10 Cloverfield Lane Kritik

10 Cloverfield Lane Kritik

Am Anfang von „10 Cloverfield Lane“ sieht man eine Frau, es ist die junge Michelle (Mary Elizabeth Winstead), wie sie überstürzt ihre Sache packt und sich mit dem Auto auf und davon macht. Sie scheint außer sich vor Wut oder vor etwas auf der Flucht. Kurz darauf kommt es zu einem Aufprall – und danach ist nichts mehr wie es war. Einige Zeit später erwacht sie in einem spartanischen Raum ohne Fenster. Noch bevor sie es schafft, sich von dem Tropf, an dem sie hängt, zu befreien, kommt Howard (John Goodman) in den Raum. Er sagt der verängstigten, verstörten Michelle, dass er sie in dem Bunker in Sicherheit vor einer nuklearen Katastrophe gebracht habe. Der undurchsichtige Howard behauptet, dass die alte Welt verschwunden sei und die wenigen Überlenden des atomaren oder chemischen Unfalls unter der Erde ausharren. Und schließlich gibt es da noch den dritten Bunker-Bewohner, Emmett (John Gallagher Jr.), der ebenso wie Michelle zunehmend an den wahren Beweggründen von Howard, sie in den Bunker gebracht zu haben, zweifelt.

„10 Cloverfield Lane“ ist der offizielle Nachfolger des Mega-Erfolgs „Cloverfield“ von 2008. Der von J.J. Abrams produzierte, mit Wackelkamera inszenierte Monster-Horrorfilm entwickelte sich mit einem Einspielergebnis von ca. 180 Millionen Dollar (bei einem Budget von nicht einmal 30 Millionen) zum eine der Überraschungshits jenes Kinojahres. „10 Cloverfield Lane“ hat außer dem Namen und einiger inhaltlicher Anspielungen und Verweise aber nicht allzu viel gemein mit dem Vorgänger. Der Film wurde im Herbst 2014 in acht Wochen gedreht und kostete mit 15 Millionen Dollar sogar noch weniger als der erste Film. In der weiblichen Hauptrolle ist Mary Elizabeth Winstead zu sehen, die ab mit den mittleren 00er-Jahren mit Horror-Filmen wie „Black Christmas“ oder „Final Destination 3“ Berühmtheit erlangte.

Der Film unterscheidet sich vor allem inszenatorisch und hinsichtlich seiner Atmosphäre vom 2008er-Monster-Hit, der dank seines Found-Footage-Stils und einer immens erfolgreichen, viralen Marketing-Kampagne schon heute als Kultfilm gilt. Während „Cloverfield“ seinen Schwerpunkt noch auf brachiale Zerstörungsorgien, Krawumm-Action und CGI legte, so ist im Sequel alles deutlich reduzierter, gesetzter, weniger bombastisch und ruhiger. Eher wie eine Art Psycho-Kammerspiel kommt der Film von Regie-Neuling Dan Trachtenberg daher, der sich ganz auf die alles entscheidende Frage konzentriert: was hat es mit dem geheimnisvollen, schwer zu durschauenden Howard auf sich? Erzählt er die Wahrheit von der düsteren Katastrophe außerhalb des Bunkers oder ist er letztlich nichts weiter als ein kranker Psychopath, der zwei junge Menschen als Geiseln hält.

Berichtet Howard jedoch von der Wahrheit, so ist unklar, was den Untergang ausgelöst hat: ein riesiges Monster, eine Alien-Invasion oder doch ein atomarer Super-Gau. Hier ergibt sich eine zweite, höchst interessante Fragestellung, aus der der Film einen Großteil seiner (minimalistischen aber höchst effektiven) Spannung bezieht. Herausragend sind bei „100 Cloverfield Lane“ die Darsteller-Leistungen. Vor allem Schauspiel-Schwergewicht John Goodman brilliert als zwischen cholerischen Wutattacken und väterlicher Fürsorge changierender, höchst ambivalenter Zeitgenosse. Mary Elizabeth Winstead ist hier nicht ein hilfloses, dümmliches Psychopathen-Opfer wie es in vielen Horrorfilmen bei der weiblichen Hauptfigur der Fall ist. Sie erscheint als kluge, willensstarke und sympathische Frau, die die Unsicherheit, Unwissenheit und den Horror um sich herum bemerkenswert erträgt. Was die „Bunker“-Thematik der Isolation und die bedrückende Stimmung sowie dauerhafte Spannung anbelangt, schlägt der Film sogar den starken Science-Fiction-Thriller „The Signal“ von 2014. Das einzige, was man dem Film vorwerfen kann ist die Tatsache, dass er den einen oder anderen Wendungs-Haken vor allem im letzten Drittel zu viel schlägt. Dafür entschädigt jedoch das J.J. Abrams-typische, bedrückende Ende. Für Nostalgie sorgen zudem kultige Relikte vergangener Jahrzehnte wie eine Jukebox, 60er-Jahre-Pop-Klassiker, Computerspiel-Automaten oder VHS-Filme, mit denen sich die Bewohner unter der Erde die Zeit vertreiben.

Fazit: Atmosphärisch stimmiges, beklemmendes und minimalistisches Psychohorror-Kammerspiel mit atemberaubend guten Darstellern und einer guten Portion 60er- bis 80er-Jahre-Nostalgie.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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2 Kommentare

  1. Hört sich deutlich besser an, als ich es mir gedacht habe! Vielleicht sollte ich doch mal einen Blick riskieren.

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