Frozen – Eiskalter Abgrund Kritik

Beim Begriff „Horror“ tauchen blitzschnell die üblichen Verdächtigen auf: Rachsüchtige Geister, nach Fleisch gierende Zombies, fiese Außerirdische, Vampire, Werwölfe. Derlei konventionelle Figuren haben natürlich ihre Existenzberechtigung in diversen Filmen und sorgen mitunter für angenehmes Gruseln. Über das Ende eines Films hinaus vermögen sie jedoch kein nachhaltiges Grauen zu erzeugen. Ganz anders hingegen das Subgenre jener Horrorfilme, die keinerlei übernatürliche Wesenheiten in Anspruch nehmen. Plötzlich dringt der Horror in den Alltag der Filmfiguren ein und erzeugt idealerweise ein unangenehmes Kribbeln beim Zuschauer, denn: Derlei Grauen könnte auch ihm zustoßen!

Steven Spielbergs „Der weiße Hai“ kann als prominentester Vertreter solcher Filme gelten. Tatsächlich kommt es alljährlich zu Haiangriffen auf Menschen, von denen manche sogar tödlich enden. Dass eine solche Begegnung statistisch gesehen extrem unwahrscheinlich ist, trägt wohl keineswegs zur Beruhigung bei. In dieselbe Kerbe schlägt Adam Greens Horrorthriller „Frozen“. Für drei junge Menschen wird der harmlose Winterurlaub in einem Skiressort zum Horrortrip. Die Ursache hierfür ist eine Verkettung unglücklicher Umstände, die zwar unwahrscheinlich, aber nicht völlig aus der Luft gegriffen scheinen.
Ob „Frozen“ das Herz des Horrorfans wärmt oder ihn kalt lässt, erfahrt ihr in nachstehender, garantiert frostfreier Kritik.

Traute Dreisamkeit in luftiger Höhe
Seit ihrer Schulzeit sind die Studenten Dan (Shawn Ashmore) und Joe (Kevin Zegers) dicke Freunde. Doch Dans Beziehung mit Vorzeigeblondine Parker (Emma Bell) trieb einen Spalt in ihre Freundschaft. Ein gemeinsamer Tag in einem Wintersportort soll die Bruchstellen kitten und – so hofft Dan – die latente Feindschaft zwischen Joe und Parker ausräumen. Tatsächlich harmoniert das Trio wunderbar. Als es zu dämmern beginnt möchten die Drei noch einmal die Piste hinabrauschen. Dem steht aber das Schließen des Skiliftbetriebes entgegen. Parkers Augenklimpern und ein Geldschein überzeugen den zuständigen Arbeiter am Skilift davon, eine Ausnahme zu machen und die Drei noch einmal nach oben zu transportieren.

Das Verhängnis nimmt seinen Lauf, als der Arbeiter von einem Kollegen abgelöst wird, der drei andere zufällig gerade den Berg hinabrauschende Skifahrer mit Joe, Dan und Parker verwechselt und die gesamte Skianlage, inklusive Sessellift, abschaltet. Anfangs ist das in luftiger Höhe gefangene Trio noch guter Dinge, dass es sich lediglich um einen technischen Defekt handle und die Fahrt bald weitergehe. Doch als die Nacht hereinbricht wird ihnen die schreckliche Wahrheit bewusst: Keiner ihrer Verwandten oder Bekannten weiß überhaupt, wo sie sich befinden, geschweige denn, dass man sie so schnell vermissen wird. Und während die Kälte allmählich unerträglich wird, wittert eine hungrige Wolfsmeute ihre Chance auf wehrlose Beute …

Was wäre, wenn …?
Gewiss: Dank ausgeklügelter Sicherheitsmaßnahmen und geschultem Personal scheint eine derartige Situation komplett ausgeschlossen. Und dennoch verbleibt ein gewisser Restzweifel, den in dieser oder ähnlicher Form wohl jeder schon einmal verspürte. An diesem Punkt setzt „Frozen“ an und hält sogar eine durchaus plausible Erklärung dafür bereit, weshalb die drei Skifahrer gewissermaßen „vergessen“ werden und urplötzlich komplett auf sich alleine gestellt sind. Hier spielt der mit den beiden „Hatchet“-Filmen Bekanntheit erlangte Adam Green – übrigens in einer winzigen Nebenrolle zu bewundern – geschickt die größte Stärke des Filmes aus. „Frozen“ wirkt beängstigend realistisch und verlässt diesen Pfad an keiner Stelle.

