Dumbo Kritik

Dumbo Filmkritik

Viele Jahre war Holt Farrier (Colin Farrell) der Star der Zirkusfamilie von Max Medici (Danny DeVito). Der Erste Weltkrieg änderte jedoch alles: Als Farrier 1918 nach dem Krieg zu Hause ankommt, ist er ein psychisches Wrack und auch körperlich stark eingeschränkt. In den Kampfhandlungen verlor er einen Arm. Immerhin stellt Medici seinen Ex-Star wieder ein und hat sogleich eine ganz besondere Aufgabe für ihn. Farrier soll sich um ein Elefantenjunges kümmern, das aufgrund seiner viel zu großen Ohren schnell das Gelächter der Zirkusbesucher auf sich zieht. Sein Name: Dumbo. Nachdem Farriers Kinder zufällig herausfinden, dass Dumbo mit seinen Riesenohren in der Lage ist zu fliegen, wird das Jungtier jedoch schnell zum Publikumsliebling und Kassenmagneten. Dies ruft schließlich auch den geldgieren Unternehmer V.A. Vandevere (Michael Keaton) auf den Plan, der  Medicis Zirkus kauft und Dumbo zum Star seines Phantasiereichs und Freizeitparks „Dreamland“ machen will. Schon bald erkennen Farrier und seine Kinder dessen wahre Absichten. Gelingt ihnen die Flucht?

Die letzten Jahre waren nicht gerade geprägt von filmischen Großtaten Tim Burtons. Zwar erwies sich sein letzter Film, „Die Insel der besonderen Kinder“, als Kassenerfolg, künstlerisch konnte er aber nicht vollends überzeugen. Dasselbe gilt für „Big Eyes“, der sich 2014 gar als Burtons größter Kassenflop erwies und bei der Kritik durchfiel. Mit der Neuverfilmung des Zeichentrick-Klassikers „Dumbo“ will der einstige Regie-Visionär wieder in die Erfolgsspur zurückfinden. Bereits Mitte 2014 kündigte Disney an, ein Remake realisieren zu wollen. Eines, dass sich inhaltlich stark vom Original unterscheidet. Denn sowohl Holt Farrier als auch der fiese Geschäftsmann Vandevere traten im Film von 1941 nicht auf.


Es war eine gute Entscheidung von Burton und seinen Drehbuchautoren, diesen Film inhaltlich neu auszurichten und ihn mit allerlei unverbrauchten Elementen und frischen Ideen anzureichern. Der Zeichentrickfilm aus den 40er-Jahren ist überlebensgroß und wird für alle Zeiten unerreichbar sein. Das weiß auch Burton, weshalb er sich nur lose an dem Film orientierte. Mit dem Remake schafft er ein Werk, das nun selbst „Dumbo“-Fans der ersten Stunde, die den Trickfilm in- und auswendig kennen, anziehen dürfte. Denn was der 61-Jährige mit dem vorgegebenen Grundgerüst macht und wie er seine (Underdog-) Geschichte um Mut, Freundschaft und die Sehnsucht nach Anerkennung visuell umsetzt, ist große Kinokunst.

Optisch bleibt Burton seinem Stil der vergangenen Filme weitestgehend treu. Vorbei ist die Zeit des dunklen Gothic-Horrors und düster-schauriger Welten. Es dominieren Farbenpracht, visuelle Spielereien und magische Effekte. Burton entwirft eine zauberhafte, zuckersüße und vor Phantasie überbordende Zirkuswelt, die einen großen Reiz dieser Produktion ausmacht. Waren die Burton-Werke früher (vor allem in den 90er-Jahren) noch von einem unheilvollen Schauerlook durchzogen und erinnerten die morbiden Schauplätze an den expressionstischen deutschen Stummfilm, sind es in „Dumbo“ die beeindruckende Farbenpracht und die von stylischen Pastelltönen dominierte, vielseitige Optik, die ins Staunen versetzen. Zudem wird „Dumbo“ von allerlei bizarren Zeitgenossen bevölkert. Darunter: skurril anmutende, schräge Zirkus- und Varietékünstler und dem Wahnsinn verfallene Bösewichte (Michael Keaton in seiner besten Rolle seit „Birdman“).

Hinzu kommen spielfreudige Darsteller, eine gelungene Mischung aus heiteren und melancholischen Momenten (immer im Mittelpunkt: die liebenswürdige, tierische Hauptfigur) sowie überzeugende Effekte. Gerade der animierte Babyelefant ist derart knuffig und – trotz seiner „Fehlbildung“ – realitätsnah geraten, dass man beim Zusehen seine helle Freude hat. Von Moment seiner Geburt an wächst einem dieses sympathische und bezaubernde Wesen ans Herz. Eine lobenswerte Entscheidung war es zudem, auf sprechende Tiere zu verzichten. Besäßen Dumbo bzw. die anderen Tiere wie in den meisten Disney-Werken die Fähigkeit zur verbalen Kommunikation, hätte dies zu einer unnötigen, übertriebenen Verniedlichung und einer ärgerlichen Vermenschlichung beigetragen.

Fazit: Geist- und einfallsreiches, originelles (Zirkus-) Märchen für Groß und Klein mit genialen Kulissen sowie einem spielstarken Cast. Tim Burton war seit „Dark Shadows“ (2012) nicht mehr so gut.


Bewertung: 9/10

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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