Die Insel der besonderen Kinder Kritik

Die Insel der besonderen Kinder FilmkritikJacob (Asa Butterfield) ist mit den abenteuerlichen Geschichten seines Großvaters Abraham (Terence Stamp) aufgewachsen. Darin beschrieb Abraham seine eigene Kindheit, die er angeblich auf einer abgeschiedenen Insel unter lauter übernatürlich begabten Kindern verbracht hat. Dort versteckten sie sich vor Monstern und waren geeint in dem Schicksal, aufgrund der außergewöhnlichen Kräfte, anders als die anderen zu sein. Früher war Jacob fasziniert von diesen Erzählungen, doch im Laufe der Jahre schenkte er ihnen immer weniger glauben. Eines Tages jedoch findet er Abraham im Garten liegend – ohne Augen und zerfleischt von einem unheimlichen Wesen. Jacob will dem tragischen Vorfall auf den Grund gehen. Waren die Geschichten über die „Insel der besonderen Kinder“ doch keine Erfindung? Jacob überredet seine Eltern zu dem Waisenhaus zu fahren, in dem Abraham als Kind gelebt hat. Es dauert nicht lange und Jacob macht Bekanntschaft mit außergewöhnlichen Kindern die über Superkräfte verfügen, die er alle bereits kennt – aus den Erzählungen des Großvaters.

Mit der Verfilmung des gleichnamigen, erfolgreichen Jugendbuchs von Ransom Rigggs, gelangt Regie-Visionär Tim Burton zumindest kommerziell wieder in die Erfolgsspurt, das lässt sich von seinem phantastischen Jugend-Abenteuer bereits jetzt sagen. Schon am Startwochenende spielte die mit vielen Stars gespickte Produktion fast 30 Millionen Dollar allein in den USA ein. Seit fast drei Wochen steht der Film zudem in den Top Drei der aktuell erfolgreichsten Kino-Filme in Deutschland. Diesen Erfolg hatte Burton nach seinem letzten Film, dem künstlerisch wie kommerziell enttäuschenden „Big Eyes“, dringend nötig. In der Hauptrolle ist hier Asa Butterfield zu sehen, der seinen Durchbruch in Martin Scorseses „Hugo Cabret“ feierte. Prominent ist die Riege der Nebendarsteller: von Eva Green (die mit Burton gemeinsam an „Dark Shadows“ arbeitete) über Judi Dench bis hin zu Samuel L. Jackson in der Rolle des Hauptbösewichts. Die Dreharbeiten für den Film begannen Anfang 2015 und zogen sich bis in den Mai des gleichen Jahres.

Burton erreicht mit seinem neuen Film bei weitem nicht die Klasse solcher Meisterwerke des abseitigen, vor bunten Einfällen überquellenden Fantasy-Films wie „Big Fish“ oder „Charlie und die Schokoladenfabrik“. Dennoch blitzt bei „Die Insel der besonderen Kinder“ in vielen Szenen immer wieder die Magie früherer Tage auf, als Tim Burton der Meister des Morbiden und des bizarren Humors war. Besser zwar als „Big Eyes“, offenbart der Film aber eben dennoch einige eklatante Schwächen, für die der Regisseur zunächst einmal gar nicht viel kann.
Denn die größte Schwäche liegt in der – der Verfilmung zugrunde liegenden – Geschichte selbst. Diese sorgt mit ihrer unnötigen Komplexität und Verwirrung um immer noch mehr Zeitschleifen und Reisen in die Vergangenheit, dafür, dass der Gesamteindruck merklich getrübt wird. Dass man nämlich stets ganz bei der Sache bleiben und das Geschehen auf der Leinwand hochkonzentriert verfolgen muss, um der Handlung noch folgen zu können, nimmt dem Film viel von seiner Leichtigkeit und zauberhaften Atmosphäre. Durch jene zeichnet sich das Werk nämlich in der ersten Stunde aus. Doch je länger sich das Ganze zieht und je länger der Kampf von Jacob und den anderen, „besonderen“ Kindern gegen die bösen „Hollows“ dauert, desto wirrer wird das Geschehen auch auf der Leinwand.

