Crawl Kritik

Crawl Filmkritik

Die Wettkampf-Schwimmerin und Studentin Haley (Kaya Scodelario) lebt in Florida. Da ist sie Unwetter-Warnungen durch die Behörden gewöhnt, doch diesmal scheint sich ein besonders zerstörerischer Wirbelsturm anzukündigen. Denn Regierung hat kürzlich eine Warnung vor einem Hurrikan der Stufe fünf herausgegeben. Besorgt macht sich Haley auf den Weg in ihren Heimatort Coral Lake. Dort lebt ihr Vater (Barry Pepper), der schon länger nicht mehr auf Anrufe reagiert, allein in einem abgeschieden gelegenen Haus. Tatsächlich findet Haley ihn in dessen Keller verletzt und bewusstlos vor. Einige bestialische Alligatoren konnten sich durch den stetig steigenden Wasserpegel Zugang zum Keller verschaffen – und die Tiere haben nun auch die Jagd auf Haley eröffnet. Im Inneren des Hauses überschlagen sich die Ereignisse, während der Hurrikan mit voller Wucht auf Coral Lake trifft.

Drei Jahre nach seinem wenig beachteten Film „The 9th life of Louis Drax“ wendet sich der Franzose Alexandre Aja („Maniac“, „Horns“) dem Tier-Horror-Subgenre zu. Anfang des Jahrzehnts erlebte die Gattung durch trashige Billig-Produktionen wie die „Sharknado“- und „Sharktopus“-Filme ein Revival. Daneben gab es in jüngerer Vergangenheit immer wieder ernstzunehmende und qualitativ hochwertige filmische Beiträge wie etwa „The Shallows“ (2016) von Jaume Collet-Serra. Produziert wurde „Crawl“ von Horror-Spezialist Sam Raimi („Tanz der Teufel“).


Von vielen (Creature-) Horrorfilmen kennt man, dass sich das Grauen langsam und behutsam ankündigt. Und die Macher ihre Zuschauer mit diebischer Freude auf die Folter spannen, wenn sie die Bestie erst nach und nach enthüllen. Anders Aja: Er denkt gar nicht daran, seine ebenso gewaltigen wie gefräßigen Riesenechsen erst lange und ausgiebig einzuführen. Er hat dies auch nicht nötig, denn für die bedrohlich-abgründige Schaueratmosphäre sorgen bereits das Hochwasser und das zerstörerische Unwetter, das Aja schon sehr früh entfacht. Damit ist die unheilvolle Grundstimmung etabliert, vor deren Kulisse ein Kampf auf Leben und Tod entbrennt – in der bedrückend-klaustrophobischen Enge des düstern Kellers.

Diesen Überlebenskampf inszeniert Aja schnörkellos, spannungsgeladen und handwerklich über die Maßen gelungen. Er nutzt wirkungsvolle Jump-Scares, wirft seinen Tieren in blutigen Szenen allerlei menschliches Futter (u.a. Polizisten und Einbrecher) zum Fraß vor und bietet trotz eines Mini-Budgets von 13 Millionen Dollar visuell durchaus ansprechend gestaltete sowie authentisch animierte Alligatoren. Gerade hinsichtlich der technisch nicht einfach umzusetzenden, gepanzerten Haut, die sich dem Leben an Land und an Wasser anpasst.

Den Keller verlässt Aja später im Film dann auch noch, wenn sich die Jagd der Alligatoren in die oberen Etagen des Hauses verlagert. Die Tiere selbst sehen sich mit der schlagkräftigen Haley und ihrem Vater (beide sind sie in ihrer Liebe zum Wettkampfsport vereint) übrigens einem harten Gegner ausgesetzt – ein weiterer Pluspunkt des Films. Ein übertrieben tollpatschiges oder gar dümmliches Verhalten der Hauptfiguren ist Mangelwaren, stattdessen erweisen sich Vater und Tochter als mutiges, ebenso unerschrockenes wie heldenhaftes Gespann.

Fazit: Atmosphärischer, klassischer Tier-Horror der alten Schule, der mit einer beklemmenden Stimmung, unerwarteten Schockmomenten und tollen Animationen punktet.


Bewertung: 8/10

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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