Cruelty – Grausamkeit Kritik

Cruelty KritikKriegsfilme. Wer denkt da nicht an den Aufmarsch von Stahlkolossen, epische Schlachten und tragische Helden? Nichts davon wird man in Tim Augurzkes Kurzfilm „Cruelty – Grausamkeit“, der gleichzeitig auch sein Regiedebüt ist, vorfinden. Statt Popcornkino muss sich der Zuschauer mit einem ruhigen, unbarmherzigen Film auseinandersetzen, der ihm einen großen Interpretationsspielraum bietet.

Im Mittelpunkt von „Cruelty“ steht der geistliche Dolmetscher Jones (Chris Nachtigall), der bei einem Angriff der Deutschen als einziger seines Alliierten-Trupps überlebt. Verstört von den Geschehnissen, zieht er sich alleine in die französischen Wälder zurück. Doch auch abseits der Schlachtfelder wird er immer wieder mit dem Tod konfrontiert. Dabei wird er vom Opfer immer mehr selbst zum Täter, verstrickt sich in einem Gemisch aus Wut, Hass und Trauer.


Die wunderschönen Naturaufnahmen, untermalt von einem stimmungsvollen Sound, lassen den Zuschauer das ein oder andere Mal innehalten. Doch wie auch Jones, wird man dabei immer wieder brachial aus dem Träumen gerissen. Sinnbildlich steht dafür die Szene, als Jones mit nach oben gestrecktem Kopf und geschlossenen Augen dem Bach lauscht, ehe ihn ein donnernder Knall zurück in die Realität holt. Das Morden hat noch nicht aufgehört und auch er selbst kann sich dem nicht entziehen.

In einzelnen, rückblickenden Episoden erhält der Zuschauer einen Einblick in Jones Taten und kann damit versuchen eine Art Sinn darin zu finden. Viele Informationen zu Jones und seiner Umgebung bekommt der Zuschauer nämlich nicht an die Hand. So kommt der Film fast ohne gesprochene Worte aus. Setzen die Protagonisten dann aber doch zu einem etwas längeren Dialog ein, wünschte man sich, sie hätten es sein gelassen. Dennoch sind gerade diese Dialoge wichtig für den Zuschauer, da er dadurch die einzigen Hintergrundinformationen zum Wesen des Jones bekommt.

Auch wenn das Ende wenig überrascht, bleibt man doch nachdenklich zurück. So sorgt der Kurzfilm auf jeden Fall für Gesprächsstoff und lädt damit auch zum mehrmaligen Anschauen ein. Und obwohl die schauspielerischen Leistungen wenig überzeugen können, ist das Gesamtpaket doch stimmig. Fans von „Apocalypse Now“ und „Full Metal Jacket“ sollten sich „Cruelty – Grausamkeit“ auf jeden Fall nicht entgehen lassen.


Regie/Drehbuch/Produzent:

  • Tim Gerrit Augurzke

Darsteller:

  • Chris Nachtigall – Jones
  • Marc Bluhm – Englischer Offizier
  • Joachim Assfalg – Deutscher Offizier
  • Martin Geuer – Amerikanischer Soldat
  • Tobias Bamborschke – Deutscher Soldat
  • Mandy Neukirchner – Französische Frau
  • Alexander Jakupovic – Amerikanischer Stoßtruppsoldat #1
  • Staffan Langner – Amerikanischer Stoßtruppsoldat #2
  • Philipp Hamm – Deutscher Stoßtruppsoldat #1
  • Daniel Hoffmann – Deutscher Stoßtruppsoldat #2
  • Christian Rollin – Deutscher Stoßtruppsoldat #3

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