Wer hätte gedacht, dass dem Boandlkramer (Michael Bully Herbig) das mal passiert: Zum ersten Mal nach tausend Jahren „im Amt“ verliebt sich der leibhaftige Tod doch tatsächlich in die sympathische Gefi (Hannah Herzsprung). Sie ist die Mutter vom Maxl (Josef Staber), den der Boandlkramer eigentlich in den Himmel hätte begleiten sollen. Doch gerade als er dabei ist, den Maxl ins ewige Paradies zu geleiten, verliebt er sich beim Anblick der Gefi Hals über Kopf. Fortan kennt der Boandlkramer nur ein Ziel: Er will es schaffen, dass sich Gefi, die eigentlich schon einem anderen Mann versprochen ist, in ihn verliebt. Um das zu erreichen, geht er einen hochriskanten Pakt mit dem Teufel (Hape Kerkeling) höchstpersönlich ein – und droht so die Welt in ein gewaltiges Chaos zu stürzen.
Zwölf Jahre nach „Die Geschichte vom Brandner Kasper“ kehrt Michael Bully Herbig als Boandlkramer zurück in die Rolle des „personifizierten“ Todes. Nach „Bullyparade – Der Film“ (2017) ist Herbig damit erstmals wieder auf der großen Leinwand zu sehen. „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ ist der letzte Film von Joseph Vilsmaier, der im Februar 2020 im Alter von 81 Jahren verstarb.
Immer wieder wähnt man sich in hier in einem bayerischen Heimatfilm der 50er-Jahre, so sehr erinnern die Bildsprache und die heimelige Natur-Idylle an jene filmische Gattung. Doch so angestaubt wie aus heutiger Sicht einige dieser Klassiker anmuten kommt der neueste „Boandlkramer“ bei weitem nicht daher. Vielmehr beeindrucken die majestätischen, imposanten Landschaftsaufnahmen und die gestochen scharfen Bilder der schroffen Gebirgspässe, malerische Seen und weiten Graslandschaften.
Es ist nicht das erste Mal, dass Vilsmaier eines seiner Werke mit Motiven und Versatzstücken des bajuwarischen Wohlfühlfilms sowie der regionalen Sagen- und Märchenwelt anreichert. Schon Filme wie „Herbstmilch“ und „Schlafes Bruder“ würzte er mit diesen Elementen und baute auf provinziellen Charme –zumindest in optisch-ästhetischer Hinsicht. Denn bezogen auf den Humor und den Grundton könnte „Boandlkramer und die ewige Liebe“ nicht weiter von diesen Vilsmaier-Klassikern entfernt sein.
Sein neuer Film will vor allem witzig und heiter sein, was ihm in vielen Momenten auch gelingt. Allerdings übertreibt es Vilsmaier mit seiner derben Situationskomik und dem albernen, fast infantilen Witz hin und wieder. Zum Beispiel wenn sich der Boandlkramer beim Versuch einige Hindernisse zu überwinden – erwartbar – plump und überzogen unbeholfen anstellt. Diese Fremdschäm-Momente zünden eher selten.
Schade ist zudem, dass – einmal abgesehen von Gefi und dem Maxl – die meisten Nebenfiguren blass und austauschbar bleiben. Charaktere wie Gefis neuer Freund oder ein reuiger Sünder (gespielt von Sebastian Bezzel) erweisen sich als ausdruckslose Staffage. Immerhin: Vilsmaier spickt sein Werk mit VIPs, die in schrägen, eigenwilligen Rollen auftreten. Darunter Götz Otto als hessischer Engel, Nadja Auermann als sexy Höllenpförtnerin und Hape Kerkeling als Belzebub mit Tolle und einem Hang zu pathetischem aber vergnüglichem Overacting.
Fazit: Wilder Genre-Mix aus Heimatfilm, Natur-Romantik, Fantasy, Drama und Schnulze: Vilsmaiers letztes Werk gefällt mit skurrilen Gastauftritten und bildgewaltigen Momenten, changiert jedoch insgesamt zu unmotiviert zwischen den Genres und ist zu oft allzu infantil geraten.
Bewertung: 6/10