Buried – Lebend begraben Filmkritik

Sie zählt zu den am weitesten verbreiteten Ängsten: Die Furcht, bei lebendigem Leibe begraben zu werden. Zahlreiche Geschichten wurden dazu verfasst, am berühmtesten natürlich jene von Edgar Allen Poe, und Filme griffen diese grauenhafte Vorstellung immer wieder auf, etwa George Sluizers genial verstörender Thriller „Spurlos verschwunden“. Der bislang wenig bekannte spanische Regisseur Rodrigo Cortés fügt diesem Kunstarchiv des Grauens mit „Buried – Lebend begraben“ ein weiteres Kapitel hinzu. Bereits lange vor dem Kinostart zog das clevere Marketing Internetuser in den Bann.

Ob das fertige Produkt zu überzeugen weiß, wird in nachfolgender Rezension verraten, die idealerweise oberhalb des Erdreichs gelesen werden sollte.

Sarge dich nicht, lebe!
Irak im Jahr 2006. Lastwagenfahrer Paul Conroy (Ryan Reynolds) kann sich nicht lange darüber freuen, einen Angriff auf seinen Konvoi unverletzt überlebt zu haben. Entsetzt muss er feststellen, sich im Inneren eines Holzsarges zu befinden, der vergraben worden ist. Lediglich ein Feuerzeug spendet ihm wenig tröstliches Licht. Nachdem seine Schreie ungehört verhallten und sich jeglicher Fluchtversuch als aussichtslos herausstellte, klingelt plötzlich ein Handy. Paul hebt an und vernimmt die Stimme seines irakischen Entführers. Dieser fordert ein Lösegeld von 5 Millionen Dollar. Andernfalls werde Paul im Sarg qualvoll ersticken.

Obwohl der verzweifelte junge Familienvater mit dem FBI und seinem Arbeitgeber Kontakt aufnehmen kann, versprechen ihm diese nicht allzu große Hilfe. Die Zeit läuft derweil unerbittlich gegen Paul. Einerseits geht ihm buchstäblich die Luft aus, andererseits dringt Sand durch den Sargdeckel hindurch und zu allem Überfluss hat es sich eine Giftschlange in Pauls Kleidung bequem gemacht …

Horrorthriller „Buried – Lebend begraben“
„Buried – Lebend begraben“ bedient sich des Stilmittels eines aufs Wesentliche reduzierten Minimalismus. Der gesamte Film wird aus der Perspektive des erbarmungswürdigen Entführten geschildert. Somit entspricht der Wissensstand des Publikums jenem des Protagonisten. Die einzige Verbindung zur Außenwelt stellt ein Handy dar, das modernsten Standards entspricht und somit auch Youtube-Videos empfangen bzw. versenden kann. Im Laufe des Plots entwickelt sich dies zu einem entscheidenden Kriterium festzustellen, was „da draußen“ vor sich geht. Des Weiteren ergibt sich daraus einer der zynischsten Seitenhiebe auf die sensationshungrige Medienwelt, wenn FBI-Agent Dan Brenner (Stimme:Robert Paterson) Paul erklärt, dass das von ihm gedrehte und auf Youtube publizierte Video aus dem Sarg bereits über 50.000 Klicks erzielt habe.

Regisseur Rodrigo Cortés hat sich aber auch abseits dessen so Einiges einfallen lassen, um neunzig Minuten mit atemloser Spannung zu füllen. Während die sich in den Sarg verirrende Schlange ein eher plumpes Stilmittel darstellt, gerät Pauls Leben gleich an mehreren Fronten in Gefahr. Denn wie sich erweisen soll, gefährden ihn sogar die eher halbherzigen Bemühungen der US-Regierung.

