ZAZ – was für Uneingeweihte wie das Kürzel einer exotischen Krankheit klingen mag, bezeichnet tatsächlich das Akronym des US-amerikanischen Regie-Trios David Zucker, Jim Abrahams und Jerry Zucker. Ihnen verdanken humorfreudige Filmfans Perlen der Unterhaltungskunst wie die „Nackte Kanone“-Filme, „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ oder eben „Top Secret!“.
Wie genau „Top Secret!“ abschneidet, das erfährt man in nachfolgender, ausführlichen Filmkritik …
Charakteristisch für die Filme des ZAZ-Teams sind gnadenlose Parodien, geschmacksresistenter Humor und vor allem Albernheiten, die von den Darstellern mit stoischer Miene vorgetragen werden (eine von „Die nackte Kanone“-Star Leslie Nielson perfektionierte Technik).
„Top Secret!“ stellt nicht nur eines ihrer Frühwerke, sondern auch einen ihrer witzigsten Streifen dar, der leider nicht die verdiente Aufmerksamkeit erhielt. Eine schreiende Ungerechtigkeit, handelt es sich bei „Top Secret!“ um die wohl gelungenste Agentenfilm-Parodie überhaupt.
Ähnlichkeiten mit real existierenden Diktaturen zufälligerweise beabsichtigt
Um den verhassten kapitalistischen Feind zu besiegen, ersinnen die Machthaber eines ostdeutschen Gewaltregimes einen perfiden Plan: Ein sogenanntes „Kultur-Festival“ soll die Aufmerksamkeit der freien Welt von einem für den Westen verheerendes Manöver ablenken.
Nichtsahnend reisen der amerikanische Sänger Nick Rivers (Val Kilmer) und sein Manager nach Ostdeutschland, um die USA musikalisch zu vertreten. Als er die schöne Waltraud (Lucy Gutteridge) vor dem Zugriff der Polizei rettet, gerät er mit seiner Heldentat unversehens ins Visier des Regimes und schließt sich einer Untergrundbewegung an, deren Ziel der Sturz der Regierung ist. Dummerweise ist eines der Mitglieder der Resistance offensichtlich ein gemeiner Verräter …
Finstere Kommunisten-Nazis
„Top Secret!“ glänzt weniger durch einen ausgeklügelten Plot, denn vielmehr mit unzähligen Gags, Parodien und Anspielungen auf Politik, Kultur und Gesellschaft. Bereits die ersten Szenen im Hauptquartier des ostdeutschen Generalstabs machen klar, mit welcher Ernsthaftigkeit ZAZ an das Thema herangingen. Nämlich mit exakt gar keiner. Munter werden osteuropäische Klischees mit kommunistischen Versatzstücken gemischt und mit Nazi-Einlagen garniert.
Zwar gemahnt der namenlose ostdeutsche Staat natürlich deutlich an die DDR, doch die historisch inakkuraten Requisiten oder die zahlreichen Nazismus-Anspielungen kreieren eine Art Prototyp finstersten Schurkenstaates.
Elvis Presley meets Beach Boys
Val Kilmer kann in seiner ersten Filmrolle als amerikanischer Schnulzensänger Nick Rivers voll und ganz überzeugen, und sorgt somit beträchtlich für den Unterhaltungswert des Streifens. Nick Rivers wird dank Kilmer zu einem „typischen“ Amerikaner stilisiert: Freiheitsliebend, große Klappe, stets adrett, gleichzeitig jedoch ein schlichtes Gemüt und ein wenig dämlich. Die Lieder selbst erinnern sehr stark an den frühen Sound der Beach Boys und natürlich Elvis Presley, den Kilmer phantastisch parodiert, indem er bei einem Auftritt höchst anschaulich zeigt, was er zu tun beabsichtigt, falls ihn das Mädchen, über das er singt, verschmähen sollte: Die Backgroundsänger müssen ihn davon abhalten, sich zu erhängen, den Kopf in den Gasherd zu stecken oder sich auf die Bahngleise zu legen.
Schau genau!
Einige Gags des Filmes spielen sich im Hintergrund ab und können leicht übersehen werden. So kann man etwa während eines Treffens im Park beobachten, wie fliegende Menschen auf eine riesige Tauben-Statue urinieren.
Brillant umgesetzt ist auch eine Szene, die rückwärts (!) aufgenommen und vorwärts abgespielt wurde. Erkennbar wird dies erst gegen Schluss hin, als ein Hund rückwärts läuft, Bücher durch Anpusten verstauben und Nick Rivers problemlos Bücher an die richtige Stelle im Regal schmeißt. Diese hochkomplizierte Szene musste verständlicherweise ausgiebig geprobt werden.
Tabuloses Karikieren
Bezeichnend für ZAZ ist es auch, möglichst viele Seitenhiebe, egal, auf wessen Kosten, unterzubringen. Es wäre ein Leichtes gewesen, lediglich den Kommunismus auf die Schippe zu nehmen. Trotzdem schaffen es ZAZ ein ums andere Mal, auch die „Werte“ des Westens zu verulken. Tabus sind in dieser Welt Fremdworte.
Selbst vor Andeutungen von Sex mit Tieren wird nicht zurückgescheut. Übrigens ohne explizite Darstellungen – vieles bleibt der Phantasie des Zusehers überlassen.
Gerade in Zeiten hitziger Diskussionen über Doping wird der Einmarsch der siegreichen ostdeutschen Schwimmerinnen für besondere Heiterkeit sorgen: Allesamt männliche Bodybuilder, die man in Röcke gesteckt hat.
Treffender kann man den exzessiven Missbrauch verbotener Substanzen kaum karikieren!
„Top Secret!“ ist der seltene Glücksfall einer Komödie, deren Gags nicht nur einmal zünden, sondern es lohnen, den Film immer wieder anzukucken.
Darsteller
- Nick Rivers… Val Kilmer
- Hillary Flammond … Lucy Gutteridge
- Sven Jorgensen … Peter Cushing
- General Streck … Jeremy Kemp
- Nigel … Christopher Villiers
- Agent Cedric … Omar Sharif:
- Lucius Fox … Morgan Freeman
Regie
Jim Abrahams, David Zucker, Jerry Zucker
Produktionsland, Jahr
USA, 1984
Top Secret! Trailer