Across the River Kritik

Across the River FilmkritikDer Natur- und Verhaltensforscher Marco Contrada (Marco Marchese) fristet ein einsames Dasein in einer alten Hütte in den italienischen Bergen. Weit und breit ist keine Menschenseele vor Ort. Den einzigen Kontakt zur Zivilisation stellt ein Fluss ganz in der Nähe dar, in dem immer wieder seltsame Gegenstände treiben. Darüber macht sich der Einzelgänger aber weniger Gedanken, da er eh viel mehr an Vierbeinern interessiert ist – für seine Arbeit fängt er Tiere. Marco montiert Kameras an die Rücken der Tiere und kann so genau deren Verhalten erforschen und analysieren. Die Aufnahmen, die er macht, führen ihn eines Tages zu einem entlegenen Dorf, in dem es keinerlei Bewohner mehr zu geben scheint. Ein heftiges Unwetter sorgt dafür, dass der Wissenschaftler an dem unwirtlichen, abgeschnittenen Ort festsitzt. Dann stellt sich heraus, dass etwas mit der Umgebung überhaupt nicht stimmt – sie scheint verflucht zu sein.

„Across the River“ ist der neue Horror-Film des 1968 geborenen italienischen Indie-Filmemachers Lorenzo Bianchini, der 1997 schon mit seinem ersten Kurzfilm, dem Psychothriller „Paura Dentra“, für Aufsehen sorgte. Bianchini ist ein bekennender Fan des italienischen Giallo (ein italienisches Subgenre des Thrillers, dessen zentrale Elemente Ausstattung und Musik sind), dessen führenden Vertreter – Dario Argento – verehrt der Regisseur seit Kindertagen. Und das merkt man „Across the River“ auch an. Sein neuester Film ist extrem düster und atmosphärisch geraten und mit großer Stilsicherheit inszeniert. Mit reduziertesten Mitteln und einem geringen Budget holt Bianchini das Maximum an Herzschlag-Spannung und bedrohlicher Stimmung heraus.

„Across the River“ ist ein extrem ruhiger, fast schon behäbig inszenierter Film, der seine Story mit langen Einstellungen und ohne viele Schnitte vorantreibt. Das Setting kennt man natürlich aus dutzenden anderen Filmen: ein Mann allein im Kampf gegen die unwirtliche Natur, der langsam aber sicher seinen Verstand zu verlieren droht. Bisweilen erinnert der Film gar an Robert Redfords Meisterstück und One-Man-Show „All is lost“, vor allem in Sachen Stimmung und minimalistischer Handlung. Auch Elemente der Einsamkeit, des Überlebenskampfes und der Überwindung sind beiden Filmen gleich. In „Across the River“ wird nicht viel geredet, Regisseur Bianchini konzentriert sich auf das Wesentliche und lässt die spektakulären Bilder von der einsamen, kargen Bergwelt und des düsteren Waldes für sich sprechen.

Viel funktioniert bei diesem Film über die Musik und das exzellent und sparsam eingesetzte Sounddesign. Der Film ist frei von den offensichtlichen und billigen Tricks, mit lauten Geräuschen Schockmomente beim Zuschauer hervorrufen zu wollen. Vielmehr gelingt es Bianchini, mit behutsam eingesetzten, bedrohlich anmutenden Sounds und Klängen, Spannung zu erzeugen. Zumeist sind diese Klänge als Synthie- und Keyboard-Flächen leise und mit Bedacht unter die unheilvollen Bilder gelegt. „Across the River“ ist eine Ausnahmeerscheinung unter den Indie-Horrorfilmen.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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