Resident Evil: Afterlife Filmkritik

Die Zombies kehren in 3D zurück und haben immer noch Appetit auf Menschenfleisch. Grund genug für Milla Jovovich, den unartigen Jungs liebevoll den Kopf wegzupusten. „Resident Evil: Afterlife“ – immerhin bereits Teil 4 der Serie – springt auf den fahrenden Zug des 3D-Trends auf und präsentiert Wurfgeschosse und platzende Schädeldecken hautnah wie nie zuvor. Mahlzeit!

Nach den beiden vorangegangenen, äußerst dürftigen Sequels begibt sich Paul W. S. Anderson in die Dritte Dimension. Aber reicht das, um der Serie den längst nötigen frischen Schwung zu verleihen?

Steckt Rihanna hinter der Umbrella Corp.?

Inzwischen sind einige Jahre ins Land gezogen und der T-Virus der mit unüblichen Geschäftspraktiken arbeitenden Umbrella Corporation hat beinahe die gesamte Menschheit ausgelöscht. Wer überlebt hat, befindet sich auf der steten Flucht vor den Zombies – oder arbeitet für die Umbrella Corporation. Wie etwa der grundböse Albert Wesker (Shawn Roberts), der die Forschungen unterirdisch in Tokio fortsetzen lässt, in der Hoffnung, daraus persönliche Vorteile ziehen zu können. Doch er hat die Rechnung ohne Alice und ihre Klon-Freundinnen gemacht: Diese stürmen das Gebäude und die subterran angelegten Labors und hinterlassen ein Trümmerfeld.

Wenn Blicke töten könnten: Albert Wesker (Shawn Roberts). © 2010 Constantin Film Verleih GmbH

Wesker gelingt zwar die Flucht per Hubschrauber, muss sich aber mit Alice herumschlagen, die sich an Bord geschlichen hat – ohne gültiges Ticket! Dafür bestraft sie Wesker sogleich, indem er ihr ein Serum spritzt, das Alice ihre übermenschlichen Superkräfte kostet. Trotzdem überlebt sie den Hubschrauberabsturz wenig später ohne jegliche Verletzung. Bei ihrem Trip durch die menschenleeren Betonwüsten stößt sie auf eine alte Bekannte: Claire Redfield (Ali Larter), die sich in „Resident Evil: Extinction“ mit ihren Freunden auf den Weg nach Alaska gemacht hatte. Anstatt sich über das zufällige Wiedersehen zu freunden, versucht Claire Alice zu töten, wird aber von dieser überwältigt. Anscheinend hat Claire ihr Gedächtnis verloren und erkennt Alice nicht wieder.

Kurzentschlossen fesselt Alice ihre Kampfgefährtin aus vergangenen Tagen, verfrachtet sie in ein Flugzeug und macht sich auf die Suche nach „Arcadia“ – einem Ort, wo angeblich zahlreiche Überlebende eine neue Heimat gefunden haben. Auf ihrem Weg dorthin lernen Alice und Claire eine Gruppe nicht Infizierter kennen, die genauere, allerdings wenig erquickliche Informationen über „Arcadia“ offenbaren …

Paul Andersons Ego-Shooter

Wollen wir einmal annehmen, dass „Resident Evil: Afterlife“ die Erfüllung der geheimsten Träume von Regisseur und Drehbuchautor Paul W. S. Anderson darstellt. Einen ernsthaften, spannenden Horrorstreifen kann der Engländer unmöglich im Sinn gehabt haben. Dazu gleich mehr.

Starten wir mit dem Positiven: Die Spezialeffekte sind größtenteils gelungen, von ein paar Patzern gegen Schluss hin abgesehen.

Erfreulicher noch: Auch wenn „Resident Evil: Afterlife“ auf den 3D-Zug aufgesprungen ist, fügen sich die entsprechenden Effekte flüssig in die Handlung ein und wirken nicht mit der Brechstange nachträglich integriert, wie etwa im enttäuschen Remake „Kampf der Titanen“. Da fliegen Wurfgeschoße auf den Zuschauer zu, die Kamera verfolgt in „Bullet Time“ die letzten Sekunden vor einem Hubschrauberabsturz und wenn Alice den sie angreifenden Zombies metallene Kopfnüsse verpasst, spritzen Körperflüssigkeiten durch die Gegend.

