Das letzte Land Kritik

Das letzte Land Kritik

Auf einem Wüstenplaneten jenseits unseres Sonnensystems: Zwei Männer mit völlig unterschiedlichen Lebensgeschichten treffen aufeinander. Da ist Adem (Torben Föllmer), der aus einem Gefängnis geflüchtet ist. Nachdem er in einem Sandsturm beinahe ums Leben kam erhofft er sich auf dem gestrandeten Schiff die Rettung. Der andere Mann ist Novak (Milan Pesl), der nur einen Auftrag hat: Er soll den entflohenen Adem einfangen und zurück ins Gefängnis bringen. Als Novak jedoch feststellt, dass das Schiff funktionstüchtig und flugtauglich ist, schließt er sich Adem an. Gemeinsam machen sich die Männer auf zu einer ungewissen Reise auf der Suche nach einem Neuanfang und einer zweiten Heimat.

Das Sci-Fi-Drama „Das letzte Land“ ist ein echtes Langzeitprojekt. Die erste Idee dazu reifte in Regisseur Marcel Barion vor über zehn Jahren. Das Geld für den Film kommt aus einem Crowdfunding-Projekt, das 2013/14 immerhin so viel einbrachte, dass im selben Jahr mit dem Dreh begonnen werden konnte. Doch erst jetzt, sechs Jahre später, kommt der Film in ausgewählte Lichtspielhäuser. Uraufgeführt wurde „Das letzte Land“ beim 40. Filmfestival Max Ophüls Preis.

Zwar spielt „Das letzte Land“ zu rund zwei Dritteln im Inneren des dunklen, verdreckten Raumschiffs, dennoch nimmt Filmemacher und Drehbuchautor Barion das fliegende Gefährt hier und da von außen in den Blick. Und diese Bilder, wenn „Das letzte Land“ das sich einsam im Weltall fortbewegende Schiff ebenso wie die Weiten des Raums in Großaufnahme präsentiert, sind beeindruckend und von großer optischer Schönheit.

Dazu zählen auch Aufnahmen einer gewaltigen, auf dem Kopf stehenden Raumbasis sowie Sequenzen anderer, umgebender Planeten oder des Sonnensystems. All diese Impressionen vermitteln den Eindruck, dass es sich bei „Das letzte Land“ um ein ordentlich budgetiertes Projekt handelt muss – ganz sicher aber nicht um eine „No-Budget“-Produktion. Barion holt also das Maximum aus den begrenzten Mitteln ebenso wie aus den beiden (Theater-) Schauspielern Pesl und Föllmer heraus. Deren Figuren, so verschieden sie sind, haben doch eines gemeinsam: Adem und Novak sind zwei entwurzelte, einsame Seelen ohne Zukunft, die mit sich und ihren Leben eigentlich schon abgeschlossen haben.

Das Raumschiff steht metaphorisch für die Hoffnung – die Hoffnung auf ein besseres Leben, auf eine echte Zukunft und eine zweite Chance. Überhaupt arbeitet sich „Das letzte Land“, selbst wenn es sich um einen klassischen Genre-Film handelt, an universellen, zentralen Themen des Menschseins ab. Es geht um die nicht mehr vorhandene Orientierung in unserem Leben, die eigene Identität und dem Wunsch nach Veränderung. Und nicht zuletzt stellt der Film die Frage nach Entwurzelung und Heimat.

Die einengende, bedrückende Stimmung im Inneren des Schiffs erinnert an die beklemmende Atmosphäre in Klaustrophobie-Werken und Psycho-Dramen wie „Buried“, „10 Cloverfield Land“ oder „Below“. Auch Erinnerungen an „Das Boot“ werden geweckt, wenn die ungewaschenen, verdreckten Adem und Novak (ebenso technisch versiert wir die U-Boot-Mechaniker in Wolfgang Petersens Klassiker) mit Platzmangel, Enge und Todesängsten zu kämpfen haben.

Fazit: Schnörkellos und stilsicher inszenierter, (alp)traumhafter Mix aus Thriller, Sci-Fi und Drama, dessen minimalistische, couragierte Machart einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Bewertung: 9/10

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