Kindsköpfe Filmkritik

Adam Sandler ist vielen Kritikern ein Mysterium. Obwohl die meisten seiner Filme regelmäßig von ihnen abgewatscht werden, scheint es dem Publikum egal zu sein. Auch sein neuester Streich „Kindsköpfe“ (Originaltitel: „Grown Ups“) spielte sich trotz überwiegend schlechter Kritiken in die Herzen von Millionen Zuschauern. Das Phänomen „Adam Sandler“ hat also erneut zugeschlagen! Ob die Geschichte von fünf ehemaligen Freunden, die im Zuge eines Begräbnisses wieder zueinander finden, nicht vielleicht doch besser als sein Ruf ist, wird nachfolgend von eurem kindsköpfigen Kritiker erläutert. Natürlich nur echt mit roter Pappnase und Propellerhut!

Sommer of 78
Damals, 1978, hatten die fünf Schulfreunde Lenny (Adam Sandler), Rob (Rob Schneider), Eric (Kevin James), Kurt (Chris Rock) und Marcus (David Spade) die Basketball-Meisterschaft gewonnen und damit ihrem liebenswerten Coach Buzzer (Blake Clark) den einzigen Titel seiner Betreuerkarriere beschert. Dem Sieg folgte eine große Party im Blockhaus an einem See.

Drei Jahrzehnte später sind die fünf Jungs mehr oder weniger stattliche Männer im besten Alter mit wechselndem Erfolg im beruflichen bzw. privaten Bereich. Während Lenny ein hochbezahlter Hollywoodmanager wurde, der mit der schönen Modedesignerin (Salma Hayek) verheiratet ist und zwei Kinder hat, war den anderen Männern weniger Erfolg beschieden.

Ausgerechnet das Begräbnis ihres ehemaligen Trainers bringt ein großes Wiedersehen und die Gelegenheit, das eigene Leben zu reflektieren. Denn Lenny hat fürs Wochenende eben jene Blockhütte gemietet, in der sie viele Jahre zuvor ihren Meistertitel gefeiert und den Weisheiten ihres glücksseligen Trainers gelauscht hatten. Der Haken an der Sache: Die Freunde haben ihre Familien mitgenommen, was zu diversen Konflikten führt. Und dann gibt es auch noch ein unangenehmes Wiedersehen mit den einstigen Verlierern des entscheidenden Basketballspiels, die auch im realen Leben auf die Verliererstraße gerieten und auf Revanche brennen …

Humor nach Adam-Sandler-Art
Wer Adam sagt, muss auch Sandler sagen. Denn der gebürtige New Yorker übernahm nicht nur die Hauptrolle, sondern schrieb auch fleißig am Drehbuch mit. Seine entsprechenden Erfahrungen ließ er höchst offensichtlich in das Script einfließen: Beleidigungen, Schmähungen älterer und wenig attraktiver Frauen, minutenlanges Starren auf wohlgeformte Frauenkörper, und natürlich die in einer solchen Komödie unverzichtbaren Furzwitze prägen das Gros der Witzeleien und Gags. Unterstützung bei der filmischen Präsentation eben jener Gags holte sich Sandler bei den renommierten Komödienkollegen Kevin James („King of Queens“), Chris Rock („Leg dich nicht mit Zohan an“) und Busenfreund Rob Schneider, der in den meisten seiner Filme zu sehen ist (was übrigens auf Gegenseitigkeit beruht und auch für Filme mit Rob Schneider in der Hauptrolle gilt).

Die Adam-Sandler-Show
Zentraler Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist der Drehbuchautor. Bei ihm laufen die Fäden zusammen und es gibt folglich kaum eine Szene, in der er nicht zu sehen ist. Sträflich vernachlässig werden bei dieses „Adam-Sandler-Show“ großartige Nebendarsteller wie Salma Hayek oder Steve Buscemi, dessen Rolle marginal ausfällt. Regisseur Dennis Dugan, der bereits für Sandler-Hits wie „Happy Gilmore“ verantwortlich zeichnete, ordnet den gesamten Film seinem Superstar unter. So etwas funktioniert im Falle von Ausnahmekönnern wie Jack Nicholson oder Actionikonen der Marke Sly Stallone. Adam Sandler war und ist jedoch kein besonders begnadeter Darsteller, der einen Film ganz alleine schultern könnte.

