Filmparodien erfreuen sich seit jeher allergrößter Beliebtheit – und das nicht nur seitens des Publikums, sondern auch der Filmstudios. Der Grund hierfür liegt in der meist äußerst kostengünstigen Herstellung solcher Streifen. Zu den bekanntesten Vertreter solcher Parodien, die neuerdings als „Spoof-Movies“ betitelt werden, zählen neben den Wayans-Brüdern („Scary Movie“) und dem leider nicht mehr als Gespann tätigen ZAZ-Trio (ua. „Die nackte Kanone“) Jason Friedberg und Aaron Seltzer.
Bereits zum dritten Mal nach „Date Movie“ und „Epic Movie“ wagten sich die Beiden an ein „Spoof-Movie“. Als Objekt der Verulkung diente in „Meine Frau, die Spartaner und ich“ einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 2007, nämlich die umstrittene Historien-Schlachtplatte „300“.
Ob Friedbergs / Seltzers Parodie zündet oder nicht, erfahrt ihr in dieser alles andere als spartanischen Filmkritik.
„ … und rechts sehen Sie das berühmte Loch ohne Boden!“
Spartanerkönig Leonidas (Sean Maguire) wird von einem persischen Boten eine ungeheure Forderung gestellt: Er soll sich dem Perserkönig Xerxes (Ken Davitian) unterwerfen! Der unerschrockene Leonidas gerät daraufhin derart in Rage, das er den Boten kurzerhand in das aus „300“ bekannte „bodenlose Loch“ schmeißt – samt allerhand weiterer Prominenter, wie etwa Britney Spears oder der Jury aus „American Idol“.
Allerdings gelingt es Leonidas nicht, dreihundert Krieger zu finden, die ihn in seinem Kampf gegen Xerxes unterstützen. Lediglich dreizehn mehr oder weniger fähige Spartaner ziehen – verdächtig nahe an seiner Seite – in den aussichtslos scheinenden Krieg …
Handlung? Was ist das?
Eines der grundlegenden Probleme von „Meine Frau, die Spartaner und ich“ ist die quasi völlige Absenz einer nachvollziehbaren Handlung. Nun erwartet niemand von einer Parodie ein Glanzwerk ausgeklügelter Dramaturgie. Allerdings gilt auch für eine Komödie das ungeschriebene Gesetz, eine stringente Handlung anbieten zu müssen.
Dem verweigert sich dieser Film komplett und verwurstet völlig wahllos mal diese, mal jene „Parodie“ auf diverse Filme oder Prominente. Vielleicht sollte man Friedberg und Seltzer schonend beibringen, dass die bloße Aneinanderreihung von Szenen nicht automatisch einen Film ergibt.
Electrisch
Ebenso wahllos gibt sich Ex-Rettungsschwimmerin Carmen Electra in der Auswahl ihrer Filme. Kaum eine Parodie der letzten Jahre, die sie nicht mit ihrer Präsenz beehrte. Immerhin muss man Miss Electra bescheinigen, eine gute Figur zu machen, was allerdings nicht an ihrem schauspielerischen Talent, sondern vielmehr an ihrem Körpereinsatz liegt.
Und um es für den männlichen Teil der Leser vorwegzunehmen: Ja, ihre berühmten Doppel-Airbags kommen natürlich auch nicht zu kurz und werden einladend ausladend in Szene gesetzt!
Unter der Keuschheitsgürtellinie
So viel Carmen Electra auch in ihrer Bluse trägt, so wenig weist der Film das auf, was man von ihm erwarten würde, nämlich Witz. Diesen wird man in „Meine Frau, die Spartaner und ich“ vergeblich suchen.
Friedberg und Seltzer gelingt das Kunststück, nicht einmal rein zufällig einen auch nur ansatzweise gelungenen Gag zu setzen. Trotz der Kürze des Filmes (rund 75 Minuten, was genau 75 Minuten zu lang ist) blitzt lediglich an einer einzigen Stelle so etwas wie ein Witz auf. Und selbst dieser – Stichwort „Keuschheitsgürtel“ – wurde ganz frech aus Mel Brooks’ „Robin Hood – Helden in Strumpfhosen“ geklaut.
Dabei böte „300“ genug Stoff für eine ganze Reihe Verulkungen! Doch „Meine Frau, die Spartaner und ich“ erschöpft seinen „Humor“ in schnarchlangweiligen Furz- und Ekelszenen sowie den unvermeidlichen Schwulenwitzchen. Wobei man neidlos die Leistung anerkennen muss, sogar Letztere völlig in den Sand gesetzt zu haben.
Hilton, Spears & Co
Wem das mediale Sperrfeuer mit sinnfreien „News“ über Paris Hilton, Britney Spears und andere noch immer nicht genug ist, darf sich an „Parodien“ auf diverse Prominente ergötzen. Oder auch nicht, denn selbstverständlich schaffen es Friedberg und Seltzer, sogar diese riesengroßen Zielscheiben des Spotts meilenweit zu verfehlen.
Pappkameraden vor Pappkulissen
Selbst der Schauwert von „Meine Frau, die Spartaner und ich“ tendiert gegen Null. Für derart billige „Kulissen“ würden sich selbst Produzenten billigster Soap-Operas genieren. Im Kino hat man derlei jedenfalls schon seit Jahren nicht mehr gesehen.
Da hilft auch kein Alka-Seltzer
Was Seltzer und Friedberg dem Publikum vorsetzen, lässt sich mit irdischen Worten gar nicht mehr beschreiben. „Meine Frau, die Spartaner und ich“ ist von geradezu galaktischer Grottenmülligkeit. Alles, aber auch restlos alles, was man bei einem Film verbocken kann, wurde in diesem Streifen realisiert.
Falls man diesem Machwerk, das in den USA 85 Millionen Dollar einspielte, wenigstens irgendetwas Positives abgewinnen kann, dann die Erkenntnis, dass ein schlechterer und vor allem humorloserer Film selbst mit viel Phantasie kaum vorstellbar ist.
Darsteller
- Sean Maguire … Leonidas
- Carmen Electra … Königin Margo
- Kevin Sorbo … Hauptmann
- Ken Davitian … Xerxes
- Travis Van Winkle … Sonio
- Jareb Dauplaise … Dilio
Regie
Jason Friedberg, Aaron Seltzer
Produktionsland, Jahr
USA 2008
Meine Frau, die Spartaner und ich Trailer