Französische Filme kann man in zwei Kategorien einteilen: Zum einen hätten wir da Filme, die sich wohltuend vom Einheitsbrei „Made in Hollywood“ unterscheiden. Zum anderen jene Filme, die unweigerlich mit dem Selbstmord des Protagonisten, seiner Freundin oder des Zuschauers enden.
Die fabelhafte Welt der Amélie gehört zu ersterer Kategorie. An der Story liegt´s sicher nicht, die mehr als simpel ist und lediglich dazu dient, die skurrilen Ideen und Kameraeinstellungen des Regisseurs zu rechtfertigen.
Amélie (Audrey Tautou) arbeitet in einem kleinen Café in Montmartre. Ihre Herzensangelegenheit ist es, die Menschen etwas glücklicher zu machen. Dass sie darüber vergisst, ihr eigenes Glück zu suchen, bemerkt sie nicht einmal. Bis sie sich in Nino (Mathieu Kassovitz) verliebt…
Aber es ist nicht die Story, die den Film durchaus sehenswert macht. Vielmehr ist es die detailverliebte, optische Eleganz, die unsere an amerikanische Produktionen gewöhnten Hirne und Hirninnen angenehm überrascht.
Jean-Pierre Jeunet, der für Meisterwerke wie das an Monty Python gemahnende Kannibalen-Epos Delikatessen verantworlich zeichnete, aber auch für entsetzlichen Schwachsinn wie Alien – Ressurection, gelingt es ein ums andere Mal, den Zuschauer zu verblüffen. Sei es durch optische Gags, irre Kamerafahrten oder fast nebensächlich eingestreute Gags.
Dass dieser Film unter anderem für den Auslands-Oscar nominiert war, halte ich dennoch für etwas übertrieben. Streckenweise übertreibt es Jeunet damit, noch einen draufzusetzen, und verliert sich zuweilen in sehr dick aufgetragenem Schmalz.
So sympathisch die Darstellerin der Amélie auch agiert: Bisweilen erinnert sie eher wie eine Comic-Figur, gleich den meisten anderen Schauspielern. Natürlich mag man einwenden, dies sei beabsichtigt, doch emotionale Nähe zu einem Charakter kann man nur dann herstellen, wenn dieser sympathisch wird, weil seine Motive, sein Handeln nachvollziehbar werden, kurzum: Wenn er menschlich erscheint!
Alles in allem: Ein Film, den man gesehen haben sollte, der aber doch etwas überschätzt wird.
Darsteller
- Audrey Tautou
- Mathieu Kassovitz
- Rufus
Regie
Jean-Pierre Jeunet
Produktionsland, Jahr
Frankreich, 2001
Die fabelhafte Welt der Amélie Trailer