Deep Blue Sea

Deep Blue SeaDer Hai ist ein Tier, das schon in vielen Filmen eine der Hauptrollen einnehmen durfte. So auch bei Deep Blue Sea. Meist nehmen sie dabei den Part des monströsen, unnachgiebigen Killer ein. Programmiert zum Töten! In dieser Hinsicht bietet auch Deep Blue Sea nichts Neues. Dort sind die Haie nämlich nicht nur bissig, sondern durch Genexperimente auch noch intelligent. Was sich auf den ersten Blick plump anhört, wird im Film begleitet durch knallharte Action, die den Zuschauer fesseln soll. Ob dies bei „Deep Blue Sea“ gelingt, kann man in der nachfolgenden Kritik herausfinden.

Kritik
Rennie Harlin, Finne und Ex-Gatte von Geena Davis, was mir eine bemerkenswerte Kombination erscheint (bitte fragt mich nicht warum), ist kein Mann für die feinen Töne. In seinem Metier, dem Filmgeschäft, offenbart sich das dergestalt, dass Harlin teure Filme mit viel Action, null Anspruch und möglichst wenig Logik macht, die entweder beachtliche Kassenerfolge werden oder gigantische Flops. Mit dieser Methode hat er Anfang der 90er Jahre Sylvester Stallones Karriere dank „Cliffhanger“ wiederbelebt, was sehr schön für Herrn Stallone ist, wenngleich er an herausragende Filme wie „Rambo“ oder „Rocky“ nie mehr anschließen konnte. Nämlicher Schreiber – also meiner einer – nimmt es Mr. Harlin jedoch übel, dass letztendlich er es war, der das höchst innovative Filmstudio Carolco ( Terminator 2, Rambo, Total Recall etc.) mit seinem kindischen Piratenfilm „Die Piratenbraut“ gleichsam finanziell versenkte.

Unglaublich erscheint in diesem Zusammenhang auch, dass dieser Schinken dem sicheren Blockbuster „The Crusade“ (mit Arnold Schwarzenegger!) vorgezogen wurde, dessen Produktion sich seitdem verzögert. Insofern mag diese Kritik nicht ganz objektiv verlaufen. Dies nur zur Einstimmung.

Der Plot ist rasch erzählt und wenig originell: Die Wissenschaftlerin Dr. Susan McAlester (Saffron Burrows) kämpft mit unethischen Mitteln (Genmanipulation! Wie schrecklich!) gegen die Alzheimer-Krankheit. Natürlich nur deshalb, weil ihr Vater, wie könnte es auch anders sein, diesem Leiden erlag und sie ein persönliches Interesse an einem Gegenmittel hat. Ihr Geldgeber, der Millionär Russell Franklin (Samuel L. Jackson – ja, genau, ein Schwarzer als Geldsack!) ortet Geldverschwendung und plant die Streichung der Forschungsgelder. Deshalb schlägt die brave Frau Doktor vor, er solle sich an Ort und Stelle von der Nützlichkeit der Forschungen überzeugen und ihrer Forschungsstätte, dem Aquatica-Labor (natürlich hübsch abgelegen im Ozean, man will ja unter sich bleiben) einen Besuch abstatten. Das Alzheimer-Gegenmittel wird den genmanipulierten Gehirnen von Mako-Haien entnommen, die von der Frau Doktor auf genetischem Wege quasi mit menschlichen Gehirnen ausgestattet wurden. So ganz habe ich das nicht begriffen und wahrscheinlich der gute Harlin auch nicht, aber ist ja auch egal.
Den Rest kann man sich ja denken: Die Haie werden hyperintelligent und nutzen die erstbeste Gelegenheit – ein gewaltiger Sturm legt die Forschungsstation lahm und beraubt die Crew aller Kommunikationsmöglichkeiten zum Festland – um den Menschlein den Garaus zu machen.

Mehr gibt es zu der Story eigentlich gar nicht zu sagen. Sie ist schlichtweg ein alter Hut – Pfui, mit Genen spielt man nicht! – der nur notdürftig aus „Der weiße Hai“, „Abyss“ und ungefähr jedem auf dem Meer spielenden Katastrophen-Film zusammengeflickt wurde. Positiv zu erwähnen und überraschend gegen die üblichen Klischees gestriegelt ist die Reihenfolge der menschlichen Opfer bzw. der Zeitpunkt ihres Abgangs selbst. Nicht übel agiert der amerikanische Rapper LL Cool J als bibelfester Koch Sherman Dudley. Tja, mehr an Positivem fällt mir zu diesem Machwerk nicht ein. Die Charaktere sind allesamt uninteressant, was mal wieder dadurch ausgeglichen werden soll, dass man ihnen tragische Schicksäler anhaftet. Ein ziemlich plumper Trick, wie ich finde! Auch sonst hält sich der Film eng an die Klischees, die er einige Male erfolgreich – siehe oben – durchbricht, jedoch nicht den Mut hat, irgendwas neues dem alten Muster an Natur-wendet-sich-gegen-wahnsinnigen-Wissenschafter hinzuzufügen.

