Altbackene Storys neu aufzuwärmen ist nicht erst seit wenigen Jahren eine Spezialität im Filmgeschäft. Bereits von Anbeginn weg setzten Filmemacher auf eine Wiederholung beliebter und somit umsatzträchtiger Stoffe. Dem kann sich kein Genre verschließen, schon gar nicht das nicht gerade für originelle Plots bekannte Actiongenre.
„Ring of Death“ ist eine weitere Variation der sattsam bekannten Story vom gebrochenen Ex-Cop, der einen extrem gefährlichen Undercover-Job annimmt, um beruflich und privat wieder auf die Beine zu kommen. Ob der fürs US-Fernsehen produzierte Actionreißer dennoch zu unterhalten weiß oder schlichtweg ungenießbar ist, erfahrt ihr in folgender bissfester Kritik.
In diesem Knast fällt man niemandem zur Last
Ex-Cop Burke Wyatt (Johnny Messner) ist desillusioniert: Nachdem er bei der Beobachtung eines Kinderschänders die Nerven verloren und den Kerl durchs geschlossene Fenster befördert hatte, wurde er rausgeschmissen und muss sich mit miesen Jobs durchs Leben schlagen. Unter dieser Situation litt auch seine Ehe mit Mary (Charlotte Ross), ganz zu schweigen davon, dass sein geliebter Sohn Tommy (Uriah Shelton) verstört auf die Trennung seiner Eltern reagiert.
Da erscheint es beinahe wie eine Fügung des Schicksals, als Burkes Ex-Kollege Steve (Derek Webster) eines weniger schönen Tages vor der Tür steht und ihm ein verlockendes Angebot macht: Wenn er einen Auftrag fürs FBI erledigt, erhält Burke eine beträchtliche Geldsumme sowie einen Job eben dort. Der nur äußerlich harte Kämpfertyp muss nicht lange darüber nachdenken und willigt ein.
Kurze Zeit später wird er als angeblicher Gewalttäter ins berüchtigte Gefängnis Cainsville eingeliefert. Seine Aufgabe besteht darin herauszufinden, weshalb es in diesem Knast jede Menge mysteriöser Todesfälle gab, seit dort Warden Golan (Stacy Keach) als Direktor das Sagen hat. Schon bald stößt Burke auf die schreckliche Wahrheit: Golan organisiert für schwerreiche Kunden Kämpfe auf Leben und Tod. Und es dauert nicht lange, bis er auf den ehemaligen Marine Burke aufmerksam wird und ihn wie so viele vor ihm in seine Todesarena schickt …
Gladiatoren hinter Gefängnistoren
Der Plot klingt vertraut? Aus gutem Grund: Wer etwa „Bloodsport“ oder „Running Man“ gesehen hat, kennt das Action-Subgenre der aus welchen Gründen auch immer auf Leben und Tod kämpfenden Männer. Im Falle von „Ring of Death“ kommt eine weitere Komponente hinzu, nämlich das Misstrauen gegenüber dem angeblichen Sündenpfuhl Internet: Bequem von zu Hause aus können sich zahlungskräftige Kunden live die blutigen Duelle ansehen.
Freilich: Die modernen Gladiatoren haben wenig Glamouröses oder exotisches an sich. Es handelt sich lediglich um verurteilte Gewalttäter, was das Mitgefühl des Zuschauers nicht gerade erhöht. Zumal, wenn die Charakterisierungen dermaßen platt und eindimensional vorgenommen werden wie hier: Ein hünenhafter, in rohe Gewalt verliebter Schwarzer, ein durchgeknallter Ire, fiese Gefängniswärter – Klischeeherz, was willst du mehr?
Keine Ausnahme bildet die Figur des Burke Wyatt, die einerseits als liebevoller Familienvater, andererseits als Knochen brechender Kämpfer dargestellt wird. Johnny Messner verkörpert diese wenig originelle Mischung aus Fürsorglichkeit und Gewaltbereitschaft leider kaum überzeugend. Dabei stand Messner, man lese und staune, bereits dreimal (!) mit Bruce Willis vor der Kamera. Für eine große Filmkarriere reichte es wohl gerade auf Grund seiner eingeschränkten mimischen Fähigkeiten dennoch nicht.
Allerdings tritt er auch gegen starke schauspielerische Konkurrenz an. Niemand geringerer als Stacy Keach, Mister Mike Hammer, füllt den korrupten Gefängnisdirektor Warden Golan mit ansehnlichem Leben. Zwar wird auch seiner Figur wenig Persönlichkeit zugestanden (man erfährt praktisch gar nichts von ihm, bis auf die Tatsache, dass er früher als Boxer im Ring stand), doch es bereitet ungeheuren Spaß, dem alten Haudegen Keach zuzusehen, wie er sichtlich mit Genuss den fiesen Antagonisten verkörpert.
Ohne Grips, dafür mit Witz
In Punkto Plot muss man dem Film natürlich mehrere Punkte abziehen, da dieser nicht einmal in sich schlüssig ist. Im Gegenteil: Mit zunehmender Lauflänge gewinnt man den Eindruck, Regisseur Bradford May hätte seinen eigenen Film nicht ernst genommen und eine augenzwinkernde Persiflage auf das Actiongenre produziert. Beispielsweise laufen völlig unmotiviert hübsche Frauen oben ohne herum und bieten sich Mördern und Vergewaltigern feil, was vermutlich keine allzu gute Idee darstellen dürfte, oder heuert das FBI einen Ex-Cop für einen gefährlichen Undercover-Job an, vergisst aber darauf, dessen Familie zu beschützen, was sich prompt rächen soll.
Funktioniert der Film dennoch? Ganz klar: Ja! Sofern man ihn unter der Prämisse der reinen Unterhaltung betrachtet. Sprich: DVD einlegen, Hirn ausschalten. Dann kann man ihn bestens genießen, denn die für einen Fernsehfilm drastische Action kann sich sehen lassen. Darüber hinaus wartet der Streifen mit einigen durchaus gelungenen Gags auf. Etwa, wenn sich der ungekrönte König des Gladiatorenkampfes als „der Präsident“ vorstellt und Burke darauf trocken erwidert: „Ich habe dich jedenfalls nicht gewählt!“
Trotz der klischeehaften und vorhersehbaren Handlung bietet der mit knapp anderthalb Stunden bestens bemessene Actionreißer gute Unterhaltung ohne jeglichen Anspruch.
Aber wer in einem Actionfilm intellektuelle Herausforderungen sucht, hat das Genre ohnehin nicht verstanden …
In diesem Sinne: Ring frei für den „Ring of Death“!
Darsteller
- Stacy Keach … Warden Golan
- Johnny Messner … Burke Wyatt
- Charlotte Ross … Mary Wyatt
- Uriah Shelton … Tommy Wyatt
- Derek Webster … Steve James
- Lester Speight … Der „Präsident“
- Freddy Bouciegue … Spider
- Nelson Lee … Chow
- Grant Sullivan … O’reilly
- Jermaine Washingtno … Ripper
- Justin Bethancourt … Bunker
- David Newham … Burly
- Shannon Garnett … Watson
Regie
Bradford May
Produktionsland, Jahr
USA, 2008
Ring of Death Trailer