Arrival Kritik

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Eines Tages landen zwölf eiförmige Raumschiffe an verschiedenen Orten der Erde. Alle Versuche, Kontakt mit den Aliens aufzunehmen scheitern jedoch. Eine Kommunikation kommt auch deshalb nicht zu Stande, da sich die „Besucher“ in Form nicht verständlicher Wal-Laute äußern. Die US-Regierung unter Colonel Weber (Forest Whitaker) stellt daraufhin ein Spezialistenteam zusammen. Unter ihnen: Linguistin Louise Banks (Amy Adams) und Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner). Den Beiden gelingt es nach einiger Zeit, die Laute der Aliens zu entschlüsseln und mit ihnen zu interagieren. Doch die Zeit drängt: die Regierungen und Militärs anderer Ländern, vor allem die chinesischen Verantwortlichen, fühlen sich vom Besuch und einigen – falsch interpretierten – Äußerungen der Wesen bedroht. Sie planen einen militärischen Erstschlag. Können Banks und Donnelly noch rechtzeitig einen globalen Krieg verhindern?

„Arrival“ ist das neueste Werk von Denis Villeneuve, einem der aktuell gefragtesten Filmemacher der Welt. Nach seinen vielfach prämierten, von der Kritik geadelten Ausnahme-Thrillern „Sicario“ und „Prisoners“, widmet er sich mit „Arrival“ erstmals dem Science-Fiction-Genre. Villeneuve nähert sich diesem aber, wie in anderen Filmen dieser Art oft üblich, nicht mit Effekte-überladenem Bombast und brachialer Action, sondern mit philosophischem Tiefgang. Daher steht „Arrival“ in der Tradition spirituell angehauchter, tiefgründiger Science-Fiction-Filme wie etwa „Solaris“ oder „Interstellar“. „Arrival“ beruht auf einer 1998 veröffentlichten Kurzgeschichte des Science-Fiction-Autors Ted Chiang. Der Titel dieser Geschichte, wie auch der Arbeitstitel der Verfilmung, lautete „Story of your life“. Die Dreharbeiten zu „Arrival“ begannen im Sommer 2015 im kanadischen Montreal.

„Arrival“ ist alles andere als ein „klassischer“ Science-Fiction-Film oder das, was sich viele unter einem solchen vorstellen. Action, Tempo und kämpferische Auseinandersetzungen zwischen der Spezies Mensch und Alien, sind im Film praktisch nicht existent. Vielmehr ist „Arrival“ ein Werk der ausgewogenen, sinnlichen Bildsprache und wohl komponierter Aufnahmen sowie der Langsamkeit. In gemächlichem Tempo schildert Villeneuve lange Zeit ausschließlich, wie die Kommunikation zwischen den Menschen (und hier vor allem von Banks) und den Besuchern aus dem All, Gestalt annimmt. Es dauert lange, bis die kryptischen Laute der Aliens in verstehbare Sprache übersetzt werden können und eine „Unterhaltung“ möglich ist. Dank modernster Analyse-Verfahren, neuartiger Technik und den Fähigkeiten von Banks und Donnelly, gelingt es schließlich doch.

Dass sich diese Suche nach einer gemeinsamen, sprachlichen Basis nicht langatmig oder gar langweilig gestaltet, ist zum einen den dramaturgischen Kniffen und Tricks von Villeneuve zu verdanken. So dreht er etwa die Spannungsschraube nach rund 50 Minuten gehörig an, als es im Inneren des Raumschiffs zu einer Explosion mit fatalen Konsequenzen kommt. Jene Szene, die zu weiten Teilen in Zeitlupe gefilmt und über die Maßen kunstvoll inszeniert ist, sorgt für einen Wandel hinsichtlich Tonalität und Stimmung. Das Szenario wirkt nun bedrohlicher, beklemmender. Zum anderen verwebt Villeneuve sein Werk von Beginn an mit Aufnahmen von Banks und ihrer – verstorbenen – Tochter. Diese kurzen Ausschnitte sorgen für eine unmittelbare Verquickung eines großen, globalen Problems (ein vom Menschen verursachter, möglicher Krieg zwischen den Rassen) mit einem ganz persönlichen, intimen (Einzel-)Schicksal (dem Tod von Banks Tochter).

Und dann wären da noch die Darsteller, die „Arrival“ zu etwas Besonderem machen. Amy Adams als von ihren Intuitionen sowie ihrem Gefühl für Sprache und Kommunikation geleitete Linguistin, ergänzt sich perfekt mit Jeremy Renner. Renner brilliert als eher rationaler, zu Beginn etwas kühler und distanzierter Wissenschaftler, der aber allmählich auftaut.

Zu etwas Herausragendem aber wird „Arrival“ erst durch den Schluss. Dieser legt offen, was es mit den in die Handlung eingestreuten Szenen und Sequenzen, die Banks und ihre Tochter zeigen, auf sich hat. Die ganze Zeit über führte Villeneuve den Zuschauer erzählerisch an der Nase herum und lässt ihn im Finale mit ungläubigem Blick im Kinosessel zurück. Denn am Ende steht eine Entscheidung von Banks für das Leben – die gleichzeitig auch eine für den Tod ist. Das Finale von „Arrival“ ist ebenso markerschütternd und überraschend wie die letzten Minuten von Filmen wie „The Sixth Sense“, „Fight Club“ oder auch „Zwielicht“.

Fazit: Philosophisch und existenziell angehauchtes, behutsam erzähltes Science-Fiction-Drama mit einem herausragend aufspielenden Cast und einem bewegenden Schluss, der lange im Gedächtnis bleibt.

Bewertung von Arrival:

4/5 Sternen

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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