Amerikanerin Alondra de la Parra ist – als sie nach Frankfurt zum Wettbewerb reist – in den USA bereits erfolgreich und als Dirigentin bekannt. Doch das genügt ihr nicht. Der Brite James Lowe, der 27-jährige Deutsche Andreas Hotz und der Japaner Shizuo Z Kuwahara komplettieren das Quintett. Sie alle haben ganz eigene, unterschiedliche Herangehensweisen, wie sie mit dem enormen mentalen Druck umgehen und das Orchester leiten. „Dirigenten“ begleitet die Fünf durch die Auswahlrunden bis ins große Finale, zwei von Ihnen schaffen es schließlich, dieses zu erreichen.
„Dirigenten“ ist hautnah bei den Protagonisten und schafft es, die Emotionen der Teilnehmer stets unmittelbar, direkt und ungeschönt einzufangen und auf den Zuschauer zu übertragen. Der Druck, der auf den Dirigenten lastet, ist enorm. Das wird zu jedem Zeitpunkt klar. Man kann diesen nicht selten deutlich aus den angespannten Gesichtern der Jungmusiker ablesen und ihn manchmal als Zuschauer beinahe ebenso spüren. Da erstaunt es fast, dass sie es bei dieser mentalen Belastung und Ausnahmesituation zuließen, sich der Kamera zu präsentieren und Regisseur Schauder im Anschluss an die „Auftritte“ Rede und Antwort zu stehen. Aber zum Glück taten sie es, somit gewährt uns der Film einen intensiven, nachdrücklichen Einblick in das Innenleben dieses weltweit renommierten Wettbewerbs für Jungdirigenten.
Alle fünf Musiker haben eines gemeinsam: sie müssen sich einer großen Herausforderung stellen, die nicht nur ihr musikalisches Können sondern auch ihre Persönlichkeit und ihre Charakterstärke auf die Probe stellt. Interessant ist dabei zu beobachten, wie jeder der Künstler seine eigene Methode hat, die Fachjury und das Orchester auf seine Seit zu „dirigieren“. Vor allem die Durchsetzungskraft und die hohe Motivation des Usbeken Aziz Shokhakimov beeindruckt und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Umso größer ist am Ende sein Leid, wenn alles anders kommt, als erhofft und erwartet. Und während Alondra de la Parra versucht, mit ihrem musikalischen Charme und ihrem Ausdruck zu punkten, überrascht der Japaner Kuwahara mit einer gänzlich ungewöhnlichen, unkonventionellen Technik: er verzichtet als einziger auf den Taktstock. Am Ende liegen die Nerven und Emotionen blank. Gut ist, dass Schauder dem Zuschauer zum Schluss noch Infos an die Hand gibt, was nach dem Wettbewerb aus den Teilnehmern wurde.
Fazit: Kraftvolle, ungeschönte und hochemotionale Doku über fünf Teilnehmer eines weltweit renommierten Dirigenten-Wettbewerbs.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.
Ich spiele selbst in einem Orchester und habe daher diesen Film sehr genossen und gerne gesehen. Er schildert den auf den Dirigenten lastenden Druck und die Akribie sehr authentisch und genau.