Club der roten Bänder – Wie alles begann – Kritik

Club der roten Bänder - Wie alles begann Kritik

Das Leben von Leo (Tim Oliver Schultz), Jonas (Damian Hardung), Emma (Luise Befort), (Timur Bartels), Toni (Ivo Kortlang), Alex (Timur Bartels) und Hugo (Nick Julius Schuck) wirkt auf den ersten Blick wie das von ganz normalen Teenagern. Emma will es immer ihren Eltern Recht machen und Alex hat Stress mit seiner Mathelehrerin. Der emotionale Toni sagt stets was er denkt und Leo spielt am liebsten Fußball, während sich Jonas andauernd mit seinem Bruder streitet. Hugo hingegen ist etwas ängstlich und muss sich zu vielem erst überwinden, zum Beispiel zum Sprung vom Zehnmeterturm. Sie alle müssen schmerzhaft lernen, dass das Schicksal jeden treffen kann und unerwartete Diagnosen sowie Krankheiten das Leben von heute auf morgen schlagartig ändern. Sie treffen im Albertus-Klinikum aufeinander, in das Hugo wegen seiner Krebsdiagnose als erstes eingewiesen wird. Dort sieht er Emma und fühlt sich sofort zu ihr hingezogen. Es dauert nicht mehr lange und Leo, Jonas, Alex, Emma, Toni und Hugo gründen bald den „Club der roten Bänder“.

Von Ende 2015 bis 2017 strahlte VOX die Serie über die Teenager aus, die im fiktiven Kölner Albertus-Klinikum zu besten Freunden werden. „Wie alles begann“ erzählt als Prequel nun die Vorgeschichte der Serie. Film und Serie gehen auf die spanische Produktion „Polseres Vermelles“ zurück, die sich der Theaterautor Albert Espinosa ausdachte. In Deutschland gewann der „Club der roten Bänder“ den Deutschen Fernsehpreis sowie den Jupiter-Award. Im Schnitt zweieinhalb Millionen Zuschauer fieberten pro Folge mit, das Serienfinale im Dezember 2017 wurde sogar von über drei Millionen Menschen gesehen.


Der „Club der roten Bänder“ ist ein aufgrund seines Inhalts und der Verortung in einem Krankenhaus zwar kein ganz typischer Teenie-Film. Sprache, Optik, Darsteller und Dramaturgie jedoch sorgen dafür, dass der Film ausschließlich für ein Publikum zwischen 12 und etwa 20 Jahren interessant ist, das zudem mit den Figuren und den Ereignissen aus der Serie vertraut ist. Für all diejenigen dürfte es sich dabei um ein freudiges Widersehen handeln, behält der Film doch die Tonalität der Serie bei und setzt auf alle bekannten Gesichter. Und einige neue: So ist unter anderem Jürgen Vogel mit dabei, der den ebenfalls an Krebs erkrankten Zimmergenossen von Leo verkörpert.

Positiv ist, dass sich der Film ausschließlich für die Ängste, Sorgen und Nöte der Clique interessiert – und damit, im Gegensatz zu den meisten anderen Krankenhausserien, die Ärzteschaft komplett außen vor lässt. Das unterscheidet das Format von anderen, ähnlich gelagerten Produktionen und verschafft ihm so eine Art Alleinstellungsmerkmal. Zumal die Probleme der jungen Erwachsenen (Gefühlschaos, Zukunftsängste, Sorgen vor erneutem Ausbruch der Krankheit etc.) hier und da tatsächlich recht eindringlich geschildert werden. Probleme ergeben sich auf anderen Ebenen, etwa beim unausgereiften Spiel der Jungdarsteller.

Der Film leidet etwa gewaltig unter dem hölzernen, gekünstelt wirkenden Schauspiel. Allen voran Tim Oliver Schultz und Ivo Kortlang scheinen mitunter an der Last ihrer Rollen zu zerbrechen. Ihre mangelnde emotionale Ausdrucksfähigkeit sowie die beschränkten mimischen Möglichkeiten lassen ihre Darstellungen steif und unbeholfen erscheinen. Und Jürgen Vogel spielt in diesem Film die Rolle, auf die er seit Beginn seiner Karriere immer wieder reduziert wird: Als supercooler, nie um einen flotten Spruch verlegenen Bettnachbar, der sich zudem vom cholerischen Krebspatienten zum gut gelaunten Witzbold wandelt (eine äußert unglaubwürdige Wandlung), bleibt er dabei aber leider weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Hinzu kommen etliche unrealistische Zufälle sowie eine Fülle an Klischees und Allgemeinplätzen, die dem Film letztlich das Genick brechen.

Da ist zum einen die kitschige Lovestory zwischen Leo und Emma, die in einem Werk dieser Art freilich ihren Platz hat. Da ist der erfolgreiche Sportler (Leo), dessen großer Traum von der Fußballkarriere mit der Beinamputation zunichte gemacht wird. Natürlich darf da später auch nicht die Szene fehlen, in der Leo in seinem Rollstuhl am Rand des Platzes steht und gedankenverloren alten Zeiten nachtrauert. Oder der Schüler (Alex), der Ärger mit seiner Lehrerin hat – und diese wenig später auch noch in flagranti mit seinem Vater erwischt. Die Zufälle sind letztlich zu sehr gewollt und mit der Brechstange herbeigeführt. Und zuletzt ist es ein weiteres großes Problem, dass der „Club der roten Bänder“ den im realen Leben schweren, zermürbenden Klinikalltag hier unzulässigerweise trivialisiert sowie romantisiert – und ihn so als verkitschtes, behagliches Treiben in einem wohligen, gesicherten Umfeld darstellt.

Fazit: Die Vorgeschichte der erfolgreichen TV-Serie eignet sich ausschließlich für Fans des Formats, die bereits mit der Fülle an Klischees, den unglaubwürdigen Zufällen und hölzernen Darstellungen der Schauspieler vertraut sind.


Bewertung: 3/10

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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