The Untouchables Kritik

Mitte der 80er-Jahre erlebte der Gangsterfilm seine filmische Wiedergeburt. Die Regie-Größen Sergio Leone („Spiel mir das Lied vom Tod“), Francis Ford Coppola („Der Pate“) und John Huston („Moby Dick“) nahmen sich in dieser Zeit dieses angestaubten Genres an und schufen mit ihren Werken Genre-Klassiker. Leone entschied sich für ein gigantisches dreieinhalbstündiges Epos, das in unterschiedlichen Zeitabschnitten die Geschichte einer Gangsterbande in New York erzählt („Es war ein einmal in Amerika“, 1984). Coppola siedelte seinen Film im legendären Nachtclub Cotton Club im New Yorker Stadtteil Harlem an und vermischte seine Geschichte von einem weißen Jazztrompeter, der in New York City Fuß fassen möchte, mit den Elementen eines klassischen Musikfilms („Cotton Club“, 1984). Und Huston näherte sich auf komödiantische Art dem Mafia-Mythos und schuf mit „Die Ehre der Prizzis“ von 1985 eine schwarze Satire, die den Alltag einer Mafiafamilie persifliert. 1987 entschied sich „Carrie“-Regisseur und Hitchcock-Verehrer Brian De Palma auf den durch Hollywood rasenden Mafiafilm-Zug aufzuspringen und ebenfalls einen Gangsterfilm zu inszenieren. De Palma selbst schuf einige Jahre zuvor mit „Scarface“ einen der bekanntesten und wichtigsten Filme des Genres.

Brian De Palma verfilmte mit „The Untouchables“ die Aufzeichnungen des legendären Al Capone-Jägers Eliot Ness. Ness leitete während der Alkoholprohibition in den USA eine Gruppe von Prohibitionsagenten, die den illegalen Alkoholhandel von Mafiaboss Capone bekämpfen und unterbinden sollten. Dabei orientierte sich der Regisseur auch an der gleichnamigen TV-Serie aus den 1960er-Jahren. De Palma konnte sich im Vorfeld der Dreharbeiten gegen das produzierende Studio durchsetzen und die Rollen mit seinen Wunschdarstellern besetzen: Als Hauptdarsteller engagierte er den damals 31-jährigen Kevin Costner, der 1985 mit dem Western „Silverado“ einem größeren Publikum bekannt wurde. In die Rolle von Al Capone schlüpfte ebenfalls ein Wunschkandidat de Palmas: Charakterdarsteller Robert de Niro, dessen Karriere nach „Untouchables“ wieder an Fahrt aufnahm. Der größte Coup gelang ihm jedoch mit der Verpflichtung von Weltstar und Ex-007 Sean Connery als aufrechter, schottisch-stämmiger Polizist Jim Malone. Connery wurde 1988 für seine Leitung mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet.

Chicago während der Prohibition in den 20ern: Mafiaboss Al Capone (Robert De Niro) regiert die Stadt mit Gewalt, Korruption und Schmiergeldern. Der Schatzamt-Agent Eliot Ness hat sich die Bekämpfung von Capone und dessen kriminellen Machenschaften zur Lebensaufgabe gemacht. Da ihm mit legalen Mitteln jedoch nicht beizukommen ist, gründet der Sonderermittler seine eigene Truppe (darunter ein alternder Streifenpolizist und ein naiver Buchprüfer) und greift zu unkonventionellen Methoden um Capone zu erledigen.