Nachdem die verhängnisvolle Situation untrüglich feststeht, konfrontiert Green sowohl die Protagonisten, als auch den Zuschauer mit der einzig relevanten Frage: Was tun?
Joe, Dan und Parker hoffen zunächst noch auf rasche Rettung. Als diese ausbleibt müssen sie auf eigene Lösungsmöglichkeiten setzen. Und an diesen gibt es nicht viele. Egal, wie man es auch dreht oder wendet: Zumindest einer von ihnen muss festen Boden unter den Füßen bekommen und Hilfe holen.

Dan wagt den Sprung in die Tiefe und schlägt erwartungsgemäß hart auf. Doch damit enden seine Qualen nicht. Denn schon kreisen ihn Wölfe ein und lauern geduldig auf den idealen Zeitpunkt zum Zuschlagen. Unrealistisch? Angriffe von Wölfen auf Erwachsene gelten als Ammenmärchen. Ob zu Recht, kann man wohl nicht kategorisch beantworten. Im Kontext des Filmes muss man es schlichtweg akzeptieren, auch, weil ein dramaturgisches Mittel nötig ist, um den Film auf die richtige Länge zu trimmen und potenzielle Gefahren zu schildern.

Ice, ice, baby!
Die Angst und die Schmerzen der Protagonisten werden höchst glaubwürdig geschildert. Zum einen ein Verdienst der hervorragenden Schauspieler, die größtes Lob verdienen. Ihre Darstellungen wirken realistisch, was wiederum Adam Green zu verdanken ist. Denn „Frozen“ wurde tatsächlich am Schauplatz des Geschehens gedreht! Kein Bluescreen, keine CGI, kein warmes Studio, in dem die Schneeflocken in Wahrheit Papierschnitzelchen sind oder aus der Sprühdose stammen.

Gerade der Realismus sorgt für Gänsehaut. Etwa, wenn Parker einnickt und nach dem Erwachen feststellen muss, dass ihre dünnen Handschuhe an der Haltestange festgefroren sind und sich beim Abziehen stellenweise die Haut von den Fingern löst. Mit dieser grauenhaften Vorstellung können Menschenfresser aus dem Hinterland einfach nicht mithalten.

Die Spannungskurve von „Frozen“ bleibt eineinhalb Stunden lang ganz oben. Vereinzelt mögen Reaktionen oder Plotelemente (die erwähnten Wölfe) übertrieben oder unrealistisch erscheinen. Aber der Spannung leistet dies keinen Abbruch, zumal die Hauptdarsteller keine Helden mit übermenschlichen Kräften und Fähigkeiten sind, sondern nur ganz gewöhnliche Menschen mit ihren Stärken und Schwächen. Eben wie die meisten von uns. Superhelden ausgenommen …

Fazit: Mit „Frozen“ ist Adam Green ein ganz starker Genrebeitrag gelungen, der seine originelle Prämisse konsequent durchzieht und dadurch für angenehmes Gruseln der dezenten Art sorgt. Eine kleine Unterhaltungsperle, die hoffentlich die verdiente Aufmerksamkeit erlangen wird, wozu diese positive Rezension einen bescheidenen Beitrag leisten soll.


Darsteller

  • Emma Bell … Parker O’Neil
  • Shawn Ashmore … Joe Lynch
  • Kevin Zegers … Dan Walker
  • Ed Ackerman … Jason
  • Rileah Vanderbilt … Shannon
  • Kane Hodder … Cody
  • Adam Johnson … Rifkin
  • Chris York … Ryan
  • Peder Melhuse … Autofahrer
  • Will Barratt … Sullivan
  • Adam Green … Skilift-Arbeiter #1
  • Joe Lynch … Skilift-Arbeiter #2
  • Cody Blue Snider … Twisted-Sister-Fan in der Cafeteria

Regie
Adam Green

Produktionsland, Jahr
USA, 2010

Frozen – Eiskalter Abgrund Trailer

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8 Kommentare

  1. Einer der schlechtesten ( wenn nicht DER schlechteste Film den ich je gesehen habe , Soo ein unglaublicher Müll das es schon weh tut unglaublich das Drehbuch ( fremdschämen ist noch garnicht genug
    Wahhhhnsinn für sowas bezahlt man auch noch . Eine Frechheit

  2. Thomas du alter nörgler . Der Film ist übertrieben gut . Er ist einer von DEN Horror filmen . Denn anstatt auf angst, oder gorscheisse die mitlerweile ausgelutscht ist , setzt der Film auf das Entsetzen des Zuschauers . Wenn man keine Empathie aufbauen bzw. sich hinein versetzen kann , dann funktioniert der Film halt nicht bei dir . Das ist aber kein Grund ihn schlecht zu reden

  3. Mich hat der Film auch gefesselt. Klar muss man über einige Ungereimtheiten hinwegsehen (Warum hat keiner der drei zum Beispiel ein Handy dabei? Warum weiß kein Bekannter oder Verwandter, wo die drei stecken? Bilden sich so schnell Frostbeulen? Sind Wölfe wirklich so angriffslustig?), aber im Großen und Ganzen ist das Szenario halbwegs realistisch.
    Die Rezension ist auch gelungen, stimme mit dem Autor in seinen Ansichten weitestgehend überein.

