3 Jahre nach ihrem Mega-Hit „Verrückt nach Mary“ wagten sich die berüchtigten Farrelly-Brüder wiederum an eine Liebeskomödie. Trotz der geballten Starpower von Gwyneth Paltrow und Jack Black, vermochte „Schwer verliebt“ nicht annähernd an den finanziellen Erfolg von „Verrückt nach Mary“ anzuknüpfen. Ob es an der komplexeren, etwas märchenhafteren Story lag oder der Film doch nur ein schaler Neuaufguss des Erfolgskonzeptes ist, wollen wir im Folgenden leichthin ergründen.
Traumfrau (vergeblich) gesucht!
Als Kind musste Hal Larson (Jack Black) seinem Vater an dessen Sterbebett versprechen, sich nicht mit der erstbesten Frau zufriedenzugeben, sondern eine Vollblutfrau mit perfekten Kurven zur Herzdame zu wählen. Ein folgenschweres Versprechen, denn da Hal weder äußerlich, noch finanziell glänzen kann, blitzt er bei den Frauen reiheweise ab. Unterstützt wird er in seiner Suche nach „Miss Perfect“ einzig von seinem Freund Mauricio (Jason Alexander), der von Wonder Woman träumt und deshalb gleichfalls beziehungsunfähig ist.
Ausgerechnet ein unfreiwilliger Liftaufenthalt – der Aufzug bleibt stecken – mit dem berühmten Lebenshilfe-Guru Tony Robbins (verkörpert von Tony Robbins selbst) verpasst Hals Leben eine entscheidende Wende: Tony „hypnotisiert“ Hal dahingehend, dass er die innere Schönheit von Menschen erkennt und sie buchstäblich so sieht, wie ihr Charakter sie darstellt. Hässliche, aber herzensgute Menschen erscheinen ihm plötzlich attraktiv! Und so kommt es, dass er von Rosemary (Gwyneth Paltrow) hin und weg ist, die in Wahrheit unattraktiv und enorm übergewichtig durch die Welt trottet.
Zunächst misstrauisch, verliebt sich Rosemary in Hal und verlebt mit ihm eine wunderschöne gemeinsame Zeit – bis Mauricio die „Hypnose“ aufhebt und Hal feststellt, welchem Irrtum seine Augen aufgesessen waren. Seine Liebe zu Rosemary wird unweigerlich auf eine harte Probe gestellt …
Love groes where his Rosemary goes
Die Message des Filmes, wonach innere Schönheit wichtiger sei als das Augenscheinliche, ist natürlich weder neu, noch besonders originell. Dennoch gelingt es den Farrelly-Brüdern, der alten Thematik eine neue Facette abzugewinnen und sie erfrischend anders zu gestalten. Anstatt das „hässliche Entlein“ in einen „schönen Schwan“ zu transformieren, wie dies unzählige Male zuvor geschildert wurde, widerfährt Rosemary keine körperliche Wandlung. Gerade dadurch gewinnt der Film trotz einiger Absurditäten in der Handlung an ehrlicher, emotionaler Tiefe. Ja, wie kaum ein anderer ähnlicher Film strahlt „Schwer verliebt“ sympathische Aufrichtigkeit aus, denn: Sich in ein Topmodel zu verlieben ist nicht weiter schwierig. Sich in eine Frau zu verlieben, die sogar von ihren eigenen Eltern als nicht gerade attraktiv bezeichnet wird, hingegen schon.
Doch der Streifen hat mehr zu bieten, als nur Jack Blacks geniale Mimik: Bis in die kleinste Nebenrolle hinein ist der Film bestens besetzt! Jason Alexander stiehlt als Hals Kumpel Mauricio dem Star beinahe die Show. Interessant ist die Selbstdarstellung des Bestsellerautors Anthony Robbins, dem man natürlich Eigenwerbung unterstellen kann. Allerdings ist sein Auftritt weit mehr als nur eines der üblichen Cameos, bei denen ein Star mehr oder weniger kurz in die Kamera winkt und somit seine Pflicht erfüllt hat. Anthony Robbins ist es, der sowohl den Plot ins Rollen bringt, als auch den letzten Akt einläutet. Nicht nur auf Grund seiner enormen Körpergröße macht der Lebenshilfe-Guru erstaunlich gute Figur.
Locker-flockiges Märchen
Wer die vorherigen Werke der Farrellys kennt wird ob der Ernsthaftigkeit erstaunt sein, mit der sie sich dem Thema widmeten. Während etwa „Dumm und dümmer“ eine eher sinnfreie Aneinanderreihung größtenteils unter die Gürtellinie zielender Sketche war, verfügt „Schwer verliebt“ über einen stringenten und in sich schlüssigen Plot. Obwohl sich die Handlung auf Hal und Rosemary konzentriert, verleiht sie selbst einigen Nebenfiguren erstaunliche charakterliche Tiefe.
Etwa Mauricio, der für seinen Freund – und sich – nur das Beste möchte und dadurch eine kleine Katastrophe auslöst. Oder der bildschönen Nachbarin Jill (Susan Ward), die Hals Avancen abwimmelt, bis er sich in Rosemary verliebt. Dadurch wird ihr, die sie bislang meist aufs Äußere reduziert betrachtet wurde, klar, dass er nicht nur das Eine möchte, sondern ernsthafte Absichten hegt. Eine erstaunlich differenzierte Betrachtungsweise, da Jill anfangs auf Grund von Hals unvorteilhaftem Aussehen abweisend wirkt.
Dennoch versteht es der Film, gewinnende Lacher für sich zu verbuchen. Auch wenn einige der Gags typischem Farrelly-Humor geschuldet sind – ein Stuhl bricht unter Rosemarys Leibesmasse zusammen, Mauricio gesteht ein „dunkles“ Geheimnis -, setzt „Schwer verliebt“ doch mehr auf Situationskomik, als auf den Holzhammer. Selbst die Romantik kommt dabei nicht zu kurz, und vielleicht ist dies die Erklärung für die wenig berauschenden Besucherzahlen für den Film: Wer sich eine Art Fortsetzung zu „Verrückt nach Mary“ erhoffte, wird enttäuscht. Zugleich ist die Thematik für ein harmloses Feel-good-Movie doch etwas zu ernsthaft behandelt. Sprich: Die Zielgruppe ist enger umfasst, als bei anderen, sich klar auf eine bestimmte Gruppe konzentrierenden Filme.
Kurzum: Dies ist kein Film für jeden Geschmack! Wer sich eine Nummernrevue alberner Gags erwartet, ist hierbei fehl am Platz. Auch zum Nebenher gucken eignet sich der Film nicht. „Schwer verliebt“ ist ein intelligenter, bezaubernder, witziger Beitrag zum Subgenre „Hässliches Entlein“ und der vielleicht beste Farrelly-Film überhaupt. Und wenn der Film nach rund zwei Stunden mit einem gleich zweifach märchenhaften Schluss endet, könnte man sich gleichfalls schwer in dieses kleine Meisterwerk verlieben!
Darsteller
- Gwyneth Paltrow … Rosemary Shanahan
- Jack Black … Hal Larson
- Jason Alexander … Mauricio Wilson
- Joe Viterelli … Steve Shanahan
- Anthony Robbins … Tony Robbins
- Susan Ward … Jill
- Manon von Gerkan … Lindy
Regie
Bobby Farrelly, Peter Farrelly
Produktionsland, Jahr
USA, 2001
Schwer verliebt (engl. Shallow Hal) Trailer