Der Sklave Django (Jamie Foxx) wird eines Tages von dem deutschen Ex-Zahnarzt Dr. King Schultz (Christoph Waltz), der heute als Kopfgeldjäger arbeitet, befreit und unter dessen Fittiche genommen. Schultz hofft, in Django einen Verbündeten zu finden, der ihm dabei hilft, die Verbrecher Big John (M.C. Gainey), Ellis (Tom Savini) und Roger Brittle (Cooper Huckabee) aufzuspüren, die sich auf einer Farm irgendwo im Süden verstecken. Django hat dabei noch eine ganz persönliche Rechnung mit den Verbrechern offen: Er wurde einst von den Brittles gefoltert und seine Frau Broomhilda (Kerry Washington) wurde von ihnen vergewaltigt. Django und Schultz machen sich auf den Weg in den Süden, wobei Django unter Schultz Patenschaft bald selbst zu einem gefürchteten Verbrecherjäger wird. Nach einiger Zeit bittet Django seinen „Förderer“ Schultz dann um einen Gefallen: Er soll ihm dabei helfen, seine Ehefrau Broomhilda zu finden, von der er allerdings keine Ahnung hat, wo sie sich in der Zwischenzeit aufhält. Die Spur führt die Beiden zur Farm des Plantagenbesitzers Calvin Candie (Leonardo DiCaprio), der seine Sklaven zu sadistischen Kämpfen auf Leben und Tod antreten lässt. Auf der Candie-Plantage findet Django schließlich auch seine Frau wieder.
„Django Unchained“ ist Quentin Tarantinos Hommage an das brutalste aller europäischen Filmgenres: den italienischen Spaghetti-Western. Bereits seit Jahren schwebte Tarantino ein Western vor, im letzten Jahr realisierte er sein Wunsch-Projekt dann endlich – und wenn Tarantino ruft, kommen sie alle: Und so konnte er für seinen nunmehr achten Kinofilm – wie gewohnt – eine Riege hochkarätiger Stars verpflichten: von Jamie Foxx und Tarantinos Lieblingsschauspieler Christoph Waltz über Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson bis hin zu Don Johnson oder auch Franco Nero (der „Original“-Django), die in kleinen Nebenrollen besetzt wurden. Die Dreharbeiten begannen am 6. Februar des letzten Jahres und endeten Ende Juli. Insgesamt ist der Film für fünf Oscars nominiert, u.a. in den wichtigen Kategorien „Beste Regie“ und „Bester Film“. „Django Unchained“ ist ein extrem unterhaltsamer, mit der typischen Tarantino-Gewalt ausgestatteter Western geworden, der sich vor seinen filmischen Vorbildern aus den 60er und 70er Jahren auf eine Art und Weise verneigt, wie es nur Tarantino kann. Dennoch reicht der Film nicht an Tarantino-Meisterstücke wie „Kill Bill“ oder „Inglourious Basterds“ ran.
Eins gleich vorweg: „Django Unchained“ ist ein astreiner, typischer Tarantino-Film geworden, der die große Liebe des Meister-Regisseurs zu alten B-Movies und verstaubten Film-Klassikern zu jeder Sekunde ausstrahlt und deutlich macht. Diesmal sind es die dreckigen Italo-Western und epischen Pferde-Opern eines Sergio Leone („Spiel mir das Lied vom Tod„) oder Sergio Corbucci („Django“), vor denen sich der fast 50-jährige Regisseur verneigt. Somit entdeckt der Film-Fan in „Django Unchained“ eine ganze Reihe an Verweisen und Versatzstücken, die typisch für den Inszenierungs-Stil des Italo-Western sind und diesen charakterisieren. Besonders gelungen ist ein Verweis auf die End-Szene in „Spiel mir das Lied vom Tod“, als Henry Ford aus weiter Entfernung und unscharf, langsam auf die Kamera zuläuft und dabei mit jedem Schritt deutlicher und besser zu erkennen ist. Die entsprechende Szene in „Django Unchained“ zeigt Django und Schultz, wie sie – stolz auf ihren Pferden sitzend – gemächlich der Kamera entgegen reiten und dabei mit jeder Sekunde schärfer und schärfer werden.
Aber das ist längst nicht alles, so ist eine Vielzahl an Szenen als Verbeugung vor den angestaubten Klassiker zu sehen: von der dramatischen Musik im Stile Ennio Morricones (drei Morricone-Stücke sind auch Teil des Soundtracks), extremen Close Ups (siehe z.B. „Für eine Handvoll Dollar“) und langen Einstellungen, die z.B. Django und Schultz dabei zeigen, wie sie durch die wilde und Prärie und die prächtigen, üppigen (Schnee-)Landschaften galoppieren. Technisch und handwerklich ist „Django Unchained“ ein Film, an dem vor allem Tarantino-Fans Gefallen finden werden, da er all das bietet, was man an dem eigenbrötlerischen Filmemacher und seinen Werken so schätzt.
