Another me Kritik

Another me FilmkritikDie junge Fay (Sophie Turner) ist ein Teenager mit vielen Sorgen und Nöten. Da wäre zum einen die schwere Erkrankung ihres Vaters, dessen Multiple Sklerose von Monat zu Monat seinen Zustand verschlechtert. Hinzu kommt der Ärger in der Schule mit ihren Mitschülerinnen, mit denen sie einfach nicht auskommt. Zu allem Überfluss beschäftigt sie seit kurzem auch noch eine dritte, äußerst mysteriöse Sache: Fay fühlt sich mehr und mehr von einer ihr bis auf die Haarspitze ähnelnden Frau verfolgt. Sie weiß aber nicht, ob diese Vorfälle real oder ob sie schlicht ein Opfer ihrer Einbildung und verzerrten individuellen Wahrnehmung sind. Dazu kommt, dass ihre Freunde und Bekannten ständig behaupten, sie an den unterschiedlichsten Orten gesehen zu haben. Steckt eine tatsächlich existierende Doppelgängerin hinter alledem oder verliert das junge Mädchen schlicht ihren Verstand?

„Another me“ ist der neueste Film der katalanischen Filmemacherin und Drehbuchautorin Isabel Coixet, die ursprünglich aus der Werbebranche kommt und sich in der Vergangenheit vor allem einen Namen als Regisseurin poetischer, ins Innere der menschlichen Seele vordringenden Dramen gemacht. Darunter u.a. solch gefeierte Werke wie das mit Penélope Cruz und Ben Kingsley besetzte Edel-Drama „Elegy“ oder das 2005 entstandene Melodram „Das geheime Leben der Worte“ mit Tim Robbins. Mit „Another me“ wagt sich Coixet auf neues Terrain vor, bewegt sich weg vom dramatischen Stoff hin zum Genre des Mystery-Thrillers. Ihr gelingt ein über weite Strecken atmosphärischer, spannender Film, der jedoch nie an die großen filmischen Vorbilder eines Roman Polanski („Ekel“) oder Brian De Palma („Dressed to kill“) heranreicht.

Auch wenn „Another me“ immer wieder die gängigen, von Doppelgänger-Filmen und Paranoia-Thrillern bemühten Klischees bedient (da erblickt Fay das mysteriöse Wesen etwa im Spiegel hinter sich oder sieht es vom Fenster aus neben ihrem Auto stehen), kreierte Isabel Coixet doch einen über weite Strecken gelungenen, unheimlichen Trip in die Abgründe der menschlichen Seele. Dieser Umstand ist zu weiten Teilen den tollen, formvollendet-harmonischen Bildern und der atmosphärischen Bildsprache zu verdanken. Ihr Gespür für eine unheilvolle Stimmung manifestiert sich allen voran in den von tiefschwarzen Schatten umhüllten, sterilen Räumen und Orten sowie den unscharfen Einstellungen und verzerrten Bildern.

Nachdem sich Fay – freilich obligatorisch für das Genre – irgendwann auch ihrer langen Haare entledigt hat, um sich von der geheimen Verfolgerin zu unterscheiden bzw. von ihr zu „säubern“, driftet der Film mit zunehmendem Auftreten ihres hübschen Schwarms Drew leider auch in etwas gefühlsduselige und kitschige Gefilde. Dieses Lovestory-Element hätte es nicht gebraucht, ist aber wohl der Tatsache geschuldet, dass mit dem Film vor allem ein jüngeres, pubertätsbedingt ebenso wie Fay emotional aufgewühltes Publikum erreicht werden soll. Hauptdarstellerin Sophie Turner („Game of Thrones“) beweist hingegen Spielfreude und agiert leidenschaftlich und glaubwürdig als verwirrte, an ihrem Verstand zweifelnde Hauptfigur.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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