Tokio wird vernichtet. © 2010 Constantin Film Verleih GmbH

Leider ergeben gute Spezialeffekte nicht automatisch auch einen guten Film. Gerade „Resident Evil: Afterlife“ ist das Paradebeispiel für einen Streifen, der wenig mehr als einen überlangen Werbespot für neueste Technologien darstellt. Denn weder der Plot, noch die Inszenierung vermögen nur annähernd zu überzeugen. Ganz im Gegenteil: Teil 4 der Computerspielverfilmungen rund um Alice ist eine cineastische Katastrophe.

Gewiss: Es ist schön für Anderson, seine attraktive Ehefrau in 3D präsentieren und mit den Spezialeffekten protzen zu können. Allerdings belegt das vorliegende Machwerk einmal mehr eindrucksvoll, dass er einfach nicht versteht, was gute und spannende Filme ausmacht.

„Mortal Kombat“, „Alien vs. Predator“, „Resident Evil: Afterlife“ – noch Fragen?

Auch mit seiner mittlerweile immerhin bereits zehnten Regiearbeit liefert Anderson einen in fast jeglicher Hinsicht miserablen Streifen ab. Während man dem ersten „Resident Evil“-Film aus 2002 zumindest flotte Unterhaltung mit hübschen Splattereinlagen und einem kongenialen Protagonistenduo – Jovovich und Michelle Rodriguez – attestieren kann, sind seine weiteren Filme einfach nur groteske Themenverfehlungen.

Da hilft es auch wenig, gerade zu Beginn ganz frech bei „Matrix“ abzukupfern. Die Handlung erweist sich als bloße Abfolge oft zusammenhangsloser Szenen. Was aus welchem Grund geschieht, spielt keine Rolle – es ist einfach so, weil es cool aussieht. In den wenigen ruhigen Phasen ohne Herumgeballere, Explosionen oder Zweikämpfe werden hölzerne Dialoge ausgetauscht oder unlustige One-Liner ausgespuckt.

Milla Jovovich als Alice in RESIDENT EVIL: AFTERLIFE © 2010 Constantin Film Verleih GmbH

Irgendein Interesse an seinen Figuren hegt Anderson ohnehin nicht. Sie sind bloß austauschbare Pappkameraden, die Alice nicht im Weg stehen dürfen. Charakterisierungen? Wozu? Das könnte am Ende gar für Spannung sorgen! Und davon hält Jovovichs werter Gemahl nun wirklich rein gar nichts. Wie komplett belanglos die Handlungen abgespult und die Figuren behandelt werden, zeigt der Umstand, dass bei jeder Fortsetzung neue Protagonisten eingeführt und schlussendlich wieder – Überraschung! – getilgt werden.

Egal: Sympathien für die komplett profillosen Darsteller können sowieso nicht entstehen.

Nun könnte man Anderson die Frage stellen, mit wem man eigentlich mitfiebern soll, nachdem Alice aus nachvollziehbaren Gründen ungefressen bleiben muss und den übrigen Darstellern keinerlei Charakterisierung zugestanden wird. Es muss jedoch bezweifelt werden, ob der gute Mann diese Frage überhaupt einer Antwort würdigte.

Denn: Hauptsache es knallt und blitzt, Köpfe platzen wie überreife Melonen und seine Ehefrau ist immer wieder schön groß im Bild zu sehen. Eben Paul W. S. Andersons ganz persönlicher Ego-Shooter …


Darsteller

  • Milla Jovovich … Alice
  • Ali Larter … Claire Redfield
  • Wentworth Miller … Chris Redfield
  • Kim Coates … Bennett
  • Shawn Roberts … Albert Wesker
  • Sergio Peris-Mencheta … Angel
  • Spencer Locke … K-Mart
  • Boris Kodjoe … Luther
  • Sienna Guillory … Jill Valentine
  • Kacey Barnfield … Crystal
  • Norman Yeung … Kim Yong
  • Fulvio Cecere … Wendell
  • Ray Olubowale … Axeman
  • Peter Kosaka … Duty Officer
  • Denis Akiyama … Captain Hotaka
  • Mika Nakashima … Pop Girl
  • Takato Yamashita … Geschäftsmann

Regie

Paul W. S. Anderson

Produktionsland, Jahr

GB/Deutschland/USA, 2010

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