Paranormal Activity 2 Filmkritik

Mit Geistern und Dämonen hat man es wirklich nicht leicht: Sobald sie es sich einmal im Haus oder Körper bequem gemacht haben, kriegt man sie nicht mehr los. Ganz besonders hartnäckig sind die übernatürlichen Wesen in Filmen. Kein Kassenerfolg kommt ohne die unvermeidlichen Nachfolger aus. Dabei wird das Franchise gemolken, bis kein müder Cent mehr aus dem Ganzen herauszuquetschen ist.

„Paranormal Activity 2″ fällt natürlich in diese Kategorie der logischen Fortsetzungen, zumal der Originalfilm lediglich ein Jahr zurück datiert. Der sensationelle Erfolg der Horror-Doku-Soap – wenige tausend Euro Budget, über 100 Millionen Dollar an den Kinokassen eingespielt – war aber auch ein klares Indiz dafür, was das Publikum liebt. Nämlich pseudo-authentisches Material, siehe „Der letzte Exorzismus“. Ob „Paranormal Activity 2″ begeistert oder entgeistert, erfahrt ihr nachfolgend.

Der Dämon, der mich liebte!
Kurz vor den tragischen Ereignissen aus „Paranormal Activity„: Kristi (Sprague Grayden), die Schwester von Katie (Katie Featherston, bekannt aus dem ersten Teil), hat gerade Hunter (William Juan Prieto) zur Welt gebracht und freut sich auf die Rückkehr in das hübsche Häuschen am Stadtrand. Ehemann Dan (Brian Boland) und dessen Tochter aus erster Ehe, Ali Rey (Molly Ephraim), sind vom Nachwuchs ebenso begeistert, wie die mexikanische Haushälterin Martine (Vivis Cortez). Das Familienglück scheint perfekt!

Allerdings nur solange, bis es zu merkwürdigen Ereignissen rund ums Haus kommt. Dan bemerkt, dass jeden Morgen der automatische Poolreiniger auf der Wiese liegt, statt seinen Dienst im Pool zu versehen. Der Familienhund bellt aus nicht nachvollziehbaren Gründen offenbar die Wände an. Und selbst Bratpfannen krachen scheppernd von selbst zu Boden, statt brav am Haken hängenzubleiben.

Die abergläubische Martine hegt den Verdacht, ein Dämon befinde sich im Haus. Während Dan und Kristi über ihre Worte lediglich schmunzeln, wird sie von der jungen Ali durchaus ernst genommen. Nach Recherchen im Internet glaubt Ali zu wissen, wer hinter den mysteriösen Vorgängen steckt: Ein Dämon, der hinter dem unschuldigen Hunter her ist. Und wie sich zeigen soll ist der böse Geist in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich …

Da wird der Hund in der Bratpfanne verrückt!
Der wesentliche Unterschied zwischen „Paranormal Activity 2“ und dem Originalfilm liegt im bedeutend höheren Budget verankert. Davon abgesehen bietet die Fortsetzung im Grunde nur mehr vom Gleichen. Anstatt eines Pärchens bewohnen nun fünf Personen inklusive Hund das von Geistern oder Dämonen heimgesuchte Haus. Dies ermöglicht natürlich breitere Figurenkonstellationen, ohne dabei jedoch in die Tiefe zu gehen. Einen klassischen Spannungsbogen gibt es nicht. Sporadisch werden „Schockeffekte“ eingestreut. Die meiste Zeit über wird aber das eher unspektakuläre Familienleben porträtiert, wobei den Protagonisten kaum ein eigener Charakter zugestanden wird. Aus ihren Klischeerollen – besorgte, schreckhafte Mutter, pragmatischer Vater, abergläubische Mexikanerin, die kaum ein Wort Englisch spricht – gibt es kein Entkommen.

