Das Comeback der Esoterik Anfang der 1990er Jahre läutete gleichzeitig eine ungeheure Verbreitung der bis dahin ein stiefmütterliches Dasein führenden Mystery-Thriller ein. Spätestens mit dem Erfolg (der anfangs übrigens gefloppten) TV-Serie „Akte X“ war es dann soweit: Hollywood entdeckte, wie man mit relativ geringen Budgets mächtig viel Lebensglück in Form von Geld machen kann.
Obwohl der Hype mittlerweile deutlich abgeflaut ist, können sich einschlägige Produktionen wie „Beneath“ nach wie vor in den Kinos behaupten, so sie nicht das „Verstecken-wir-den-Mist-in-den-Videotheken“-Schicksal erleiden. Bietet das von MTV co-produzierte Filmchen zumindest gediegene Unterhaltung oder entpuppt es sich als Sargnagel für neunzig Minuten Lebenszeit? Daraus soll nachfolgend kein Geheimnis gemacht werden!
Kind am Steuer? Ungeheuer!
Um ihrer 14-jährigen Schwester Christy (Brenna O’Brien) eine kleine Freude zu bereiten, lässt sie Vanessa (Carly Pope) ans Steuer ihres Wagens. Ein schwerer Fehler: Das Mädchen verursacht einen Autounfall, den sie leicht verletzt überlebt, während Vanessa schwere Verbrennungen erleidet. Trotz der aufopferungsvollen Pflege durch ihren Ehemann John (Matthew Settle) und die Krankenschwester Claire Wells (Eliza Norbury) stirbt die völlig entstellte Vanessa wenige Monate später.
Sechs Jahre später kehrt die inzwischen erwachsene Christy (Nora Zehetner) zurück nach Hause. Der Anlass ist wiederum kein schöner: Der ehemalige Hausverwalter Joseph (Don S. Davis) ist gestorben. Von Anfang an stehen Christy ihr verwitweter Schwager John und dessen Mutter (Gabrielle Rose) feindselig gegenüber. Nur Johns Tochter Amy (Jessica Amlee) schließt die 20-Jährige ins Herz. Immerhin glaubt ihr Christy, dass ein „dunkles Wesen“ durchs Haus schleicht und mit dem jungen Mädchen zu kommunizieren versucht. Kein Wunder, sind Christy selbst doch unheimliche Visionen nicht fremd – Visionen, die plötzlich auf grausige Visionen Realität werden und darauf hinzudeuten scheinen, dass sie eine Mörderin ist …
MTV: Mystery Thriller Videos
Kann das klappen, wenn Paramount ausgerechnet mit MTV einen Mystery-Thriller produziert? Schließlich handelt es sich um ein sensibles Genre, dem wenige herausragend gelungene Werke wie „The Ring“ zahlreiche Gurken à la „White Noise“ gegenüberstehen. Bereits der Filmtitel lässt ahnen, dass Paramount und MTV Films der gemeinsamen Produktion nicht so ganz über den Weg trauten. „Beneath“ erinnert doch verdächtig an den monströs erfolgreichen „What Lies Beneath“ (auf Deutsch als „Schatten der Wahrheit“ erschienen) mit Harrison Ford und Michelle Pfeiffer.
Auch der Plot bewegt sich fast durchwegs auf vertrauten Pfaden, was nicht per se gegen dessen Qualität sprechen muss. Zunächst wird ein Schreckensszenario eingeführt, dem die Verwirrung sowohl des Protagonisten, als auch der Zuschauer folgt. Zahlreiche Rätsel und Seltsamkeiten werfen viele offene Fragen auf, die letztendlich sinnvoll verknüpft werden wollen. Manchen Filmen gelingt dies, anderen wiederum nicht. In welche Kategorie der vom Newcomer Dagen Merrill inszenierte „Beneath“ fällt, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Zwar ergibt die Auflösung des Rätsels durchaus Sinn, doch die Begleitumstände sind drastisch an den Haaren herbeigezogen und münden in einem kruden Twist, der leider nicht besonders überraschend ist. Hierbei trifft eher das Gegenteil zu: Der Zuschauer ahnt schon bald, was hinter den ominösen Visionen der Protagonistin, den Todesfällen oder Amys Behauptungen stecken könnte.
Nichts Neues unter der Erde
Apropos „Visionen“: So angenehm mysteriös diese anfangs auch sein mögen, so sehr nerven sie nach der x-ten Wiederholung, zumal das Schema stets exakt dasselbe ist. Sparsamer Einsatz oder zumindest Variationen dieser Visionen hätten dem Film deutlich besser zu Gesicht gestanden. Denn: Der Schockeffekt ist denkbar gering, was auf den Streifen insgesamt zutrifft. Das alles hat man schon oft genug gesehen, inklusive der unoriginellen Auflösung.
Trotzdem ist „Beneath“ beleibe kein schlechter Film. Klischeehaften Figuren, vorhersehbaren Plotwendungen und ausbleibenden Schockmomenten zum Trotz besitzt er einen hinreichend hohen Unterhaltungswert, um nicht entnervt vorzeitig die „Stopp“-Taste zu drücken. Dafür sorgen neben der flüssigen Regie die sehr guten Schauspielleistungen, vor allem von Nora Zehetner, bekannt aus der TV-Serie „Heroes“. Sie verkörpert eine seelische gebrochene junge Frau, die weder zur Superheldin mutiert, noch als ständig kreischendes Dummerchen den Zuschauer auf die Palme treibt.
Fazit: „Beneath“ ist kein Mystery-Thriller, den man unbedingt gesehen haben müsste. Trotzdem ist er durchaus einen näheren Blick wert, so man die Genreklassiker bereits allesamt gesehen hat und auf der Suche nach einem soliden Durchschnittsthriller ohne Ecken und Kanten ist.
Darsteller
- Nora Zehetner … Christy
- Brenna O’Brien … Junge Christy
- Carly Pope … Vanessa
- Matthew Settle … John
- Don S. Davis … Joseph
- Gabrielle Rose … Mrs. Locke
- Timothy Paul Perez … Dr. Perry
- Jessica Amlee … Amy
- Nicola Anderson … Debbie
- Eliza Norbury … Claire Wells
- Patrick Gilmore … Randy
- Warren Christie … Jeff
- Julian Christopher … Dr. Cestia
- Lynsey Brothers … Junge Krankenschwester
- Beatrice Zeilanger … Krankenschwester beim Begräbnis
- Gillian Barber … Donna
- Tom McBeath … Mr. Wells
- Leedine Lah … Krankenschwester
- John Emmet Tracy … Leichenbestatter
- Bruno Verdoni … Leichenbeschauer
- Heather Feeney … Vanessa Dark
Regie
Dagen Merrill
Produktionsland, Jahr
USA, 2007
Beneath Trailer