Kampf der Titanen (2010)

Es ist schon Kreuz mit den Remakes: Jeder lästert über sie und erklärt bereits im Vorfeld, dass es niemals so gut wie das Original sein könne, und letztendlich laufen alle ins Kino, um sich von der Zelluloidkatastrophe zu überzeugen und den Kopf darüber zu schütteln, weshalb derartiger Mist hunderte Millionen Dollar einspiele. Weshalb sollte es sich also bei „Kampf der Titanen“, dem Remake des Klassikers aus 1981, anders verhalten? Den großteils verheerenden Kritiken zum Trotz avanciert Louis Leterriers („Transporter“) Remake zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres.

Ob sich der Besuch des krampfhaft dreidimensionalisierten Blockbusters dennoch lohnt, wollen wir nachfolgend erkunden. Natürlich betulich und vorsichtig, um nicht den Zorn der Hollywood-Götter zu erregen …

Fischers Spyros fischt frische Findlinge
Auch nicht gerade ein alltäglicher Fang, der dem integren Fischer Spyros (Pete Postlethwaite) in die Netze geht. Eine geheimnisvolle Truhe schwimmt ihm über den Weg und birgt eine tote Frau sowie ein höchst lebendiges Baby in sich. Familienvater Spyros adoptiert den Kleinen, verleiht ihm den Namen Perseus und lehrt ihn das Handwerk des Fischens. Ein alles andere als einträgliches Geschäft, seit sich die Götter gegen die Menschen verschworen haben.


© 2010 Warner Bros. Ent.

Im Gegenzug halten sich die Bewohner der abtrünnigen Stadt Argos an den Tempeln und Statuen zu Ehren der Götter schadlos. Eine gigantische Statue des Zeus wird ins Meer gestürzt, was sich als unausgereifte Idee erweist und das Leben der beteiligten Soldaten kostet. Mehr noch: Im Zuge des Gemetzels sterben auch Perseus’ (Sam Worthington) Adoptiveltern, der daraufhin nicht allzu gut auf die Götter zu sprechen ist.

Derweil plant der finstere Hades (Ralph Fiennes) einen Putsch im Olymp. Um die Macht seines Bruders Zeus (Liam Neeson) zu brechen überredet er ihn, die Menschen für ihre Ketzereien zu bestrafen. Freilich: Hades’ Macht speist sich aus Angst, während Zeus die Liebe der Menschen benötigt. Die Bestrafung der Menschen würde das Gleichgewicht der Macht zu Gunsten des Unterweltgottes verschieben. Blind vor Zorn durchschaut Zeus die Pläne seines Bruders nicht und ordnet die Vernichtung der Stadt Argos an. Der selbst von den Göttern gefürchtete Kraken soll diese unangenehme Aufgabe erledigen. Einzige Rettung vor dem Tentakelmonster: Die Opferung der Prinzessin Andromeda (Alexa Davalos)!


© 2010 Warner Bros. Ent.

Ganz Argos ist begeistert von der Aussicht auf eine Opferung. Ganz Argos? Nein, denn Perseus zieht gemeinsam mit Draco (Mads Mikkelsen) und anderen furchtlosen Soldaten aus, diesen barbarischen Akt zu verhindern. Das Haupt der Medusa muss her, um dem Kraken Einhalt zu gebieten. Zwar eröffnet die Halbgöttin Io (Gemma Arterton) dem erstaunten Perseus dessen göttliche Herkunft, doch einfacher wird die gefahrlose Reise dadurch nicht. Der Zorn des Hades, Riesenskorpione und andere heutzutage nur noch selten anzutreffende Hindernisse stellen sich den wackeren Kriegern entgegen …

Was zum Hades …?
Die Hollywood-Götter müssen verrückt sein. Wie anders ist zu erklären, dass kaum ein Filmklassiker noch von einem zeitgemäßen Remake verschont wird? Das 1981 von Desmond Davis inszenierte Original avancierte nicht auf Grund seiner komplexen Story zum Kult, sondern viel eher wegen der bereits 1981 anachronistischen Stop-Motion-Technik, die freilich vom legendären Ray Harryhausen in Szene gesetzt wurde. Zudem gewann „Kampf der Titanen“ dank seines verschrobenen Charmes im Laufe der Jahre die Herzen der Filmfans. Um Authentizität scherte sich der Streifen nicht. Im Gegenteil: Munter wurde die griechische Mythologie geplündert und aufgemischt. Dennoch bereitet der Film ungeheuren Spaß, nimmt er doch weder sich selbst, noch das Fantasy-Genre Ernst und unterhält von Anfang an prächtig, ohne die Tricktechnik auf inflationäre Weise einzusetzen.