Wirr und überzogen ist dann auch eine viel zu lange Szene mit zum Leben erweckten Skeletten eines Schiffsunglücks, die quasi sinnbildlich und stellvertretend für die chaotische Reizüberflutung vor allem im letzten Drittel des Films, steht. Zwar ist der Action-Anteil konsequent hoch, allerdings sieht man sich an den Kämpfen zwischen den Kindern und den Fieslingen auch schnell satt. Langeweile und Eintönigkeit kommen auf.

Dem geht jedoch eine hervorragende erste Filmhälfte voraus, die schon mit der klugen, da ausführlichen und stimmigen Einführung der Hauptfigur beginnt. Jacob erscheint uns als zwar sympathischer, aber dennoch mit seiner Identität kämpfender und verwirrter Teenager, der zu Beginn noch nichts davon ahnt, wie besonders er selbst ist. Ebenso besonders wie die Kinder auf der Insel nämlich, auf die er bald trifft und die es tatsächlich gibt. Was bedeutet, dass sein Großvater über all die Jahre die Wahrheit erzählte über jene Bewohner des Heims, die unsichtbar, leicht wie ein Luftballon oder stark wie eine Armee von Männern sind oder über ein messerscharfes Gebiss am Hinterkopf verfügen. Bezogen auf die visuelle Qualität und die Ausführung der CGI-Animationen, ist der Film nicht weit von den früheren Großtaten Burtons entfernt. Die Superkräfte der Kinder wurden optisch brillant sowie auf fantasievolle und verspielte Art und Weise umgesetzt.

Auch kommt der Humor, in erster Linie abermals in den ersten 60 Minuten, nicht zu kurz. Die witzigsten Szenen ergeben sich vor allem aus all den bizarren Merkwürdigkeiten, die in Verbindung zu den skurrilen Kräften der Kinder stehen. So braucht es z.B. schon das mit Bärenkräften ausgestattete Mädchen, um eine Monster-Möhre aus der Erde zu ziehen und auch am Esstisch zeigt sich so manche Überraschung. So z.B. durch das Mädchen mit dem Gebiss am Hinterkopf, das extrem gefräßig und daher natürlich eigens gefüttert werden muss. Diese sympathischen Einfälle und humorvollen Szenen verlieren sich dann leider im Chaos der viel zu langen Kämpfe gegen Schluss und während des überladenen Showdowns.

Fazit: Erste Hälfte top, zweite Flop: die dramaturgisch wie visuell überladene zweite Hälfte mit dem überlangen (Action-) Showdown trübt den Gesamteindruck ebenso wie die unnötig verkomplizierte Handlung. Dennoch ist der Film keine komplette Enttäuschung, was der gelungenen CGI-Umsetzung der Superkräfte und dem bissigem Witz in der ersten Stunde geschuldet ist.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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4 Kommentare

  1. Ich glaube auch wenn die zweite Hälfte von dem Film nicht die schönste war, kann man sich den Film anschauen. Von der Geschichte her ist er schon packend und hat eine tolle CGI-Umsetzung. Ich hoffe das es vielleicht noch einen 2ten Teil geben wird. Dieser sollte am Ende allerdings ein paar stärken mehr aufweißen.

  2. Ja, es sollen wohl noch mehr kommen. Zumal dieser hier die kommerziellen Erwartungen voll erfülle. Immerhin besser als Big Eyes:)

  3. Also für mich war es der beste Burton-Film mindestens seit Mars Attacks aus den 90ern. Alles was ich an ihm liebe, vereint er. Gehe vlt sogar zweimal in den Film

  4. Ich konnte nie etwas anfangen mit den bonbon-bunten Welten des Tim B. Und werde es vermutlich auch nie:))

    Grüße
    Der Filmmaker

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