Wahrheit oder Pflicht (Truth or Dare) Kritik

Wahrheit oder Pflicht Kritik

Am Anfang hofft Studentin Olivia (Lucy Hale) lediglich auf einen gemütlichen, lustigen Spieleabend in Mexiko, als sie sich von Urlaubsbekanntschaft Carter (Landon Liboiron) zu einer Partie „Wahrheit oder Pflicht“ überreden lässt. Zumal bei dem Spiel auch ihre College-Kollegen, darunter ihre beste Freundin Markie (Violett Beane), dabei sind. Doch schon nach kurzem merkt die Gruppe, dass mit dem Spiel etwas nicht stimmt. Schlimmer noch: dass es eine Art Eigenleben besitzt und allmählich die Kontrolle übernimmt. Das wird Olivia vor allem nach ihrer Rückkehr in die Heimat bewusst. Nicht nur dass sie von grausamen Visionen geplagt wird und das Spiel bald macht, was es will. Es erhöht ebenso immer weiter die Einsätze. Wer von den jungen Leuten dann allerdings nicht die Wahrheit sagt oder die Mutprobe nicht besteht, stirbt auf grausame Weise. Olivia und ihren Freunden bleibt nichts andres übrig, als zurück nach Mexiko zu reisen. Dort nahm das Unheil seinen Anfang.

Regisseur Jeff Wadlow und sein Team drehten die nur 3,5-Millionen-Dollar teure Produktion in nicht einmal sechs Wochen im Juni und Juli 2017. Wadlow wurde einem größeren Publikum mit der Verfilmung von „Kick-Ass 2“ (2013) bekannt. Zuvor trat er als Schauspieler u.a. in dem Blockbuster „Pearl Harbor“ (2001) in Erscheinung. Produziert wurde „Truth or Dare“ von Jason Blum, einem der erfolgreichsten Produzenten der jüngeren Vergangenheit, der sich mit seiner Firma „Blumhouse Productions“ auf Horrorfilme spezialisiert hat. Zu den größten Erfolgen der Filmproduktions-Schmiede gehören die „Insidious“- sowie die „Purge“-Reihe und der letztjährige Überraschungserfolg „Get out“.


„Truth or Dare“ behandelt ein Szenario, das ungemein viel Potential bietet. Ein von einem Dämon beherrschtes „Wahrheit oder Pflicht“-Spiel gab es in dieser Form als Thema auf der Leinwand nämlich noch nicht. Spiele freilich schon (siehe „Oujia“), aber nicht „Wahrheit oder Pflicht“, das doch einige spannende Möglichkeiten für grausame „Pflichten“ oder entlarvende, schockierende „Wahrheiten“ bietet. Zumal sich gleich vier (!) Drehbuchautoren an einem vernünftigen und logischen Plot versuchten. Leider bleibt ein Großteil dieser Möglichkeiten ungenutzt, ein filmischer Totalausfall ist „Truth or Dare“ aber dennoch nicht.

Dies hat in erster Linie zwei Gründe: zum einen kommt es dem Film sehr zu Gute, dass er in gewisser Weise zwei Handlungsstränge unterschiedlicher Genres recht gelungen unter einen Hut bringt. Denn neben dem eigentlichen, mit einigen gelungenen Schock-Effekten garnierten Horror, der sich in Form des (hier und da tödlich) verlaufenden Wahrheit-oder Pflicht-Spiels manifestiert, gibt es noch eine Krimi-Handlung. In dieser versuchen Olivia und ihre Freunde hinter das Rätsel des Spiels zu kommen und den Fluch zu beenden. Dieser Subplot schlägt einige unerwartete Haken, bringt Dynamik in den Handlungsverlauf und erweist sich daher dramaturgisch als Glücksgriff.

Eine positive Überraschung ist obendrein das Finale des Films, der vielleicht auch aus kommerziellen Gründen so endet wie er endet. Denn der Schluss erlaubt den Machern, bei entsprechendem Erfolg des ersten Teils, eine Fortsetzung. Doch sei’s drum: Die Auflösung ist unvorhersehbar und Regisseur Wadlow beweist damit durchaus Mut, einen massenkompatiblen Horrorfilm auch mal gegen jegliche Erwartungshaltungen der Zuschauer enden zu lassen. Weniger überraschend gestalten sich die nach Schema F gestrickten studentischen Hauptfiguren und ihre Beziehungen untereinander.

Bei ihnen handelt es sich nämlich um wenig tief schürfende, oberflächlich gezeichnete Protagonisten vom Reißbrett. Charaktere, die zudem wenig sympathisch sind, was zur Folge hat, dass einem deren Schicksal weitestgehend gleichgültig erscheint. Ein wenig ärgerlich ist zudem, dass die Protagonisten zwar alle zwischen 18 und Anfang 20 sein sollen. In Wahrheit aber von Schauspielern verkörpert werden, die teils zehn Jahre älter sind, was man ihnen natürlich auch ansieht. Das trägt nicht gerade zur Glaubwürdigkeit des Gezeigten bei.

Negativ fällt noch ein anderer Aspekt ins Licht: wenn der Dämon aus dem Spiel in eine der Figuren fährt, verzieht sich deren Gesicht in aller Regel irgendwann zu einer fies grinsenden Fratze. Dieses Prinzip wird allerdings sehr früh im Film schon derart ausgereizt, dass sich der Schrecken darüber beim Zuschauer recht schnell verflüchtigt – und sich stattdessen vielmehr unfreiwillige Komik ob der immer gleichen Gesichtszüge einstellt.

Fazit: In Ansätzen durchaus ansprechender und unheilvoller, mit einem überraschenden Ende ausgestatteter Teenie-Horrorfilm. Die schablonenhaft gezeichneten, wenig sympathischen Figuren trüben jedoch den Gesamteindruck.


Bewertung 5/10

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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2 Kommentare

  1. Mein Tipp: geht nicht in diesen Film und spart euch das Geld:) Lieber für die Kino-Wiederaufführung von „Hellraiser“ nutzen und sich diesen Klassiker nochmal ansehen als diesen vergessenswerten, 08/15-Horrorfilm

  2. Hmm… dann werde ich wohl mal warten bis er auf Disc oder onDemand verfügbar ist. Hatte mir echt mehr erwartet als das was ich hier lesen durfte.

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