Nachts im Museum 2

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Wie lautet eine der Goldenen Regeln Hollywoods? Richtig: Eine Cash cow wird so lange gemolken, wie sie Milch gibt. Je mehr, desto besser. Auch „Nachts im Museum“, der Überraschungshit 2006, bricht mit dieser finanziell lukrativen Regel nicht. Zweieinhalb Jahre später wird Superstar Ben Stiller erneut ins Museum geschickt. Ob „Nachts im Museum 2“ ein unterhaltsamer Spaß für die ganze Familie darstellt, wird im Folgenden erörtert. Übrigens kann diese Kritik auch tagsüber zu Hause gelesen werden.

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Klein, aber Pharao!
Nachdem Larry (Ben Stiller) dank seiner Erfindungen zum erfolgreichen Unternehmer geworden ist, hat er seinen Job als Nachtwächter im Naturhistorischen Museum an den Nagel gehängt. Aus nostalgischen Gründen stattet er seinen Freunden ab und zu noch einen Besuch ab. Kurz vor einem wichtigen Termin muss er feststellen, dass sämtliche Museumsstücke versandfertig gemacht wurden, zwecks Überstellung ins riesige Smithsonian Institute. Begründung: Niemand gucke sich noch Dioramen, Skelette oder ausgestopfte Tiere an, sondern begnüge sich mit holographischen Figuren, die die Exponate ersetzen.

Geknickt marschiert Larry nach Hause, nur, um von Jedediah (Owen Wilson) angerufen und verzweifelt um Hilfe gebeten zu werden. Der böse Pharao Kahmunrah (Hank Azaria) sei gleich allen anderen Exponaten zum Leben erweckt worden und plane, die Weltherrschaft mit Hilfe einiger Verbündeter wie Iwan, den Schreckliche (Christopher Guest) oder Napoleon Bonaparte (Alain Chabat) sowie einer Armee der Unterwelt an sich zu reißen. Nur Larry kann die Katastrophe noch verhindern, der in Amelia Earhart (Amy Adams) eine schlagkräftige und mutige Partnerin findet …

Die Stillerste Zeit des Jahres
Fast 600 Millionen Dollar spülte „Nachts im Museum“ in die Kinokassen. Eine Marke, die der Nachfolger vielleicht sogar übertreffen wird können. Das Zielpublikum des Sequels bleibt dabei gleich: Kinder und Jugendliche, die in Begleitung Erwachsener ein harmloses Effektspektakel ohne Ecken und Kanten sehen und sich einfach nur amüsieren wollen.

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Diese vorgegebene Marschrichtung hält Regisseur Shawn Levy, der auf harmlose Komödien spezialisiert ist („Voll verheiratet“, „Im Dutzend billiger“) penibel genau ein und riskiert nichts. Dementsprechend vorhersehbar ist das Skript, welches ein Musterbeispiel dafür abgibt, wie die meisten Fortsetzungen von Filmen dieser Art verlaufen: Man wechsle einen Teil der Figuren aus dem Original aus, integriere eine Liebesgeschichte, so unnötig oder abstrus sie auch sei, vergeude gar nicht erst viel Zeit mit Charakterisierungen oder einer halbwegs anspruchsvollen Geschichte, sondern setzte voll und ganz auf die Effekte.
Das Ganze dann mit einer Prise kindergerechten Humor abschmecken, umrühren, fertig!

Das Konzept von „Nachts im Museum“ beruft sich im Wesentlichen auf zwei Säulen: Die Mitwirkung Ben Stillers und die millionenteuren Spezialeffekte. Was bereits im Originalfilm extrem brüchig war, kollabiert im Teil 2 völlig und wirbelt lediglich viel Staub auf. Während Ben Stiller beim Vorgängerstreifen noch einen sympathischen Verlierer mit dem Herz am Rechten Fleck spielte, absolviert er nunmehr einen glanzlosen, müden Pflichtauftritt.

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Auch die Effekte reißen „Nachts im Museum 2“ nicht aus dem unteren Mittelmaß heraus, eher im Gegenteil: Einige Szenen hinterlassen einen denkbar ungünstigen Eindruck für einen Film dieser Preisklasse.
Es wird kaum überraschen, dass das schlichte Drehbuch das Kraut auch nicht mehr fett macht. Uninspiriert wird eine hanebüchene Story erzählt, der jegliche innere Struktur fehlt. Mit einer Einleitung hält sich der Film erst gar nicht lange auf und eröffnet bereits nach wenigen Minuten den trüben Schaubudenzauber. Ohne Kenntnis von „Nachts im Museum“ stiftet Teil 2 Verwirrung, der sich somit in erster Linie an die Fans des Originalstreifens richtet.

