„Transpapa“ erzählt von der pubertierenden Maren (Luisa Sappelt), die ein typischer Teenager ist: sie ist kratzbürstig, häufigen Stimmungsschwankungen unterworfen und unzufrieden mit ihrem Äußeren. Ihre Eltern sind getrennt und sie lebt bei ihrer Mutter Uli (Sandra Borgmann), die nur noch Augen für ihren neuen Freund hat. Ihren Vater hat sie schon lange nicht mehr gesehen, da er sich – so glaubt Maren – auf einem Selbstfindungstrip in Nepal befindet. Eines Tages dann der Schock: Im Briefkasten findet Maren eine Karte ihres Vaters (Devid Striesow), der aber nicht im Ausland sondern ganz in ihrer Nähe wohnt. Eigentlich ein Grund zur Freude, wäre da nicht die Tatsache, dass sich dieser in der Zwischenzeit einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat und sich Sophia nennt. Sophia arbeitet als Schriftstellerin und wohnt in einem spießigen Häuschen. Das alles sind Neuigkeiten, die Maren erst einmal verdauen muss. Dem ersten Schock folgt schließlich die Neugier, so dass es bald zum ersten Treffen zwischen Maren und „Neu-Frau“ Sophia kommt, die wegen der Hormonbehandlung eine mindestens ebenso konfuse und verwirrende Zeit voller körperlicher Veränderungen durchmacht wie Maren.
Warmherzig und unterhaltsam porträtiert Nachwuchsregisseurin Sarah Judith Mettke in ihrem Spielfilm-Debüt zwei schrullige Charaktere, die eines gemeinsam haben: Beiden machen eine Verwandlung zur Frau durch. Diese kuriose, bei weitem nicht alltägliche Situation, macht Mettke zum Thema des Films, der als feinfühliges Vater-Tochter-Drama ebenso gut funktioniert wie als mit witzigen Einfällen gespickte Tragikomödie. Mettke, die für „Transpapa“ mit dem Max-Ophüls-Preis 2012 ausgezeichnet wurde, verarbeitet hier auch eigene autobiographische Erfahrungen. Somit bekommt der Film eine sehr persönliche Note. „Transpapa“ wurde ursprünglich für das Fernsehen produziert und läuft jetzt – parallel zur TV-Austrahlung – auch in einigen ausgewählten Kinos. Mit dem Film schloss Mettke ihre Ausbildung an der Filmakademie Baden-Württemberg ab.
Wie der gelernte Theaterschauspieler und baldige Tatort-Kommissar Devid Striesow und die Jung-Schauspielerin Luisa Sappelt die beiden Hauptfiguren verkörpern ist die größte Stärke des gefühlvollen Dramas über Identitätssuche, Akzeptanz und Geschlechterrollen. Einfühlsam und nie zu überkandidelt oder überzogen tuntig spielt Striesow Sophia, die sich genauso an ihren neuen Körper gewöhnen und die eigene Identität finden muss wie Maren, die gerade alle Höhen und Tiefen der Pubertät durchlebt. Luisa Sappelt liefert eine ebensolche starke Leistung als Maren ab, die sich allmählich von der spröden, dickköpfigen Pubertierenden in eine verständnisvolle, sensible junge Frau entwickelt, die immer mehr Interesse an Sophia, ihrem ehemaligen „Vater“, entwickelt. Regisseurin Mettke schildert mit viel Gefühl und Gespür für ihre verletzlichen Figuren das vorsichtige Herantasten der Beiden.
Auch die komischen Momente funktionieren in „Transpapa“ ausgezeichnet. Das Aufeinandertreffen und gegenseitige Beschnuppern von Maren und Sophia sorgt für eine ganze Reihe stimmungsvoller Szenen und Ereignisse. Vom Angebot Sophias, Maren ein professionelles Make-up zu verpassen bis hin zu dem (unausweichlichen) Moment, in dem Maren im Bad auf die halbnackte Sophia trifft und zum ersten Mal direkt mit deren körperlichen Veränderungen konfrontiert wird. Ein Schock für Maren. Bis Maren und Sophia bewusst wird, dass sie doch mehr Gemeinsamkeiten haben als zu Beginn gedacht, gilt es, eine Menge herrlich komischer Situationen zu überstehen und peinliche Missverständnisse zu klären.
Fazit: „Transpapa“ ist eine warmherzige, feinfühlige Tragikomödie über das Akzeptieren der eigenen Identität mit allen Schwierigkeiten und Umständen.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.
Darsteller:
- Luisa Sappelt
- Devid Striesow
- Sandra Borgmann
- Jan-David Buerger
- Fritzi Haberlandt
- Damian Hardung
- Ron Holzschuh
- Florence Kasumba
- Arno Kempf
- Simon Mehlich
- Henriette Nagel
- Caroline Pharo
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Regie:
Sarah-Judith Mettke