„The Untouchables“ ist ein in allen Belangen hochkarätiger Gangsterfilm der alten Schule, der heute zu Recht als einer größten und stärksten seiner Zunft gilt – in einer Reihe und auf Augenhöhe mit „Der Pate“, „Scarface“ und „Good Fellas“. In verschwenderischer Ausstattung und anhand von detail- und realitätsgetreuen Kulissen und Settings kreiert De Palma sein Chicago der ausgehenden 20er-Jahre als visuell enorm beeindruckenden Schauplatz seiner Handlung. Der Film besticht hier durch enorme Schauwerte und die akribisch an die damalige Zeit angepasste Optik. Besonders ins Auge fallen etwa die eleganten, edlen Anzüge und Kleiderausstattungen, in denen sich die Darsteller den ganzen Film über präsentieren. Verantwortlich für deren Entwurf war der italienische Modeschöpfer Giorgio Armani. „The Untouchables“ beeindruckt darüber hinaus durch die von De Palma konsequent und unablässig vorangetriebene Spannung, die die gesamte Jagd auf Capone begleitet, allgegenwärtig ist und schließlich auch auf den Zuschauer übergeht. Die Verfolgung Capones durch die von Ness angeführte Truppe entwickelt sich zu einer – für beiden Seiten – verlustreichen Jagd auf Leben und Tod, bei der nicht nur Gangster auf der Strecke bleiben. Dramaturgisches Highlight und Spannungshöhepunkt ist der Showdown am Chicagoer Hauptbahnhof, den De Palma fast vollständig in Zeitlupe inszenierte. Hier schufen die Macher eine der bis heute meistkopierten und berühmtesten Sequenzen der jüngeren Filmgeschichte. De Palma selbst huldigt mit dieser Sequenz dem russischen Regisseur Sergej M. Eisenstein und seinem Klassiker „Panzerkreuzer Potemkin“ (1925), in dem – wie in „The Untouchables“ – ein Kinderwagen eine Truppe herunterrollt.

Schließlich erwies sich De Palmas Rollenbesetzung als weiterer Coup. Der Entschluss etwa, vielen Topstars und Kassenmagneten die weitgehend unerfahrenen Kevin Costner und Andy Garcia vorzuziehen erwies sich als goldrichtig. Costner verkörpert den unreifen aber zielstrebigen und beharrlichen Eliot Ness eindringlich und äußerst glaubwürdig. Großartig spielt Costner dessen unkontrollierte Art und wie er stets seine Wut und seinen Ärger runter schluckt, um ja keine Fehler zu begehen. Auch Andy Garcia brilliert als junger, heißblütiger und ungemein smarter Polizeianwärter George Stone. Ein wunderbarer Gegenpol zu den aufbrausenden, idealistischen Ness und Stone ist der – wie gewohnt – extrem charmant spielende Sean Connery, der für seine Rolle als gutmütiger, väterlich wirkender Streifenpolizist den bis heute einzigen Oscar in seiner Karriere gewann. Robert de Niro liefert mit seiner Darbietung des kalten, brutalen Gangsterbosses Al Capone seine vielleicht beste schauspielerische Leistung in den 80er-Jahren ab. De Niro steckte Mitte des Jahrzehnts – also unmittelbar vor der Entstehung von „The Untouchables“ – in einer künstlerischen Schaffenskrise und galt gemeinhin als Kassengift. Seine unnachahmliche Performance als Capone brachte ihn jedoch wieder in die Erfolgsspur zurück mit der Konsequenz, dass er sich künftig als Idealbesetzung für schmierige, kaltblütige aber charismatische Mafiosi erweisen sollte („GoodFellas“, „Casino“).

Die großartige Besetzung, eine detailgetreue und authentische Ausstattung sowie die stets allgegenwärtige, bedrohliche Spannung machen „The Untouchables“ zu einem der besten Mafiafilme aller Zeiten.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Darsteller:

  • Kevin Costner
  • Sean Connery
  • Charles Martin Smith
  • Andy Garcia
  • Robert De Niro
  • Richard Bradford
  • Jack Kehoe
  • Brad Sullivan
  • Billy Drago
  • Patricia Clarkson
  • Vito D’Ambrosio
  • Steven Goldstein

Regie:
Brian De Palma

Erscheinungsjahr:
1987/USA

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