Kinkerlitzchen wie irgendeiner originellen, neuen Idee verweigert sich Shawn Levy konsequent: Unentwegt regt sich das Gefühl, man habe dies alles schon einmal in einem anderen Film gesehen, und zwar besser und witziger. Vor allem witziger, denn Unterhaltungsfilme für die ganze Familie können durchaus Gags für sämtliche Altersgruppen bieten. Nicht so hier: Kinder werden sich vermutlich köstlich amüsieren, während Erwachsenen eine Gähnattacke nach der anderen widerfahren dürfte.

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Tatsächlich ist „Nachts im Museum 2“ so einfallslos wie der deutsche Titel, dem einfach eine Ziffer angehängt wurde, während der Film im Original noch den Namen „Night at the Museum: Battle of the Smithsonian“ trägt. Fast zwei Stunden lang wird eine CGI-Figur nach der anderen auf die Leinwand projiziert, jagen die „Bösen“ den „Guten“ nach, werden unlustige Dialoge geführt und eine mit der Aufschrift „den Mädels was Putziges bieten“ etikettierte Liebesgeschichte mit der Brechstange hineingezwängt. Zwar meistert Amy Adams ihre Rolle als Flugpionierin Amelia Earhart sehr gut, die banale Langeweile des Streifens kann sie dennoch nicht verhindern.

Kurzum: War bereits „Nachts im Museum“ eine eher maue Angelegenheit, so legt die Fortsetzung noch mehrere Zentner an Schwerfälligkeit drauf. „Nachts im Museum 2“ ist einer jener Filme, die zwar keine totale Katastrophe sind, aber dennoch von Beginn weg anöden und niemals Fahrt aufnehmen: Vorhersehbare Story mit allen üblichen Klischees, ein – wieder einmal! – böser Pharao, der lispelt (!) und weniger Schrecken als ein angeschnäuztes Taschentuch verbreitet, ellenlange Dialoge ohne jeglichen Witz – „Nachts im Museum 2“ entpuppt sich als aufgeblähtes Nichts.

Die einzigen schlechten Scherze ergeben sich unbeabsichtigt. Einem Robin Williams schätzungsweise zwei Minuten Präsenz zu gewähren, ist geradezu haarsträubender Leichtsinn. Rodins „Denker“ mit einer an Arnold Schwarzenegger erinnernden Stimme zu versehen, mag nach einem gelungenen Seitenhieb klingen, erweist sich jedoch als Schlag ins Wasser. Gleich den „Parodien“, etwa auf „300“, die lächerlich sind, aber eben leider nicht zum Lachen reizen.

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Fazit: „Nachts im Museum 2“ hat das Alter seiner Zielgruppe reduziert. Der „Humor“ dürfte nur sehr jungen Kinobesuchern und allenfalls komplett anspruchslosen Gemütern gefallen. Der „Plot“ gibt nicht einmal vor, mehr als eine Ansammlung halbseidener Entschuldigungen für mittelprächtige Spezialeffekte zu sein.

Eltern können sich immerhin darüber freuen, in „Nachts im Museum 2“ eine ideale, zweistündige Parkmöglichkeit für den Nachwuchs gefunden zu haben.
Und Ben Stiller dar sich über die eine oder andere Million mehr auf seinem Konto freuen. Gerüchteweise soll Dagobert Duck bereits Angst um seinen Titel „Reichster Mann der Welt“ bekommen …


Darsteller
Ben Stiller … Larry Daley
Amy Adams … Amelia Earhart
Hank Azaria … Kahmunrah
Owen Wilson … Jedediah Smith
Steve Coogan … Octavius
Bill Hader … General Custer
Christopher Guest … Iwan der Schreckliche
Alain Chabat … Napoleon Bonaparte
Ricky Gervais … Dr. McPhee
Robin Williams … Theodore Roosevelt

Regie
Shawn Levy

Produktionsland, Jahr
USA, 2009

Nachts im Museum 2 Trailer

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