1986 befindet sich der Ringer Mark Schultz (Channing Tatum) in einer Sinnkrise. Zwei Jahre zuvor gewann er zwar die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in L.A., doch seitdem geht es in seinem Leben nicht vorwärts: sein Alltag besteht aus der immer gleichen Routine aus Training, das ihn zunehmend langweilt, und Vorträgen, die er an Sporthochschulen und Unis hält. Wie gerufen kommt da das Angebot des Multi-Millionärs und Sport-Fans John du Pont, der Mark anbietet, zu ihm auf die Farm zu ziehen um dort dem neuen Ringer-Trainingszentrum „Foxcatcher“ beizutreten. Du Ponts Ziel ist es, Mark bei den nächsten Spielen 1988 in Seoul erneut zu Gold zu verhelfen. Kurz darauf gelingt es Mark, auch seinen Bruder Dave (Mark Ruffalo), ins Team zu holen. Als sich der erhoffte Erfolg in Seoul nicht einstellen will, wachsen die Spannungen der Männer untereinander und es kommt schließlich zur Tragödie: zum Mord an Dave durch du Pont.
„Foxcatcher“ erzählt die wahre Geschichte um das schwierige, komplexe Verhältnis zwischen dem millionenschweren Unternehmens-Erben John du Pont und dem erfolgreichen Sportler-Brüderpaar Mark und David Schultz. Erstaunlicherweise ist die Geschichte in Deutschland kaum jemandem bekannt, das wird sich mit diesem Film von Meister-Regisseur Bennet Miller („Capote“), einem auf eindringliche und psychologische Dramen spezialisierten Filmemacher, sicherlich ändern. Bei du Mont wurde in den 90er-Jahren paranoide Schizophrenie festgestellt, sein Verhalten wurde immer obskurer und skurriler. Als Grund für die Tat gab er an, dass David Teil einer großen Verschwörung gegen ihn gewesen sei. Du Pont wurde 1997 zu einer jahrzehntelangen Haftstrafe verurteilt und verstarb schließlich 2010 im Gefängnis. „Foxcatcher“ ist ein tiefgründiges, fesselndes Drama, dass Steve Carell in der Rolle seines Lebens zeigt.
„Foxcatcher“ ist das Porträt gleich dreier, sehr unterschiedlicher Männer, die vor allem um zwei Dinge im Leben kämpften: Erfolg und Aufmerksamkeit. Am sympathischsten kommt noch der große Bruder, David Schultz, daher, der bodenständig und natürlich von Darsteller Mark Rufallo verkörpert wird. Schon immer schwerer im Leben hatte es der jüngere Bruder, Mark, der bereits früh den großen Sport-Erfolgen des Bruders hinterherlaufen musste. Mark Schultz wird verkörpert von Channing Tatum, der den Sportler als innerlich zerrissenen, hochsensiblen Mann darstellt, der sein Leben lang unter dem gewaltigen Erfolgsdruck litt. Tatum beweist damit seine Qualitäten auch als Charakterdarsteller.
Am herausragendsten agiert jedoch Comedian Steve Carell, der hier in seiner ersten richtigen ernsten Filmrolle zu sehen ist. Nicht nur die äußerliche Verwandlung (inkl. riesiger Adler-Nase) von Carell in den psychisch kranken Millionär ist beachtlich, auch dessen Darbietung: Als hätte Carell in seinem Leben bisher nichts anderes gemacht, als in mitreißenden Charakterdramen tragische, am Leben gescheiterte Gestalten zu spielen, verkörpert er die ebenso ungewöhnliche wie exzentrische Figur mit scheinbar spielender Leichtigkeit. Mal erscheint du Pont als herrschsüchtiger, machtbesessener Diktator, der seine Sportler zu Höchstleistungen antreibt, mal als bemitleidenswerter, verzweifelter Einzelgänger, der immer weiter in die Schizophrenie abdriftet. „Foxcatcher“ ist ein ergreifendes Drama und hochklassiges Schauspieler-Kino erster Güte-Klasse, wie man es so lange nicht mehr im Kino gesehen hat.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.