  4. Ein wenig unrealistisch war es schon: 1. Wenn man in der Kaelte den Handschuh verliert, schluepft man den Arm aus den Aermel und nimmt die Hand nahe zum Oberkoerper. Habe ich als Kind immer so gemacht, wenn ich eiskalte Haende hatte. 2. Warum zieht er sich nicht mit den Beinen hoch und wenn er das entlang hangelt. Waere viel weniger anstrengend und weniger Gewicht auf den Haenden. 3. Wenn es so kalt ist, mummt man sich richtig ein- zieht den Reisverschluss der Jacke ganz hoch und versteckt sein Gesicht – eben um Erfrierungen zu vermeiden. Spreche ebenfalls aus Erfahrung. Sonst schon realistisch. James Bond oder MacGiver waere sicher was eingefallen – lol

  5. Schlefaz-Alarm!
    „Frozen“ ist einer der schlechtesten Filme aller Zeiten!
    Der Film ist sooooo laaaaangweilig. Es passiert fast nichts.
    Die Frage ist hier nicht, ob die drei im Sessellift überleben,
    sondern, wie die Zuschauer diesen sterbenslangweiligen Film überleben.

    Ein Skigebiet, in dem Wölfe bei Nacht die liegengebliebenen
    verletzten Skifahrer von der Piste fressen und einzelne Skifahrer
    auch bei Tag angegriffen werden? Da sollte man doch Warnschilder
    aufstellen!

    Die Charaktere bekommen über Nacht sichtbare Erfrierungen, aber
    sonst nichts. Kein Husten, Niesen, Rumrotzen, kein Schüttelfrost.
    Die wärmende Sonne des nächsten Tages macht alles wieder gut.

    Auch unverständlich, warum sich die doofe Tussi in die Hose pisst.
    Klar, dass irgendwann die Blase voll ist und entleert werden muss,
    aber sie hätte doch alle Zeit der Welt gehabt, sich die Hose runter
    zu ziehen. Hat doch sonst nichts zu tun. So schön warm eingepisst
    friert sie auch gar nicht mehr und kann den Tag genießen. :-)))
    Mit der durchnässten Hose klettert sie sogar auf die Sitzfläche.
    Solch akrobatische Kunststücke kann sie, aber sich zum pissen die
    Hose runterziehen konnte sie nicht. Dafür war sie zu ungeschickt.

    Ansonsten gibt es im ganzen Film nichts Erwähnenswertes.

    Am Ende, wenn endlich mal etwas passiert, geht alles ganz schnell.
    Da hat wohl der Cutter gesagt, die 90 Minuten sind gleich voll und
    länger darf der Film nicht werden. Also Schluss.

    Man hätte die Geschichte aufpeppen können durch Nebenhandlungen
    wie eine Suchaktion der Angehörigen und Freunde oder sonstwas,
    aber das hätte natürlich zusätzliche Kosten verursacht die für
    diesen Billigfilm nichtvorgesehen waren.

    Ich hätte übrigens auch noch eine tolle Film-Idee:
    Drei Leute sitzen im Kino und sehen sich „Frozen“ an.
    Die ganze Zeit überlegen sie, wie sie sich retten könnten, indem sie
    unauffällig den Saal verlassen und versuchen, sich heimlich in einen
    anderen Saal zu schleichen, in dem ein besserer Film gezeigt wird. Gleichzeitig überlegen sich draußen drei Kinomitarbeiter, wie sie
    sich in Sicherheit bringen könnnen, wenn die zornigen Besucher nach
    der Vorstellung aus dem Saal kommen und ihr Geld zurückverlangen.

    Oder noch billiger:
    Drei Kinobesucher, die in der Spätvorstellung von „Frozen“
    eingeschlafen sind, werden versehentlich im Kinosaal eingeschlossen
    und müssen sich von Popcornresten auf dem Boden ernähren. Da es
    die meiste Zeit stockfinster ist, müsste man nur den Ton aufnehmen.
    Dabei kann man wenigstens die Augen ausruhen.

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