Die Forschungsstation ist möglichst abgelegen und gerät zur Falle für die Eingeschlossenen, die sich den Haien stellen müssen, um eine Überlebenschance zu haben. Leider haben wir das in Camerons unterschätztem Frühwerk „The Abyss“ viel besser und spannender dargestellt gesehen, mit dem Unterschied, dass nicht Haie, sondern die Menschen selber ihre ärgsten Feinde waren. Die pseudo-ironischen Scherzchen von LL Cool J gingen mir mit der Zeit auch auf die Nerven – muss heutzutage jeder Actionfilm damit prahlen, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen?

Zudem sind die anfangs spärlich gezeigten, effektiv eingesetzten computeranimierten Haie schlussendlich doch sehr deutlich als CGI-Monster zu entlarven. Und überhaupt, die Haie: Warum experimentiert man ausgerechnet mit den gefährlichsten Raubtieren des Meeres? Und wenn schon ein Hai, warum dann nicht eine der zahlreichen dem Menschen ungefährlichen Arten (das sind fast alle)? Klar, weil der Film sonst relativ sinnlos wäre, aber trotzdem. Und die Behauptung, Haie seien die ältesten Lebewesen der Welt, ist auch ziemlich gewagt. Vermutlich meinten die Drehbuchautoren damit, sie seien die ältesten Lebewesen, die sich nicht weiterentwickelten, aber nicht mal das wäre wissenschaftlich korrekt. Sei´s drum! Aber wie, bitte, kann ein Hai rückwärts schwimmen? Und woher weiß ein Hai, wie man einen Herd bedient (davon abgesehen – wie dreht er eigentlich den Regler?!?)? Das sind grundsätzliche Fragen, die man nicht als Pedanterie auslegen sollte, da selbst ein megateurer Superhyperactionthriller zumindest nicht auf den ersten Blick als Unsinn zu entlarven sein sollte, wenn er schon in der Gegenwart spielt.

Und so reihen sich auch beliebte Filmfehler schnurlos an einer Reihe, aus der man eine prächtige Perlenkette basteln könnte: Die Haie durchstoßen fast mühelos metallene Schleusen, aber bei simplem Glas haben sie Schwierigkeiten; Apropos Schleusen: Wie schaffen es die Typen im Film bloß, Schleusen in fast gänzlich überfluteten Räumen zu schließen?; Wie halten die es nur so lange unter Wasser aus? Davon abgesehen, dass sie unter Wasser ohne Taucherbrille selbst das kleinste Detail erkennen können; Gibt es eigentlich spezielle Feuerzeuge (oder wie in anderen Filmen gewöhnliche, mit Schießpulver operierende Waffen), die wasserresistent sind?; Wie entwickeln die Drehbuchautoren ständig absurde Begründungen dafür, dass sich die attraktivste Schauspielerin (hier: Saffron Burrows) mindestens einmal im Film bis auf die Unterwäsche ausziehen muss? Wenn es in diesem Film wenigstens logisch wäre, aber da legt Frau Doktor den Taucheranzug aus Gummi ab, wickelt ihn zu einem Bündel zusammen und stellt sich drauf, um gegen einen tödlichen Stromschlag gefeit zu sein. Soweit, so gut – aber der Anzug ist klischnass!!!; Fröhliche Umstände feiern auch die wundersamen Selbstheilungen innerhalb weniger Sekunden: Da wird eine Hand von einer Harpune aufgespießt, ohne dass irgendwelche Wunden zurückbleiben oder ein Hai-Auge wird ausgestochen und ist wenig später komplett „ver-hailt“.

Okay, ich meckere mal wieder ziemlich ungehalten, aber es nervt mich, für wie blöde einen die meisten Filmemacher halten. Oder ist das Absicht? Um uns gewöhnlichen Idioten die Genugtuung zu verschaffen, dass wir klüger sind als die Drehbuchautoren? Ich weiß es nicht und wahrscheinlich ist das auch egal. Ich wollte das nur mal gesagt wissen.

Fazit: „Deep Blue Sea“ ist definitiv kein bahnbrechendes Meisterwerk, aber ein Film, den man sich guten Gewissens einmal anschauen sollte, weil er passable Unterhaltung bietet. Nur sollte man nicht, wie ich, darüber nachzudenken anfangen, wie bescheuert das alles ist.

Darsteller

  • Thomas Jane
  • Saffron Burrows
  • Samuel L. Jackson
  • LL Cool J

Regie
Rennie Harlin

Produktionsland, Jahr
USA, 1999

Deep Blue Sea Trailer

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