300

300Verfilmungen berühmter Schlachten sind, so makaber dies auch klingen mag, eines der beliebtesten Metiers Hollywoods. Eine für die Geschichte Europas besonders schicksalhafte Schlacht war jenes mehrtägige Gemetzel bei den Thermopylen im Jahr 480 vor Christus.
Damals sollen sich rund dreihundert Spartaner heldenhaft im Kampf gegen das zahlenmäßig vielfach überlegene persische Heer unter König Xerxes I geopfert und so den Grundstein zum Sieg der Griechen über die persischen Invasoren gelegt haben.

Im Gegensatz zu Ridley Scotts politisch überkorrektem „Königreich der Himmel“ setzte Zack Snyder bei der Verfilmung von Frank Millers Comicvorlage auf schonungslosen Pathos und bewusst einseitige Darstellung der Ereignisse. Prompt hagelte es Kritik von allen Seiten, die sogar in einer absurden Klage des Iran vor den Vereinten Nationen gipfelte.

Viel Säbelrasseln um Nichts? Rüstet euch für diese Kritik zu „300“!

„In Sparta, Fremder, verkünde, du sahst uns hier liegen; wie wir die heiligen Gesetze des Vaterlandes befolgten“ (Inschrift am Thermopylen-Denkmal; aus dem Lateinischen)
Im Jahre 480 v. Chr. bedrohen die Heerscharen des Perserkönigs Xerxes I (Rodrigo Santoro) ganz Griechenland. Ein von ihm gesandter Botschafter soll den wehrhaften Spartanern eine bedingungslose Kapitulation schmackhaft machen. Doch die Antwort des Sparta-Königs Leonidas (Gerard Butler) ist eindeutig: Er tötet eigenhändig den Botschafter und rüstet sich, gegen den Willen des Senats, für den Krieg.

Mit nur 300 Spartiaten will er die Perser bei den Thermopylen, einem nur wenige Meter breiten Pass, den die feindlichen Heerscharen überwinden müssen, aufhalten. Obwohl sich einige hundert Arkadier den Spartiaten anschließen, ist der Kampf aussichtslos. Denn einigen wenigen Hundert stehen hunderttausende, bestens bewaffnete Soldaten, Kriegselefanten und andere Ungetüme aus allen Teilen des persischen Reiches gegenüber.
Heldenhaft wehren die Spartiaten eine Angriffswelle nach der anderen ab. Erst ein grausamer Verrat besiegelt ihr Schicksal …

Grandios in Szene gesetztes Kriegsgemälde
Wer „300“ sagt, muss auch „optisch grandios“ sagen. Trotz des für einen großen Hollywood-Film vergleichsweise bescheidenen Budgets von ca. 60 Millionen Dollar, zieht Snyder alle Register, die die CGI-Orgel nur hergibt. Jede Einstellung wirkt wie ein Gemälde, der gesamte Film wie die Aneinanderreihung tausender Schlachtengemälde.
Farblich überwiegt Ocker, was „300“ einen surrealen Charakter verleiht.
Zimperlich wird nicht gerade zur Sache gegangen: Blutfontänen ergießen sich aus geschundenen Leibern und Köpfe werden abgeschlagen und wirbeln gar wie eine Parodie auf die „Knochenszene“ aus „2001“ durch die Luft. Dennoch lassen sich keine Vergleiche zu Splatterfilmen ziehen, denn das Abschlachten wird in „300“ nicht als lustvoller Akt zelebriert, sondern als Reaktion auf eine unmittelbare Bedrohung verstanden.
Abseits des Kriegsgeschehens präsentieren sich die Spartiaten als „normale“ Familienväter.

Absurde Interpretationen
Die Kritik an „300“ zielte auf die angeblich diffamierende Darstellung der Perser, bei gleichzeitiger Idealisierung der (europäischen) Spartaner ab.

Eine in zweierlei Hinsicht völlig falsche Kritik:
Zum einen wird zwar der Heldenmut der Spartaner gelobt, doch bereits in der ersten Einstellung sieht man, wie ein körperlich schwacher Säugling dem Tode überantwortet wird, da er nicht dem hohen körperlichen Ideal der Spartaner entspricht. Auch in anderen Szenen kann von einer Heroisierung der spartanischen Kultur und Gesellschaft wahrlich keine Rede sein!

Zum anderen wird völlig übersehen, aus welchem Sichtwinkel der Film erzählt wird, nämlich jenem eines Spartaners, der die Geschichte in eigener Interpretation seinen Kampfgenossen schildert. Die grotesken Übertreibungen, wie ein etwa drei Meter großer Perserkönig oder monströse Mutanten in den Reihen der Perser, sind natürlich bewusste Übertreibungen, wie sie historisch üblich waren und sind.
Liest man historische Schilderungen, so stellt man unzweifelhaft fest, dass diese nicht „unparteiisch“, sondern stets aus einem bestimmten Blickwinkel erfolgten. Es nimmt deshalb wenig Wunder, wenn etwa römische Geschichtsschreiber Gallier oder Germanen als blutrünstige, grausame Barbaren schilderten.

Unter diesem Aspekt betrachtet ist „300“ im Gegenteil sogar eine wunderbare Analogie auf die Verlogenheit und Unmenschlichkeit von Propaganda. Um dies zu erkennen muss man freilich weder herausragend intelligent, noch bedingungsloser Fan von „300“ sein – es genügt, diesen Film unvoreingenommen zu betrachten und eigene Schlüsse daraus zu ziehen.
Sprich: Die Aufregung (samt der üblichen Faschismus-Vorwürfe) ging nicht nur völlig ins Leere, sondern zeugte auch von einem seltsamen Umgang mit geschichtlichen Ereignissen, sofern es Berührungspunkte mit dem Orient gab.

Schauspielerisch wenig herausfordernd
Die zumindest bis „300“ wenig bekannten Schauspieler wurden in ihren Rollen nicht gerade besonders gefordert. Während sich die männlichen Darsteller lediglich darum bemühen mussten, ihre zugegebenermaßen beachtlich gestählten Körper ins rechte Studiolicht zu rücken, wurde auch der einzigen weiblichen Rolle, nämlich jener Lena Headeys als Königsgemahlin Gorgo wenig Profil ins Drehbuch geschrieben.

Nachdenklich stimmende Unterhaltung
„300“ bietet natürlich keine historisch akkurate Darstellung geschichtlicher Ereignisse. Dies war weder die Intention, noch wäre es möglich gewesen, angesichts der schieren Unausgewogenheit der Berichte. Immerhin hätte das persische Heer, schenkte man den Überlieferungen Glauben, aus mehreren Millionen Soldaten bestanden – eine bizarre Vorstellung, die bewusst übertrieben wurde, um den Heldenmut der Spartiaten noch weitaus glänzender darzustellen.

Oberflächlich betrachtet bietet Snyders Verfilmung einen grandios bebilderten Unterhaltungsfilm, genauer betrachtet hingegen eine interessante Antwort auf die Frage: „Was ist die historische Wahrheit?“

Und somit ist „300“ um Welten ehrlicher und nachdenklich stimmender als viele andere „nach einer wahren Begebenheit“ in den Kinos vor sich hin lügenden Machwerke.

In diesem Sinne: „THIS … IS … FILME-WELT!“


Darsteller

  • Gerard Butler … König Leonidas
  • Lena Headey … Königin Gorgo
  • Vincent Regan … Leonidas’ Hauptmann
  • David Wenham … Dilios
  • Michael Fassbender … Stelios
  • Rodrigo Santoro … Xerxes

Regie
Zack Snyder

Produktionsland, Jahr
USA 2007

300 Trailer

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