Ma – Sie sieht alles Kritik

Ma Sie sieht alles

Maggie (Diana Silvers) ist erst vor kurzem mit ihrer Familie in ein kleines, gemütliches Kaff in Ohio gezogen. Sie und ihre Freunde sind in einem Alter, in dem das Interesse am anderen Geschlecht immer stärker wird und an den Wochenenden viel gefeiert wird. Nur fehlt es bislang an den passenden Orten für die Partiys. Da trifft die Clique zufällig auf die sympathische Sue Ann (Octavia Spencer), die den jungen Erwachsenen anbietet, in ihrem Keller abzuhängen und zu feiern. Auch Alkohol besorgt sie Maggie und ihren Freunden. Diese können ihr Glück zunächst kaum fassen – bis Ma, wie Sue Ann genannt werden will, immer merkwürdigere Verhaltensweisen an den Tag legt. Je mehr die Clique auf Distanz zu Ma geht, desto zudringlicher wird sie – sind sie an eine Psychopathin geraten?

Hauptdarstellerin Octavia Spencer ist schon seit über 20 Jahren im Film- und TV-Geschäft. Erste Aufmerksamkeit erregte sie bereits Ende der 90er-Jahre in der Serie „Emergency Room“. Jedoch musste sie noch über zehn Jahre warten, bis ihr mit dem Sozialdrama „The Help“ endgültig der weltweite Durchbruch als Charakterdarstellerin gelang. Der in Mississippi gedrehte Psycho-Horror „Ma“ stammt von Schauspieler und Filmemacher Tate Taylor, der zuletzt 2016 den Thriller „Girl on the Train“ inszenierte.


Geschickt verwebt Taylor seinen Mix aus psychologischem Thriller und Suspense mit klassischen Coming-of-Age-Anleihen, wenn er Maggie und ihre Clique zunächst sorgsam und mit Geduld einführt. Dazu gehören dann Aspekte wie die erste Liebe und Eifersüchteleien innerhalb der Gruppe junger Erwachsener ebenso wie die komplexe und von Meinungsverschiedenheiten geprägte Beziehung zu den Eltern. Gerade der Beziehung zwischen Maggie und ihrer Mutter (Juliette Lewis) widmet sich Taylor mit Bedacht.

So entstehen Nähe und Mitgefühl für die sympathische Hauptfigur, die sich – ebenso wie ihre Freunde – gerade zu Beginn allerdings ziemlich unreflektiert und naiv verhalten. Antworten auf die Fragen, wieso sich die Heranwachsenden so schnell und unverblümt in die „Obhut“ von Sue Ann begeben und erst sehr spät hinter ihre wahren Absichten kommen, kennen wohl nur Taylor und sein Drehbuchautor. Immerhin: Sie bauen ihre unheilvolle, bedrohliche Stimmung langsam auf. Denn zunächst erweist sich Ma als hilfsbereite, freundliche Erwachsene, die den Schülern auf Augenhöhe begegnet – bis sie sich immer fordernder und aggressiver in deren Leben drängt, auch mit Hilfe der sozialen Medien.

Ihre „Rachepläne“ arbeitet Ma leider ziemlich überraschungsarm und gelangweilt ab, selbst wenn Taylor nicht vor blutigen (Splatter-)Momenten zurückschreckt. Etwas stümperhaft und schlampig sind zudem die Rückblenden in Mas Schulzeit geraten, die eigentlich offenbaren sollen, wie aus ihr eine derartige, menschenverachtende Psychopathin werden konnte. Stattdessen kratzt Taylor nur an der Oberfläche und verweigert dem Zuschauer tiefergehende Einblicke und aufschlussreiche Erklärungen. Eines jedoch hebt „Ma“ letztlich dann doch von vielen inhaltlich ähnlich gelagerten Psycho-Thrillern ab: Das konsequent facettenreiche, mimisch eindrucksvolle Spiel von Octavia Spender sorgt für Gänsehaut und trägt viel zur unheilvoll-schauerlichen Atmosphäre gerade in der ersten Filmhälfte bei.

Fazit: Starke Darsteller und überzeugende Coming-of-Age-Anleihen können den inhaltlich nach Schema F verlaufenden, von naiven Verhaltensweisen der Figuren geprägten Horrorfilm gerade so vor der Durchschnittlichkeit bewahren.


Bewertung: 6 von 10 Sternen

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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