Daraus resultiert eine logische Ambivalenz zwischen potenziell spannender Geschichte und völliger Teilnahmslosigkeit am Schicksal der Figuren. „Paranormal Activity 2“ laboriert am modernen Blockbuster-Syndrom: Empathie für die Protagonisten wird zugunsten oberflächlicher Storys völlig in den Hintergrund gedrängt. Bedauerlich, da ein ausgefeiltes Drehbuch für einen unheimlich spannenden Film hätte sorgen können. In diesem Zusammenhang sei auf cineastische Meilensteine des Genres wie „Poltergeist“ oder „Exorzist“ verwiesen. Deren Qualität speiste sich in erster Linie aus der Sorge des Zuschauers um die heimgesuchten Figuren.

Ganz anders hingegen „Paranormal Activity 2“: Die kalte, sterile Atmosphäre errichtet einen undurchdringlichen Wall zwischen Rezipienten und Filmfiguren. Weder die Sorge um das Wohlergehen eines hilflosen Kindes, noch der Angriff auf einen Hund lösen beim Zuschauen irgendwelche Gefühle des Mitleids aus.

Belangloser Mummenschanz für Nervenbündel
Funktionierte der Film wenigstens auf seiner primär beworbenen Ebene, nämlich dem Horror, könnte man noch ein Auge zudrücken. Aber selbst hierbei offenbart der Streifen keinerlei Substanz. Während der ersten, harmlosen Phase der Heimsuchung werden sattsam bekannte Klischees aufgegriffen: Küchengeräte spielen verrückt, ein Haustier „spürt“ das Böse, seltsame Geräusche. Beim Showdown zieht der Dämon (?) sämtliche Register seines üblen Treibens und offenbart eine weitere Schwäche des Films: Die Protagonisten stehen dem Übernatürlichen komplett hilflos gegenüber. Es gibt keine Kämpfe, keine Mittel der Verteidigung oder wenigstens halbherzige Versuche sich des Bösen zu erwehren.

Wenig zum Gelingen des Films tragen die Schauspieler dar. Ihre Rollen bestehen im Wesentlichen darin, öde Dialoge und flache Witze zum Besten zu geben. Mehr gibt das Drehbuch zugegebenermaßen auch nicht her.

Erstaunlich ist an einem Film wie „Paranormal Activity 2“ allenfalls der gewaltige Erfolg, nicht zuletzt im Zuge geschickten Marketings und von den Medien fleißig unterstützten Hypes. Nachdem billig produzierte Doku-Soaps das Fernsehen überschwemmen, machen sich diese zunehmend auch im Kino breit. Aus Produzentensicht eine dankbare Kombination: Großes Publikumsinteresse bei gleichzeitig lächerlichen Produktionskosten. Eine rühmliche Ausnahme davon stellte „Cloverfield“ dar, dessen Story zwar ebenfalls keinen Originalitätspreis gewinnen konnte, der aber seine Geschichte spannend und dramaturgisch durchaus geschickt zu erzählen wusste.

Angesichts des Erfolgs von „Paranormal Activity 2“ sollte Teil 3 beschlossene Sache sein. Doch wie lange wird die Masche noch funktionieren? Wird das Publikum irgendwann der ewig gleichen Story müde? Oder gelingt es den Produzenten am Ende sogar, für überraschende Wendungen zu sorgen? Die Antworten auf diese Fragen werden für einige Zeitgenossen wie den Schreiber dieser Zeilen mit weitaus mehr Spannung erwartet als der Film selbst.

Fazit: „Paranormal Activity 2“ spricht die Fanbasis des Originals an und entwickelt die dürftige Story nicht weiter. Wer Teil 1 gruselig und spannend fand, wird mit dem Sequel vollauf zufriedengestellt. Alle anderen dürften mit „Paranormal Activity 2“ wenig Freude haben.


Darsteller

  • Brian Boland … Daniel
  • Molly Ephraim … Ali
  • Vivis Cortez … Martine
  • Katie Featherston … Katie
  • Seth Ginsberg … Brad
  • Sprague Grayden … Kristi
  • William Juan Prieto … Hunter Rey
  • Jackson Xenia Prieto … Hunter Rey
  • Micah Sloat … Micah
  • David Bierend … Überwachungskamera-Experte

Regie
Tod Williams

Produktionsland, Jahr
USA, 2010

Paranormal Activity 2 Trailer


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