Intruders Kritik

Im vergangenen Jahrzehnt sorgten in erster Linie Regisseure aus Spanien für Furore im angestaubten Horror-Genre. Mit einem Gespür für spannende Geschichten und intelligentem Grusel abseits von Splatter und Gemetzel, machten in erster Linie Alejandro Amenábar und Juan Antonio Bayona von sich reden. Amenábar schuf mit „The Others“ einen der gelungensten Gruselfilme des Jahrzehnts und sorgte für frischen Wind in dem zu jener Zeit doch recht brachliegenden Genre. 2009 gelang Bayona mit „Das Weisenhaus“ ein ebensolches Meisterstück, das sowohl von Publikum als auch von der Kritik gefeiert wurde und zahlreiche internationale Filmpreise gewann. In stilistischer und visueller Hinsicht vollends überzeugend, bewiesen die beiden Filmemacher, dass man mit reduzierten Mitteln (sparsam aber gezielt eingesetzte Musik, verstörende Settings, lange Einstellungen) immer noch die bedrohlichsten Stimmungen erzeugen kann.

Zu den in den vergangen Jahren gefeierten spanischen Filmemachern zählte auch Juan Carlos Fresnadillo. Sein Debüt gab er 1996 mit dem Kurzfilm Esposados, der für einen Oscar nominiert wurde. Seinen Durchbruch feierte er fünf Jahre später, als er für seinen ersten Langfilm, Intacto, mit dem spanischen Filmpreis Goya ausgezeichnet wurde. Großen internationalen Erfolg hatte Fresnadillo dann 2007 mit seinem harten Endzeit-Horrorfilm „28 Weeks Later“, der Fortsetzung von Danny Boyles „28 Days Later“. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an den neuesten Streich von Fresnadillo, den Geister-Thriller „Intruders“. Der Film ist mit Clive Owen und Daniel Brühl zwar gut besetzt und weist durchaus spannende Momente auf, scheitert am Ende aber an einer unglücklichen Auflösung und einem allzu verworrenen Erzählstil.

Die Story: Zwei Kinder werden in zwei Ländern von dem gleichen gesichtslosen Gespenst heimgesucht: Da ist zum einen der kleine Spanier Juan (Izán Corchero), der ebenso Nacht für Nacht von dem unheimlichen Wesen „besucht“ wird wie die mit ihren Eltern in England lebende Mia (Ella Purnell). Zunächst scheint keine Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen und Kindern zu bestehen. Zudem bleibt anfangs auch unklar, ob das Wesen Realität oder nur ein Ausdruck kindlicher Fantasie ist. Bis der Geist schließlich auch in die Welt der Erwachsenen eindringt. In Spanien bedrängt er die alleinerziehende Mutter Luisa (Pilar Lopez de Ayala), die die Hilfe eines Priesters (Daniel Brühl) in Anspruch nimmt und ihr Heil schließlich in einem Exorzismus sucht. In England verteidigt der resolute John Farrow (Clive Owen) seine Tochter Mia gegen die finstere Gestalt, die offenbar wie aus dem Nichts aufzutauchen vermag…

Regisseur Fresnadillo schafft es mit „Intruders“ nicht, die Klasse seines Vorgängerfilms „28 Weeks Later“ zu halten. Der Film krankt in erster Linie an der komplexen Erzählweise mit dem Versuch, die beiden parallel laufenden Handlungsstränge stets stimmig, logisch und gut aufeinander abgestimmt erscheinen zu lassen. Die Tatsache, dass die spanische Handlung in der Vergangenheit angesiedelt ist und die zweite Story im London der Gegenwart spielt, stiftet zusätzlich Verwirrung und macht die Geschichte nur unnötig kompliziert. Zudem wirkt „Intruders“ stellenweise äußerst langatmig und fad – eine Tatsache, die dem unausgegorenen Drehbuch geschuldet ist, gegen dessen Schwächen Fresnadillo zu keinem Zeitpunkt ankommt. Sicher, die Grundidee vom Geist ohne Gesicht, der zwei Kinder in unterschiedlichen Ländern und Zeiten heimsucht beinhaltet Potential, die Umsetzung jedoch ist nur ausreichend.

Die Stärke des Films sind die wenigen, aber dafür äußerst effektvollen Spannungs- und Schreckmomente, die Fresnadillo gezielt und bewusst einsetzt. „Intruders“ vermag hier durchaus das ein oder andere Mal zu schocken und für gehörigen Grusel zu sorgen. Leider jedoch sorgt das enttäuschende und arg abstruse Finale wieder dafür, dass am Ende doch die Enttäuschung überwiegt.

„Intruders“ kommt als solide inszenierter, mit gelungenen Schockeffekten ausgestatteter Grusel-Film daher, der jedoch an seiner komplexen Erzählweise und dem enttäuschenden Ende scheitert.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Darsteller:

  • Clive Owen
  • Carice van Houten
  • Daniel Brühl
  • Kerry Fox
  • Ella Purnell
  • Pilar López de Ayala
  • Mark Wingett
  • Lolita Chakrabarti
  • Héctor Alterio
  • Adam Leese
  • Imogen Gray
  • Raymond Waring

Regie:
Juan Carlos Fresnadillo

Erscheinungsjahr:
2011

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