Im Labyrinth des Schweigens Kritik

Im Labyrinth des Schweigens kritikDie Bundesrepublik Deutschland, 1958: Johann Radmann (Alexander Fehling) ist ein junger, ehrgeiziger Staatsanwalt, der sich hauptsächlich um Verkehrsdelikte kümmert. Das ändert sich, als ein Journalist ihn auf einen ehemaligen Soldaten der Waffen-SS aufmerksam macht, der in Auschwitz als Wärter tätig war. Dieser Mann lebt seit Ende des Kriegs unbehelligt ein Leben als Lehrer im Nachkriegsdeutschland. Radmann steigt immer tiefer in den Fall ein und stößt bald auf ein dichtes Netz aus Vertuschung, Verdrängung und Verleumdung. Schnell merkt er, dass viele Deutsche die Schandtaten der Nazis und die verübten Gräuel in Konzentrationslagern wie Auschwitz am liebsten verdrängen würden. Doch je weiter er mit seinen Recherchen vorrückt, desto mehr kommt die grausame Wahrheit über Auschwitz ans Licht. Und so dauert es nicht lange, bis Radmann trotz vehementer Gegenwehr der Bevölkerung und der Verdächtigen, den ersten Auschwitz-Prozess in Gang bringt.

Die Hauptrolle in „Im Labyrinth des Schweigens“ übernahm Alexander Fehling, der seit seinen überzeugenden Leistungen in Filmen wie „Goethe!“ oder „Der Fluss war einst ein Mensch“ zu den gefragtesten deutschen Schauspielern zählt. Inszeniert wurde das mitreißende Justiz-Drama von Giulio Ricciarelli, der sich bisher vor allem als Darsteller in TV-Produktionen einen Name gemacht hat. „Im Labyrinth des Schweigens“, der in Frankfurt am Main und München gedreht wurde, erlebte seine Premiere auf dem diesjährigen Filmfestival in Toronto. Regisseur Ricciarelli ist ein aufwühlender, überragend gespielter Film gelungen, der auch den Zuschauer mit der unangenehmen Frage konfrontiert, wie man sich damals selbst verhalten hätte.

Authentisch und realistisch entwirft der Film ein Bild vom Deutschland der späten 50-Jahre, in das ein strebsamer, gegen jegliche Widerstände ermittelnder Anwalt nicht so recht passen wollte. Es war in Deutschland die Zeit des Wiederaufbaus und Wirtschaftswunders, mit dem Land ging es wieder allmählich bergauf und langsam schwappte auch die Rock’n’Roll-Welle bis nach Deutschland. Die Bevölkerung wollte mit den Gräueln der Nazi-Zeit nichts zu tun haben, die Devise lautete: vergessen und verdrängen statt Aufarbeitung. Von den beeindruckenden Kulissen und Kostümen über die Fahrzeuge bis hin zu den perfekt sitzenden Figuren der Personen: „Im Labyrinth des Schweigens“ schafft es problemlos, die 50er-Jahre auch für jüngere Zuschauer vor allem optisch nachempfind- und nachfühlbar bar zu machen.

Nicht alle Figuren in diesem Film beruhen auf realen Personen, so entstand die Hauptfigur Radmann aus drei damals ermittelnden Staatsanwälten und nicht etwa aus einer tatsächlich existenten Person Radmann. Den Journalisten aber z.B., der den Fall überhaupt erst ins Rollen brachte, gab es wirklich. Zur bedrückenden Grundstimmung des Films trägt u.a. bei, dass den Bildern fast jegliche Farben entzogen wurden, wodurch diese entsättigten, trist anmutenden Bilder ein ständiges Gefühl der Beklemmung verursachen. Erwähnt werde soll zudem die einnehmende Leistung von Hauptdarsteller Alexander Fehling. Er verkörpert den einzig an der Wahrheit und Aufklärung interessierten, beharrlichen Juristen mit Inbrunst und einer derartigen Wucht und Präsenz, dass es einem den Atem verschlägt.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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