
Serienkiller-Thriller, in denen man einer unerschrockenen, toughen weiblichen Hauptdarstellerin dabei zusehen konnte, wie sie Jagd auf einen unerbittlichen Killer macht, gab es seit „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) eine ganze Reihe. Jonathan Demmes wegweisender und mit Preisen überhäufter Film definierte das Thriller-Genre neu und sorgte für eine ganze Reihe von Filmen, in denen es eine weibliche, oft durch frühere Ereignisse traumatisierte Hauptfigur mit einem scheinbar übermächtigen Psychopathen zu tun bekam. Das gelang mal weniger überzeugend wie in „Der Knochenjäger“ von Philip Noyce aus dem Jahr 1999, in dem sich Angelina Jolie auf die Spur des Killers begab. Es entstanden aber auch spannungsgeladene, über weite Strecken hochklassige Filme wie Jon Amiels „Copykill“ (1995) mit Sigourney Weaver in der Rolle einer traumatisierten Psychologin auf Verbrecher-Jagd.
In der Tradition dieser Serienkiller-Thriller sieht sich auch „Gone“, das Hollywood-Debüt des brasilianischen Regisseurs Heitor Dhalia. Dhalia konnte für die weibliche Hauptrolle eine der gegenwärtig gefragtesten Jungdarstellerinnen der Welt verpflichten: Amanda Seyfried, die ihr Talent und ihre Wandlungsfähigkeit in jüngster Zeit in Horror-Märchen („Red Riding Hood“, 2011) und Science-Fiction-Filmen („In Time“, 2011) unter Beweis stellte. Trotz Seyfried kann „Gone“ jedoch bei weitem nicht an die prominenten Vorbilder anknüpfen. Eine löchrige und hanebüchene Story sowie eine konfuse Erzählweise verhindern, dass „Gone“ qualitativ überzeugen kann.
Ein Jahr ist es her, dass Jill (Amanda Seyfried) von einem Serienkiller aus ihrem Haus entführt und im Wald in einem Loch versteckt wurde. Doch Jill gelang die Flucht, auch wenn eine ausgiebige Suchaktion der örtlichen Polizei weder den Täter noch den mysteriösen Tatort ausfindig machen konnte. Kurz darauf wurde bei Jill eine psychische Störung festgestellt, weswegen die Verantwortlichen schnell davon ausgingen, dass der Täter gar nicht wirklich existierte und nur ein Produkt von Jills Phantasie war. Ein Jahr später: Jill lebt inzwischen mit ihrer Schwester zusammen. Als sie eines Tages von der Arbeit heimkehrt, ist ihre Schwester plötzlich verschwunden. Sie ist sich sicher, der Täter ist zurückgekehrt und hat versehentlich ihre Schwester entführt, da er es eigentlich immer noch auf sie abgesehen hat. Jill weiß, das ihr nur wenig Zeit bleibt, um das Leben ihrer Schwester zu retten. Doch die Polizei schaltet auf stur, glaubt ihr kein Wort, sodass sie eigenmächtig auf die Suche gehen muss. Doch existiert der Killer wirklich – oder verliert Jill langsam aber sicher ihren Verstand?
Das Gute vorweg: An Hauptdarstellerin Amanda Seyfried liegt es sicher nicht, dass „Gone“ als Serienkiller-Thriller nicht vollends zündet und nur teilweise überzeugen kann. Sie verfügt sicher (noch) nicht über das Charisma und die Leinwandpräsenz einer Jodie Foster oder Sigourney Weaver. Letztlich ist es ihr jedoch zu verdanken, dass der Film nicht zum völligen Totalausfall gerät. Seyfried setzt mir ihrer eindringlichen, intensiven und durchaus glaubwürdigen Darstellung der psychisch angeschlagenen aber mit eisernem Überlebenswillen ausgestatteten Hauptfigur positive Akzente. Die Kamera folgt ihr von Beginn an, lässt sie nicht mehr aus den Augen und zeigt das Geschehen stets aus der Sicht von Jill, die alles tut, um das Leben ihrer Schwester – und schließlich auch ihr eigenes – zu retten. Zudem gelingen Regisseur Dhalia durchaus das ein oder andere Mal echte Spannungsmomente und er lockt den Zuschauer nicht nur einmal auf eine denkbar falsche Fährte. Jedoch vollzieht er dies mit Hilfe gängiger, oft gesehener (Thriller-) Klischees (etwa die Katze im dunklem Schrank oder – mal wieder – eine an „Psycho“ angelehnte Dusch-Sequenz) und setzt dabei ganz auf klassische Genrekonventionen und altbekannte Muster.
Die größte Schwäche des Films ist jedoch seine löchrige Story, die mit zunehmender Dauer des Films immer mehr an Glaubwürdigkeit einbüßt. Regisseur Dhalia versucht, mit immer neuen und unerwarteten Wendungen und Entwicklungen Spannung aufzubauen, verursacht beim Zuschauer mit der Zeit aber das Gegenteil: gähnende Langeweile und mitunter unfreiwillige Komik, wenn Jill sich auf der Jagd nach dem Killer in zunehmend frag- und unglaubwürdigere Ereignisse verstrickt. Diese konfuse Erzählweise sorgt schließlich dafür, dass man sich bereits nach der Hälfte nach dem erlösenden Finale sehnt, mit dem am Ende der Gipfel der Unglaubwürdigkeit erreicht wird. Gegen diese Missstände kommen letztlich auch Amanda Seyfried sowie die gelungen eingesetzten Schockmomente nicht an.
„Gone“ verfügt mit Amanda Seyfried über eine überzeugende Hauptdarstellerin sowie einige echte Schockmomente. Über die gesamte Dauer betrachtet, scheitert der Serienkiller-Thriller jedoch an seiner hanebüchenen Story und den vielen unglaubwürdigen Wendungen.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.
Darsteller:
- Amanda Seyfried
- Jennifer Carpenter
- Wes Bentley
- Daniel Sunjata
- Sebastian Stan
- Katherine Moennig
- Joel David Moore
- Michael Paré
- Jordan Fry
- Emily Wickersham
- Ted Rooney
- Socratis Otto
- …
Regie:
Heitor Dhalia
Erscheinungsjahr:
2012 / USA
Richtig guter, spannender Thriller mit einer sehr, sehr sexy Amanda Seyfried:)
Also, ich habe schon sehr lange nicht mehr einen solchen Dreck im kino gesehen! Miese Dialoge, keinerlei spannung und eine dermaßen unglaubwürdrige Story, dass es besser, die 8 Euro in gute DVDs zu investieren.