Das Verblüffendste an „Buried – Lebend begraben“ ist aber der rundum gelungene Versuch, das ultimative Kammerspiel zu produzieren. Einen begrenzteren, abgeschotteteren Raum als einen Sarg kann – und will! – man sich eigentlich gar nicht mehr vorstellen. Und trotzdem funktioniert der Film auf sämtlichen Ebenen. Natürlich muss man bei der Charakterisierung Abstriche machen, da Paul sich in einer Extremsituation befindet und folglich aggressiv und panisch reagiert. Hingegen gewinnen ironischerweise seine Gesprächspartner an Profil, etwa jener FBI-Agent, mit dem er den häufigsten Kontakt pflegt. Aber auch sein Entführer wird bei den kurzen Gesprächen nicht bloß als Bestie, sondern als Mensch greifbar. Lediglich Pauls Auftraggeber erweist sich als klischeehafte, kapitalistische Pappfigur ohne Herz.

Stell dir vor … oder besser doch nicht!
Hauptdarsteller Ryan Reynolds meistert seine Aufgabe mit Bravour, wenngleich das Drehbuch naturgemäß keine besonders hohen Anforderungen an seine Schauspielkunst stellte. Angst, Ärger und Entsetzen – mehr an Emotionen waren in „Buried – Lebend begraben“ nicht gefragt und waren auch nicht nötig. Selbst ohne dramatische Schilderungen von Befreiungsversuchen oder oberflächlich manipulative Bildern seiner weinenden Ehefrau lässt sich die Situation in ihrer ganzen Grausamkeit begreifen.

Was ein Mensch in einer solchen Lage fühlen muss, möchte man sich im Grunde genommen gar nicht vorstellen. Folglich nimmt der Zuschauer den Schluss wie eine Erlösung auf, um nicht länger an dieser psychologischen Qual teilhaben zu müssen.

Denn Rodrigo Cortés versetzt das Publikum in die Rolle eines Voyeurs, indem er es durch ein Schlüsselloch in Form einer Kameralinse gucken lässt. Am Ende bleibt die Erleichterung darob, dass es „nur ein Film“ sei. Oder vielleicht doch nicht? Schließlich existieren zahlreiche dokumentierte Fälle von Scheintoten, die bei lebendigem Leibe vergraben wurden.
Ob Paul das rettende Sonnenlicht wiedersehen wird oder im Grab sein qualvolles Lebensende findet, wird natürlich nicht verraten! Verraten werden soll hingegen, dass „Buried – Lebend begraben“ einer der besten Horrorthriller der jüngeren Vergangenheit ist und jedem Genrefan mit starken Nerven nur ans Herz gelegt werden kann.


Darsteller

  • Ryan Reynolds … Paul Conroy
  • José Luis García Pérez … Jabir (Stimme)
  • Robert Paterson … Dan Brenner (Stimme)
  • Stephen Tobolowsky … Alan Davenport (Stimme)
  • Samantha Mathis … Linda Conroy (Stimme)
  • Ivana Miño … Pamela Lutti (Stimme)
  • Warner Loughlin … Maryanne Conroy / Donna Mitchell / Rebecca Browning (Stimme)
  • Erik Palladino … Special Agent Harris (Stimme)
  • Kali Rocha … Telefon-Operatorin (Stimme)
  • Chris William Martin … Repräsentant des State Department (Stimme)
  • Cade Dundish … Shane Conroy (Stimme)
  • Mary Songbird … Telefon-Operatorin (Stimme)
  • Kirk Baily … Telefon-Operator (Stimme)
  • Anne Lockhart … CRT-Operator (Stimme)
  • Robert Clotworthy … CRT-Sprecher (Stimme)
  • Michalla Petersen … Krankenschwester (Stimme)
  • Juan Hidalgo … Kidnapper (Stimme)
  • Abdelilah Ben Massou … Kidnapper (Stimme)
  • Tess Harper … Maryanne (Stimme)

Regie
Rodrigo Cortés

Produktionsland, Jahr
GB, 2010

Buried – Lebend begraben Trailer

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Ein Kommentar

  1. Habe den Film gerade (mit viel vorspulen) hinter mich gebracht. Hätte ein guter Kurzfilm werden können. So nehmen mit jeder Minute die Ungereimtheiten und Logiklöcher zu und die Spannung ab, bis zum vorhersehbaren Ende. Schade 2 von 10.

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