Horns – Für sie geht er durch die Hölle Kritik

horns kritikIg Perrish (Daniel Radcliffe) lebt mit seiner Familie und seiner hübschen Freundin in einer unbescholtenen Kleinstadt ein sorgenfreies, glückliches Leben. Er hat keine Geldsorgen und ist überall angesehen. Seine heile Welt wird jedoch jäh auf den Kopf gestellt, als seine Freundin (Juno Temple) im nahegelegenen Wald brutal vergewaltig und tags darauf ermordet aufgefunden wird. Schnell fällt der Verdacht auf Ig, die Polizei jedoch kann keine Beweise finden und muss die Anklage daraufhin wieder fallen lassen. Dennoch bleibt er selbst nach der fallengelassenen Anklage als nach wie vor einziger Verdächtiger zurück, von den restlichen Bewohnern der Stadt gemieden und geächtet. Als wäre das alles noch nicht genug, bemerkt Ig auch noch kurz darauf, dass merkwürdige kleine Hörner aus seiner Stirn zu wachsen beginnen, zumal verhalten sich die Personen in seiner Gegenwart zunehmend seltsamer. Wie hängt das alles zusammen und vor allem: gelingt es Ig, den wahren Mörder seiner Freundin zu finden?

„Horns“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Horror-Mystery-Romans von Joe Hill, dem Sohn von Horror-Legende Stephen King. „Horns“ ist der zweite Roman von Hill, der in Deutschland 2010 unter dem Namen „Teufelszeug“ erschien. Regie führte hier der französische Drehbuchautor und Produzent Alexandre Aja, der im Horror- und Mystery-Fach seit Jahren zu Hause ist. Sein kompromissloser Schocker „High Tension“ belebte 2003 das Genre neu und gilt als einer der gelungensten Horrorfilme der jüngsten Zeit. Auch sein Remake von „The Hills have eyes“ von 2006 konnte künstlerisch wie kommerziell überzeugen. „Horns“ wurde bereits 2013 gedreht und feierte seine Weltpremiere im gleichen Jahr beim Toronto International Film Festival.

Eine eindeutige Genre-Zuordnung fällt beim neuen Film von Alexandre Aja äußerst schwer: er wechselt von klaren Horror- und Mystery-Bezügen über komödiantische Anteile zum klassischen Who-dunnit-Krimi bis hin zum Kleinstadt-Drama. Auch Coming-of-Age sowie Liebesfilm-Anteile sind enthalten. Dieses teils undurchsichtige und schwer zu überblickende Genre-Gewirr ist aber eines garantiert nicht: langweilig. Aja hält die Spannung im Laufe der 120 Spielminuten konsequent hoch, die Atmosphäre ist dringlich, bedrohlich-düster und grimmig. Dies liegt vor allem an zwei Dingen: zum einen an der Frage, wer der eigentliche Mörder von Igs Freundin ist. Eine ungelöste Frage, die dauerhaft über den Geschehnissen und Ereignissen schwebt. Und schließlich ist da noch die Sache mit den rätselhaften Hörnern.

Indem Aja seiner Hauptfigur scheinbar ohne Grund diese ebenso beeindruckenden wie auch abschreckenden Hörner wachsen lässt, bedient er sich eines extrem mystischen, symbolträchtigen Elements. In die Hörner kann man sehr viel hinein interpretieren, von den inneren seelischen Qualen Ig’s, die sich nach außen kehren und auf diese Weise sichtbar werden bis hin zu gottgewollter, vorherbestimmter Offenbarung. Am Ende bleibt Aja leider eine abschließende Erklärung schuldig. Anders als im Buch von Hill, verzichtet er sogar auf deutliche Hinweise und Anspielungen, was es mit diesen Hörnern auf sich haben könnte. Ex-Harry-Potter Daniel Radcliffe überzeugt derweil als psychisch anfällige, komplexe Figur, die zu unkontrollierten Wutausbrüchen neigt (Stichwort: Bar) und etwas unnahbares aber auch anziehendes in sich vereint. Weniger gut sind hingegen die bemühten Versuche von Aja, mit Gewalt und auf „Teufel“ komm raus, witzig und schwarzhumorig sein zu wollen.

Fazit: Unausgegorene, wenig mitreißende und lediglich vage Genre-Mixtur, die einzig aufgrund des leidenschaftlichen Spiels von Radcliffe und der düster-bedrohlichen Atmosphäre vor dem Totalausfall bewahrt wird.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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2 Kommentare

  1. Dieser Film interessiert mich mal so gar nicht;-). Scheint auch nicht allzu berauschend zu sein. Dann lieber noch ein zweites Mal „Den Menschen so fern“!

  2. Durchwachsen. Ich liebte von Regisseur Aja „Hills have eyes“ und vor allem „High Tension“. Dieser Film hier jedoch ist nix halbes und nix ganzes. Und wie im Text schon steht: er will zuviel auf einmal. Allerdings fand ich auch Radcliffe wenig überzeugend, kein Vergleich zu seiner Leistung in „Frau in Schwarz“.

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