Da sind zum einen die kauzigen, kuriosen Charaktere (neben Django und Schultz fallen vor allem Don Johnson als bärtiger Plantagenbesitzer und DiCaprio als ultrabrutaler, fieser Sklavenhändler aus dem Rahmen), die rohe Gewalt (die Schießereien sind laut und wild, das Blut spritzt nur so umher) und natürlich der herrlich schräge Wort- und Dialogwitz, den vor allem Christoph Waltz als Kopfgeldjäger Dr. King Schultz voll ausspielt. Waltz hat mit Abstand die meisten Lacher auf seiner Seite. Dabei erinnert er in Sprache, Gestik und Mimik aber doch schon sehr an den Nazi-Schergen Hans Landa aus Tarantinos bitter-böserer Abrechnung mit der NS-Zeit, „Inglourious Basterds“ von 2009. Das langweilt mitunter ein wenig, aber Waltz ist eben der Lieblingsschauspieler von Tarantino, der für den Österreicher die Rolle des ehemaligen Zahnarztes Dr. King Schultz passgenau auf den Leib schrieb.
Hinsichtlich der Gewalt-Darstellung ist „Django Unchained“ knallhart und rücksichtslos, was aufgrund des bestimmenden Themas (Sklaverei) aber auch sinnvoll und durchaus nötig ist. Vielen Szenen verdeutlichen in drastischen, schonungslosen Bildern, wie unmenschlich und widerwärtig die Sklaverei doch war. Besonders ein zum Vergnügen ihrer Eigentürmer ausgetragener brutaler Kampf zwischen zwei Sklaven auf Leben und Tod, geht an die Nieren und ist wohl nicht für jeden Zuschauer zu ertragen. Das Problem von „Django Unchained“ ist jedoch seine Länge. Da die Handlung recht dünn ist und der Film fast ausschließlich einer linearen Erzählweise ohne viele Rückblenden folgt, ist er Film mit seinen knapp 165 Minuten schlicht und einfach zu lang und ausführlich geraten. Vielleicht hätte es dem Film gut getan, wenn Tarantino ihn in zwei Teile, wie bei „Kill Bill“ und wie er es ursprünglich auch geplant hatte, aufgeteilt hätte. Somit kommt einem der Film nicht nur häufiger so vor, als er habe er einige Längen, er hat sie schlicht und ergreifend einfach auch.
Dennoch bietet „Django Unchained“ Tarantino-Kino vom Feinsten, das als vergnügliche Mischung aus Western, Rache-Drama und Sklaverei-Porträt Unterhaltung auf höchstem Niveau bietet und alle Tarantino-Fans zufrieden stellen wird.
Fazit: Zynisch, toll besetzt und ultrabrutal: „Django Unchained“ ist Tarantinos bleihaltige, vergnügliche Hommage an die Pferde-Opern und Italo-Western der 60er und 70er-Jahre, die ihre Längen mit bitter-bösem Wortwitz und einem starken Cast wieder wettmacht.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider
Darsteller
- Jamie Foxx
- Christoph Waltz
- Leonardo DiCaprio
- Kerry Washington
- Samuel L. Jackson
- Walton Goggins
- Dennis Christopher
- James Remar
- David Steen
- Dana Michelle Gourrier
- Nichole Galicia
- Laura Cayouette
- …
Regie:
Quentin Tarantino
Das Kinojahr 2013 konnte kaum besser beginnen!! Die Schauspieler Foxx, Waltz und DiCaprio spielen allesamt auf höchstem Niveau, mit Sicherheit sind sie alle haushohe Favoriten für die nächste Oscar-Verleihung. Nicht weniger gut, aber die verrückteste Überraschung von allen, ist Samuel L. Jackson, der als durchgedrehter Rassist mit den übellaunigsten Dialogen um sich wirft – er sorgt überraschanderweise für die meisten Lacher. Alles in allem ist der Fim ein waschechter Tarantino, der wunderbar unterhält.
Seit die Besetzungsliste bekannt wurde, habe ich mich auf diesen Film gefreut und wurde nicht enttäuscht! Christoph Waltz und Jaime Foxx gegen Leonardo DiCaprio ist wirklich sehenswert. Aber auch Samuel L. Jackson ist in seiner Rolle als schwarzer Sklaventreiber ist grandios. Tarantinos „Western“ ist sehr lang und hätte sicherlich an einigen Stellen etwas gekürzt werden. Aber insgesamt werden die hohen Erwartungen erfüllt.