Während ihm in seinem vielleicht besten Film „50 erste Dates“ mit Drew Barrymore eine fabelhafte Protagonistin zur Seite stand, sind weder Kevin James, noch David Spade oder der seltsam apathisch agierende Chris Rock in der Lage, das Heft an sich und somit Sandler zumindest mitzureißen. Ausgerechnet Rob Schneider vermag mit seinen übertriebenen Albernheiten wenigstens kurzzeitig für einen cineastischen Ausbruch aus der dahinplätschernden Langeweile zu sorgen.

Völlig überraschungsfreies Kalauertheater
Sicher: Wer mit hohen Ansprüchen an einen Adam-Sandler-Film herangeht, wird zwangsläufig enttäuscht werden. Doch selbst für einen komplett anspruchsfreien und harmlosen Blockbuster zeigt „Kindsköpfe“ erschreckend wenig Substanz. Die aneinandergereihten Szenen – Kevin James knallt gegen einen Baum und pinkelt wenig später ins Kinderbecken des Öffentlichen Schwimmbads, Rob Schneider wird von einem Pfeil in den Fuß getroffen, etc. – stehen für sich, aber nicht für ein vereinendes Ganzes, also einen flüssig erzählten, stringenten Film. Wie in einer Sketchparade werden die einzelnen Gags brav abgespult – vergessen wurde hierbei jedoch auf den Überbau.

Überraschungen bietet ein solcher Streifen zwangsläufig keine. Routiniert wird eine unzählige Male bereits durchgekaute Handlung – ehemalige Freunde treffen sich nach vielen Jahren wieder – in Szene gesetzt und bis zum lustlosen Ende mühsam über die Runden gebracht. Die Charaktere spielen weder eine Rolle, noch durchleben sie irgendeine Weiterentwicklung. Wie auch, sind sie doch allesamt holzschnittartige Figuren aus dem Klischeebilderbuch, inklusive Nebencharakteren, wie der stets beschäftigten Karrierefrau, der gemütlichen, hässlichen Alten, der nervigen Schwiegermutter, etc.

Sympathie lässt sich für solche Stereotypen natürlich nicht erzeugen. Wie auch, bringt ihnen doch der Film selbst keinerlei Respekt entgegen und schubst sie lediglich durch die vorhersehbare Pseudo-Handlung. Wieso dieses als Komödie verbrämte Puppentheater für Erwachsene mehr als 100 Minuten Laufzeit in Anspruch nimmt, bleibt ein Rätsel. Wollte man das Publikum auf die Folter spannen, ob wenigstens ein einziger gelungener Gag noch kommen würde? Oder sollte der Film Überlänge haben und somit für höhere Eintrittspreise sorgen?

Derlei Spekulationen spielen natürlich ebenso wenig eine entscheidende Rolle, wie die weiblichen Charaktere des Films, die entweder hohle Schönheiten oder optisch benachteiligte Nervensägen sind.

Fazit: Selbst nach Adam-Sandler-Maßstäben gerechnet völlig gagfreies und ödes Kasperletheater, das sich über fast zwei quälend lange Stunden zieht und mit einer Moralkeule endet, die immerhin so manchen Zuschauer aus dem Dämmerschlaf wecken sollte.


Darsteller

  • Adam Sandler … Lenny Feder
  • Kevin James … Eric Lamonsoff
  • Chris Rock … Kurt McKenzie
  • David Spade … Marcus Higgins
  • Rob Schneider … Rob Hilliard
  • Salma Hayek … Roxanne Chase-Feder
  • Maria Bello … Sally Lamonsoff
  • Maya Rudolph … Deanne McKenzie
  • Steve Buscemi … Wiley
  • Joyce Van Patten … Gloria
  • Ebony Jo-Ann … Mama Ronzoni
  • Di Quon … Rita
  • Colin Quinn … Dickie Bailey
  • Tim Meadows … Malcolm
  • Madison Riley … Jasmine Hilliard
  • Jamie Chung … Amber Hilliard
  • Ashley Loren … Bridget Hilliard
  • Jake Goldberg … Greg Feder
  • Cameron Boyce … Keithie Feder

Regie
Dennis Dugan

Produktionsland, Jahr
USA, 2010

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Ein Kommentar

  1. adam sandler, chris rock und rob schneider in einem film… warum? und wer will sowas sehen? ist nicht einer von denen schon zu viel des guten?!

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