Just an dem Tag, an dem das Ehepaar Nick (Ben Affleck) und Amy (Rosamund Pike) seinen Hochzeitstag feiern will, passiert Schreckliches: Amy verschwindet spurlos. Als sie auch nach einigen Tagen nicht wieder zurückgekehrt ist, gerät Nick zunehmend ins Visier der Ermittler. Im Laufe der Untersuchungen verstrickt er sich immer mehr in Ungereimtheiten und Lügen, die offenbaren, dass die Ehe der Beiden doch nicht so harmonisch war, wie es von außen oft den Anschein hatte. Hinzu kommen für Nick verwirrende, quälende Alpträume, in denen er Amy brutal ermordet. Aussagen von Bekannten deuten schließlich darauf hin, dass Amy vor ihrem Ehemann Angst hatte. Noch mehr Abgründe tun sich auf, als die Polizei das Tagebuch von der Vermissten findet. Darin sind Dinge enthalten, die man niemals mit der scheinbar so perfekten, sorglosen jungen Frau in Verbindung gebracht hätte.
„Gone Girl“ beruht auf dem gleichnamigen Millionen-Bestseller von Gillian Flynn, der 2012 erschien. Flynn ließ es sich nicht nehmen, selbst das Drehbuch für die Verfilmung zu liefern. Regie führte der begnadete Thriller-Experte David Fincher, für den „Gone Girl“ der erste Film seit dem US-Remake „Verblendung“ (2011) ist. Dass Fincher aber auch ein gutes Gespür für das Inszenieren mitreißender Dramen besitzt, bewies er u.a. mit „The Social Network“. Bei „Gone Girl“ bringt Fincher nun diese beiden Genres – Thriller und Drama – auf handwerklich herausragende Weise zusammen. „Gone Girl“ ist ein bewegender, wuchtiger Film in der Tradition von „Sieben“ und „Fight Club“, dessen überraschende Wendungen und schauspielerische Leistungen herausstechen.
Packender Suspense-Thriller und aufwühlendes Ehe-Drama – David Finchers neuestes Werk ist beides. Wieder einmal beweist der aus Denver stammende Filmemacher und Produzent sein Talent für wendungs- und windungsreiches Spannungskino, das einen bis zum Schluss gefangen nimmt und nicht mehr los lässt. Fincher ist ein Meister der überraschenden Plottwists und unerwarteten Story-Dreher, das bewies er etwa bei „Sieben“ eindrucksvoll. Das Überraschungsmoment setzt Fincher hier aber nicht bei der Auflösung sondern bereits in der Filmmitte ein. Das heißt jedoch nicht, dass es im Verlauf des Films keine weiteren Überraschungen mehr gibt. Dies verlangt vom Zuschauer jedoch auch ein hohes Maß an Aufmerksamkeit ab, außerdem sollte er nicht allem Glauben schenken, was hier gezeigt und erzählt wird, egal ob von Nick, der Polizei, den Medien oder Bekannten und Verwandten.
Überwältigend gut sind auch die Hauptdarsteller. Ben Affleck gibt den zwischen egoistischem Macho-Gehabe und wahrhaftiger Fürsorge changierenden Beau, dessen wahre Persönlichkeit ebenso vielschichtig wie hochkomplex ist. Neben den Thriller-Elementen, die Fincher handwerklich sauber beherrscht (Dramaturgie, Figurenzeichnung, Erzählstruktur etc.), funktioniert „Gone Girl“ auch hervorragend als nachdrückliche Bestandsaufnahme einer intensiv geführten Ehe. Nach und nach offenbaren sich vehement verschwiegene Aspekte und Infos, die zeigen, dass die fünfjährige Ehe von Nick und Amy alles andere als harmlos und perfekt war. An manchen Stellen erinnert der Film an Danny DeVitos Dramödie „Der Rosenkrieg“, über eine aus dem Ruder laufende Ehe, natürlich ohne deren satirischen Unterton und die hohe Gag-Dichte. An eine Komödie hat sich Fincher noch nicht gewagt. Vielleicht ein Projekt für die Zukunft.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.
Ich habe das Buch gelesen und den Film gesehen. Und, was soll ich sagen: Beides hat mich umgehauen, was ja bei Roman-Verfilmungen nicht unbedingt die Regel ist