
Die „Paranormal-Activity“-Filmreihe ist ein Phänomen. Mit geringsten filmischen Mitteln und einem Mini-Budget von gerade einmal 15.000 Dollar umgesetzt, entwickelte sich der erste Teil vor knapp zwei Jahren zu einem weltweiten Kassenerfolg und genießt schon heute Kultstatus. „Paranormal Activity“ wurde in nur sieben Tagen von einem Regisseur ohne nennenswerte Erfahrung realisiert und wurde mit einem Einspielergebnis von 200 Millionen Dollar zu einem der erfolgreichsten Horrorfilme der vergangenen Jahre. Die Story von einem jungen Paar, das in den eigenen vier Wänden von einer dämonischen Erscheinung heimgesucht wird, bot so viel Potential, dass ein zweiter Teil nicht lange auf sich warten ließ. 2010 entstand „Paranormal Activity 2“, der in kommerzieller Hinsicht ähnlich erfolgreich war wie der Erstling. Nun, erneut ein Jahr später, geht der dritte Teil an den Start, der als Prequel angelegt ist und von der Kindheit der Protagonisten erzählt.
Was die „Paranormal-Activity“-Filme so erfolgreich macht liegt auf der Hand: Eine simple, aber äußerst effektive Grundidee, sorgsam und gezielt eingesetzte Schockmomente sowie eine der Inszenierung und Machart (Handkamera, improvisierte Dialoge, fehlendes Drehbuch) geschuldete Spannung, die mit einfachen Mitteln erzeugt wird und fast ohne Effekte auskommt. Mit diesem Konzept wurden die ersten beiden Teile zu Welterfolgen. Deshalb sahen die Macher von „Paranormal Activity 3“ natürlich keinen Anlass, am Grundmuster etwas zu ändern. Und die konsequente Regie der beiden Filmemacher Henry Joost und Ariel Schuman trägt zu der gelungenen Umsetzung bei. Für die Zuschauer hat die Geschichte jedenfalls nichts von ihrer Sogwirkung verloren, wie der Erfolg in den Vereinigten Staaten verdeutlicht: „Paranormal Activity 3“ legte dort den erfolgreichsten Wochenend-Start hin, den ein Horrorfilm je verbuchen konnte.
Zum Inhalt: Im Zentrum des Films stehen die Fragen: Woher kam das Böse? Und warum wählte der Dämon ausgerechnet die Schwestern Katie (Katie Featherston) und Kristi (Sprague Grayden)? Die Antworten darauf liegen in der Kindheit der beiden Schwestern. Die Familie bemerkt, dass in ihrem Zuhause etwas nicht stimmt und seltsame Dinge vor sich gehen. Kameras, die im ganzen Haus aufgestellt werden, sollen eine Erklärung für die Geschehnisse liefern. Schon bald mehren sich die zunehmend bedrohlichen Vorgänge und stellen die Eltern vor ein Rätsel. Bis sie begreifen, dass ein Dämon in ihrem Haus ist, der es auf die Mädchen abgesehen hat …
Die Rückkehr zu den Wurzeln der paranormalen Ereignisse kommt hier natürlich nicht wirklich überraschend. Bereits in den ersten beiden Teilen wurde angedeutet, dass Katie in ihrer Kindheit Opfer von übernatürlichen Erscheinungen wurde. Umso erfreulicher, dass Autor Christopher Landon (der schon das Skript zum zweiten Teil verfasste) sein Drehbuch mit vielen guten Ideen anreicherte, die sehr wirkungsvoll umgesetzt wurden. So beherrscht der Dämon Fähigkeiten, die an Tobe Hoopers Poltergeist aus dem gleichnamigen Grusel-Klassiker erinnern: von rasantem Stühlerücken, Neudekorationen der Küche bis hin zum lautstarken Terror im Kinderzimmer. Das unheilvolle Treiben des Dämons übertrifft in Sachen Intensität nochmals die Vorkommnisse der ersten Filme und gleicht erzählerische Schwächen und Abnutzungserscheinungen des altbekannten Musters aus. Darüber hinaus tritt ein neuer Einfall besonders hervor: Eine Kamera wird an einem hin- und her schwenkenden Ventilator angebracht, um Wohnzimmer und Küche zu erfassen. Die Sekunden des Wartens, wenn die Kamera langsam und behäbig von einem Raum in den nächsten schwenkt, gehören zu den gelungensten und intensivsten Momenten des gesamten Films. Die Spannung, was wohl als Nächstes ins Blickfeld rückt, ist mitunter kaum zu ertragen und alleine schon das Eintrittsgeld wert.
Natürlich bietet „Paranormal Activity 3“ nicht viel Neues; zu bekannt und überraschungsarm ist mittlerweile das Konzept vom unsichtbaren Horror in den eigenen vier Wänden. Zudem sorgen die bisweilen unfreiwillig komischen Dialoge sowie vereinzelte schauspielerische Schwächen für einen faden Beigeschmack. Gelungen hingegen ist das Finale, das mit einer unerwarteten Hinwendung zum Okkulten überrascht und den Stoff für einen weiteren Teil bereithält.
FAZIT: Auch der dritte Teil der Gruselreihe kommt als einfach gestrickter und reduzierter Horrorfilm daher. „Paranormal Activity 3“ bietet zwar nicht viel Neues, kann es in Sachen Spannung und Schockeffekten aber locker mit den Vorgängern aufnehmen.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.
Darsteller:
- Chloe Csengery
- Jessica Tyler Brown
- Katie Featherston
- Sprague Grayden
- Lauren Bittner
- Christopher Nicholas Smith
- Mark Fredrichs
- Brian Boland
- Dustin Ingram
Regie:
- Henry Joost
- Ariel Schulman
Erscheiungsjahr:
2011
Paranormal Activity 3 Trailer