Die Tochter meines besten Freundes Kritik

Die-Tochter-meines-besten-FreundesDie Familien Walling und Ostroff sind seit langer Zeit Nachbarn in einer beschaulichen Reihenhaussiedlung am Orange Drive in einem gemütlichen Vorort von New Jersey. Zwischen den beiden Familien besteht seit Jahren eine tiefe Freundschaft. Die Feiertage über Weihnachten und Thanksgiving werden gemeinsam verbracht und auch beim Barbecue und Joggen verbringt man die Zeit zusammen. Doch hinter der schillernden, fröhlichen Fassade ist längst nicht alles so rosig wie es scheint. Die Ehe zwischen David (Hugh Laurie) und Paige Walling (Catherine Keener) kriselt seit einiger Zeit und die einst innig verbundenen Töchter Vanessa Walling (Alia Shwakat) und Nina Ostroff (Leighton Meester) schauen sich seit dem Ende der High School nicht mal mehr in die Augen. Vanessa geht ihrem täglichen, öden Job in einem Einrichtungshaus nach und träumt von der großen Designer-Karriere in der Metropole New York. Unterdessen kehrt die Weltenbummlerin Nina nach der Trennung von ihrem Ex-Freund Ethan (Sam Rosen), zu ihren Eltern Terry (Oliver Platt) und Carol Ostroff (Allison Janney) zurück. Ihre Mutter hofft, sie mit Vanessas Bruder Toby (Adam Brody) verkuppeln zu können. Doch stattdessen fängt Nina eine Affäre mit David an und das Chaos ist perfekt. Die einst befreundeten Familien sind von nun an verfeindet.

„Die Tochter meines besten Freundes“ ist eine launige, feinfühlige Indie-Komödie, die mit einem tollen Cast und leisem Humor überzeugt. Die Regie übernahm Julian Farino, der sich in den letzten Jahren einen Namen als Serien-Regisseur machte („The Office“, „Entourage“). Beim Filmfestival in London im vergangenen Jahr wurde der Film wohlwollend von der Kritik aufgenommen. Zu Recht: Anstatt auf Slapstick und Brachial-Humor setzt „Die Tochter meines besten Freundes“ auf ein einfühlsamen Humor, interessante Charaktere und überzeugend agierende Darsteller. Der Film lässt sich zudem als Satire auf die scheinheilige, verlogene Idylle des heimeligen Vorstadt-Lebens verstehen. Zwei der Hauptdarsteller – Hugh Laurie und Leighton Meester – kannten sich bereits vor dem Dreh, da sie schon für Dr. House gemeinsam vor der Kamera standen.

In Mittelpunkt des Films steht die ein wenig verklemmte, schüchterne Walling-Tochter Vanessa, die mit ihrem süffisanten Humor als Ich-Erzählerin durch den Film und die chaotischen Ereignisse führt. Sarkastisch kommentiert sie alles und jeden in dieser herzerwärmenden Tragig-Komödie, die zu weiten Teilen von ihren spannenden, außergewöhnlichen Charakteren lebt. Das ist zum einen Vanessa, die verträumt in den Tag hinein lebt und das interfamiliäre Chaos täglich erdulden muss. Ihre Eltern haben sich schon lange nichts mehr zu sagen. Vater David (wie immer herrlich verschroben: Hugh Laurie) ist ein charismatischer aber verbitterter Zyniker der sich am liebsten mit einer Flasche Wodka ins Gartenhäuschen zurückzieht. Mutter Paige befasst sich lieber mit den Auftritten ihres Weihnachts-Chors als mit ihrer Ehe. Im Haus gegenüber wohnen die leicht spießigen Ostroffs, die alles andere als erfreut sind, als ihre attraktive Tochter Nina plötzlich vor der Tür steht und wieder zu Hause einziehen will. Die Situation eskaliert, als David und Nina eine Affäre beginnen und sich die Freundschaft der beiden Familien in eine verbitterte Feindschaft verwandelt. Die Rollen sind dabei allesamt passend besetzt und ermöglichen den Schauspielern eine emotionale, leidenschaftliche Darstellung.

Was dann folgt ist eine über einstündige, extrem unterhaltsame Schlammschlacht zwischen den beiden Familien, in deren Verlauf die gutbürgerliche und heile Welt der Vorstadt-Fassade langsam zu bröckeln beginnt. Dabei verzichtet Regisseur Farino auf übertrieben zotigen, albernen Slapstick-Humor, wie man ihn aus so manch einer Tragikomödie kennt, deren Handlung in der turbulenten, chaotischen Weihnachtszeit spielt und von der komplizierten Liebe eines Paares erzählt. Langsam und unaufgeregt schildert der Film den Zerfall einer Familie und einer Nachbarschaft um auf der anderen Seite aber vom Beginn einer frischen, jungen Liebe zu erzählen. Aus diesem Grund besitzt „Die Tochter meines besten Freundes“ – trotz aller Tragik und Streitigkeiten zwischen den Familien – auch einen gewissen Wohlfühl-Charakter und eine positive Grundstimmung. Alles in allem ist der Film weniger zynisch und bissig als das große Vorbild „American Beauty“, dem Paradebeispiel für sarkastische Tragikomödien, die den Zerfall gutbürgerlicher Moralkonventionen thematisieren. Wer an „American Beauty“ aber seine Freude hatte, kann sich getrost auch „Die Tochter meines besten Freundes“ ansehen.

Fazit: Ein überzeugende Cast, eine feinfühlige, langsame Erzählweise und der Verzicht auf zotigen Slapstick-Humor machen aus „Die Tochter meines besten Freundes“ eine stimmige Tragikomödie, die den Zerfall einer gutbürgerlichen, scheinheiligen Vorstadt-Fassade thematisiert.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Darsteller:

  • Leighton Meester
  • Alia Shawkat
  • Hugh Laurie
  • Catherine Keener
  • Adam Brody
  • Allison Janney
  • Oliver Platt
  • Tim Guinee
  • Fernando Lara
  • Lucas Papaelias
  • Aya Cash
  • Boyd Holbrook

Regie:
Julian Farino

Das könnte dir auch gefallen:

Ein Kommentar

  1. Ich liebe Hugh Laurie und Dr. House sehr. Bin ein großer Fan! Also habe ich mir voller Vorfreude auch diesen Film angesehen und wurde nicht enttäuscht. Gute Darsteller in mitreißender Story. Aber Fans von Dr. House sollten wissen, dass dieser Film eher ein Drama als eine lustige, freche Komödie ist…der House-Humor und – Charme fehlt völlig…

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.