Die elfjährige Tilda (Emma Schweiger) ist ganz verrückt nach ihrem Großvater Amandus (Dieter Hallervorden), mit dem sie immer viel Zeit verbringt. Zuletzt war der alte Kauz jedoch zunehmender vergesslich und verwirrt. Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich kurz darauf nach einer ärztlichen Untersuchung: Amandus leidet unter Alzheimer und ist immer weniger in der Lage, seinen Alltag alleine zu meistern. Für Niko, Amandus‘ Sohn und Vater von Tilda, steht fest, dass es das Beste ist, den kranken Mann in ein Pflegeheim zu geben. Dies kommt für Tilda aber unter keinen Umständen in Frage. Kurzerhand entführt sie ihren geliebten Opa und begibt sich auf eine ebenso kuriose wie ereignisreiche Reise nach Venedig.
„Honig im Kopf“ ist der neueste Streich von Allround-Genie Til Schweiger, der auch hier wieder als Darsteller, Regisseur, Produzent und Drehbuchautor in Erscheinung tritt. Die Hauptrollen überließ er dem Comedy-Urgestein Dieter Hallervorden und seiner Tochter Emma, die bereits in früheren Schweiger-Filmen zu sehen war. Für die Rolle des an Alzheimer erkrankten Amandus waren u.a. auch Mario Adorf und Bruno Ganz in der engeren Auswahl. Die grandiose Leistung von Hallervorden in dem Drama „Sein letztes Rennen“ von 2013, sorgte jedoch am Ende dafür, dass der 79-jährige die Hauptrolle bekam. „Honig im Kopf“ führt das Schweigersche Erfolgsrezept vom ausgewogenen Mix aus humorvollen und tragischen Elementen fort und überzeugt auf ganzer Linie. Neben dem DDR-Film „Bornholmer Straße“ ist Schweiger mit diesem Werk die wohl stärkste deutsche Tragikomödie im Kinojahr 2014 gelungen.
Mehr noch als die früheren Schweiger-Kassenschlager wie „Keinohrhasen“ oder „Kokowääh“ besticht „Honig im Kopf“ durch seine harmonische, perfekt abgestimmte Mischung aus Drama und Komödie. Dabei sorgt vor allem Hauptdarsteller Dieter Hallervorden gleichsam für die komischsten als auch die rührendsten Momente. Wenn Hallervorden als zunehmend verwirrter Greis beim Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielen nach seinen ganz eigenen Regeln vorgeht oder immer öfter von sich in der dritten Person spricht, dann haben diese Momente gleichzeitig etwa heiteres aber auch zutiefst tragisch-anrührendes bzw. schicksalhaftes. Hallervorden gelingt wie schon in „Sein letztes Rennen“ auf berührende und authentische Weise, die Darstellung eines schwer kranken, gebrechlichen alten Mannes.
Bis in die Nebenrollen ist „Honig im Kopf“ gut besetzt, wobei sich Regisseur und Multitalent Schweiger schauspielerisch hier mehr zurückhält als früher und auch seiner Tochter Emma mehr Raum zur Entfaltung lässt. Diese spielt die aufgeweckte, wissbegierige und euphorisch auftretende Tilda mit großer Leidenschaft und hat die Sympathien von Beginn an auf ihrer Seite. Einziger Kritikpunkt ist die Tatsache, dass der Film mit fast 140 Minuten Laufzeit eine fast schon epische Länge aufweist und mit etwas weniger Spielzeit noch kompakter und runder hätte werden können. Nichtsdestotrotz machen Schauspieler, die bewegende Story und das intelligente Drehbuch, das gespickt ist mit turbulent-kuriosen Einfällen, aus dem Film eines der deutschen Kinohighlights in diesem Jahr.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.