© 2010 Warner Bros. Ent.

Drei Dekaden später treten die Titanen erneut zum Duell an, diesmal unter den Fittichen des vornehmlich durch „Transporter“ bekannten Franzosen Louis Leterrier. Das Resultat ist weitaus weniger ergötzend. Bereits die Auswahl der Schauspieler erweist sich als erstes großes Problem. Liam Neeson und Ralph Fiennes zählen zweifellos zur Crème de la Crème der Schauspielkunst. In „Kampf der Titanen“ sind beide jedoch völlig fehlbesetzt und agieren am Rande der Selbstpersiflage. Und trotzdem spielen sie den aus unerklärlichen Gründen gehypten Sam Worthington („Avatar“, „Terminator: Die Erlösung“) mühelos an die Wand. Der Australier wandelt mit versteinerter Miene durch die an Levels aus Computerspielen erinnernden Sets und schafft es immerhin, das Gefühl des Mitleids zu erregen. Mitleid für seine vergeblichen Versuche, etwas an Schauspielkunst gemahnendes zu erreichen.

Doch kümmern wir uns um das Wesentliche, die Effekte. Dreißig Jahre technischer Weiterentwicklung sowie ein zehnfaches Budget erweitern natürlich den Raum der optischen Möglichkeiten. Entsprechend greift das Remake in die Vollen, was meist für ansehnliche Resultate sorgt. Die Betonung liegt auf „meist“, denn der formale Höhepunkt sowohl des Originals, als auch des Remakes, verblüfft einzig und allein durch erschreckend schwache CGI, die eines Blockbusters nicht würdig ist.


© 2010 Warner Bros. Ent.

Zeitgemäßer ist die Inszenierung, die den Zuschauer mit wuchtigen Bildern förmlich erschlägt. Entsprechend modern sind auch die Kampfszenen in Szene gesetzt: Rasche Schnitte machen es mitunter unmöglich, dem Geschehen überhaupt noch folgen zu können. CGI-Animationen prasseln wie digitaler Regen auf das Haupt des Betrachters herab, bis dieser resigniert und sich der Bilderflut ergibt.

Spannender wird die dünne Story dadurch jedenfalls nicht, was dem schwachen Drehbuch geschuldet ist. Wo im Original Harry Hamlin die Opferung der Andromeda aus Liebe zu ihr verhindern möchte, führt Perseus im Jahr 2010 lediglich einen plumpen Rachefeldzug gegen die Götter. Mit dabei: Eine verdächtig an „Star Wars“-Laserschwerter erinnernde Waffe, zwei unlustige Funny Sidekicks sowie menschliches Titanenfutter. Am Schicksal der Charaktere lässt einen der Film ohnehin nicht teilhaben. Sämtliche Figuren bleiben völlig blass und bewegen sich niemals außerhalb ihrer Klischeerollen. Wer wen weshalb meuchelt bleibt unerheblich. Schließlich ordnet sich der Inhalt, also der Plot, komplett der Form unter. Was bleibt ist eine spannungsfrei inszenierte CGI-Orgie, die noch rasch auf den 3D-Zug aufgesprungen ist, ehe er – übrigens dank solcher vergurkter Streifen – wieder eingemottet wird.


© 2010 Warner Bros. Ent.

Ironischerweise fasst einer der lapidaren Dialoge das Dilemma des Filmes prägnant zusammen. In einer Kiste entdeckt ein Soldat die aus dem Original bekannte Blecheule und fragt Draco erstaunt, was er damit machen solle.
„Lass sie liegen“, lautet die Antwort.

Hätte sich doch Louis Leterrier selbst an diese weisen Worte gehalten …


Darsteller

  • Sam Worthington … Perseus
  • Liam Neeson … Zeus
  • Ralph Fiennes … Hades
  • Pete Postlethwaite … Spyros
  • Gemma Arterton … Io
  • Mads Mikkelsen … Draco
  • Jason Flemyng … Acrisius / Calibos
  • Alexa Davalos … Andromeda
  • Tine Stapelfeldt … Danae
  • Luke Evans … Apollo
  • Izabella Miko … Athena
  • Liam Cunningham … Solon
  • Hans Matheson … Ixas
  • Nicholas Hoult … Eusebios
  • Vincent Regan … Kepheus
  • Polly Walker … Cassiopeia
  • Alexander Siddig … Hermes
  • Tamer Hassan … Ares
  • Danny Huston … Poseidon

Regie
Louis Leterrier

Produktionsland, Jahr
USA, 2010

Kampf der Titanen Trailer

Das könnte dir auch gefallen:

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.