Learning to drive – Fahrstunden fürs Leben Kritik

Learning to drive Filmkritik

Nach 21 Ehejahren muss die aus New York stammende Schriftstellerin Wendy (Patricia Clarkson) den Schock ihres Lebens verdauen: ihr Mann verlässt sie und sie muss mit dem Verlust der großen Liebe ihres Lebens zurechtkommen. Zunächst ist es ungewohnt für sie, wieder alleinstehend zu sein und auf eignen Füßen zu stehen, doch Wendy will sich nicht unterkriegen lassen. Um ihre Tochter im nördlichen, weit entfernten US-Bundesstaat Vermont besuchen zu können, nimmt sie sich vor, bei dem indischen Taxifahrer Darwan (Ben Kingsley) Fahrstunden zu nehmen. Im Laufe der hitzigen, ereignisreichen Stunden im Auto mit Darwan kommt es zu allerlei Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten mit dem strengen, erzkonservativen Inder. Doch unter der rauen, schwer zu durchschauenden Schale steckt ein hoch sensibler, schlauer Mann, der Wendy viel über das Leben beibringen kann – und umgekehrt.

Der Film beruht auf einem Essay von Kritikerin und Poetin Katha Pollitt, der 2007 in der Essay-Sammlung „Learning to drive“ erschien. Regie führte die Französin Isabel Coixet, für die es der erste Ausflug ins Komödien-Genre ist. Zuvor inszenierte sie Dramen („Elegy“), Horror-Thriller („Another me“) und auch ein Biopic („Nobody wants the night“). Die beiden Hauptdarsteller von „Learning to drive“, Oscar-Preisträger Ben Kingsley („Gandhi“) und Patricia Clarkson, besetzte Coixet bereits für ihr gefeiertes, vielfach nominiertes Drama „Elegy“ von 2008. Kingsley und Clarkson waren es auch, die Coixet mit dem Essay von Pollitt vertraut machten und der Regisseurin eine Verfilmung des Stoffs nahe legten.

Im Stile einer klassischen Culture-Clash-Komödie wie „Alles koscher“ (2010) oder „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ (2009) lässt Regisseurin Coixet hier zwei Personen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund und völlig verschiedener sozialer und gesellschaftlicher Prägung aufeinanderprallen. Dass Wendy und Darwan dazu noch völlig gegensätzliche Auffassungen bzgl. der Themen Beziehung, Freundschaft und Lebensplanung haben, kommt erschwerend hinzu. Das Besondere bei dieser Komödie ist, dass die zwei durchweg interessanten, spannenden Hauptfiguren dabei auf engstem Raum, nämlich in einem kleinen Taxi, aufeinandertreffen. Flucht ist unmöglich, man muss sich einander stellen und mit dem Anderen irgendwie auskommen. Insofern hat der Film durchaus auch etwas von einem (fahrbaren) Kammerspiel.

Dabei kommt es zwischen den beiden Protagonisten oftmals zu höchst amüsanten, urkomischen Szenen und Momenten: entweder, weil sie sich mal wieder über den Sinn des Lebens oder die Notwendigkeit einer festen, monogamen Beziehung (angeregt) unterhalten, oder, weil es ja noch einen Führerschein zu machen und Fahrstunden zu nehmen gilt, was der eigentliche rote Faden des Films ist. Hier kommt es zudem mehrfach zu zwar allseits bekannten, aber originellen und heiteren verkehrsbedingten Vorkommnissen, die man noch selbst aus seiner eigenen Zeit als Fahrschüler kennt. Darüber hinaus gestalten sich die Gesprächsinhalte von Wendy und ihrem introvertierten, gestrengen Lehrer als anregend, fantasievoll und gelehrig – auch wenn sie hier und da ein wenig bedeutungsschwanger erscheinen.

Herzerwärmend ist mit anzusehen, wie die leidenschaftlich und mit viel Kraft von Patricia Clarkson gespielte Figur der Wendy im Laufe des Films zurück zu sich selber findet, ausgestattet mit Lebensfreunde, Tatendrang und Lust auf das künftige Aufgaben. Das einzige echte Ärgernis des Films ist lediglich die klischeeüberladene, unnötig ausgebreitete Nebenhandlung um Darwans Privatleben, der mit einer von seiner Schwester vermittelten, künftigen Ehe-Partnerin aus seinem indischen Heimatdorf bald vor so manches Problem gestellt wird.

Fazit: Kraftvolle, lebenskluge Tragikomödie mit lehrreichen Abhandlungen über die wichtigen Dinge im Leben und zwei herausragend besetzten Hauptdarstellern.

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