The Lodge Kritik

Die Geschwister Aidan (Jaeden Martell) und Mia (Lia McHugh) sind nicht gerade begeistert, als sie der neuen Freundin (Riley Keough) ihres Vaters Richard (Richard Armitage) vorgestellt werden. Denn für sie kommt Grace einem Eindringling gleich, der scheinbar nur den Platz ihrer Mutter einnehmen will.  Um Frieden in das familiäre Chaos zu bringen, hat Richard eine Idee: Bei einem idyllischen Familienausflug in die abgeschieden gelegene Familienlodge sollen sich die Kinder und Grace besser kennenlernen. Doch es kommt anders als erwartet. Während Richard nochmal zur Arbeit zurückmuss, schneidet ein heftiger Schneesturm die streng religiöse Grace und die Kinder von der Außenwelt ab. Gemeinsam müssen sie in der einsamen Hütte ausharren. Und es droht weiteres Unheil: Eine unheimliche Macht scheint allmählich Besitz von Grace zu ergreifen. Die Situation droht zu eskalieren. 

„The Lodge“ ist der zweite Spielfilm des österreichischen Regie-Duos Severin Fiala und Veronika Franz. Für mächtig Furore, vor allem bei der internationalen Kritik, sorgten die Beiden mit ihrem zutiefst verstörenden Debütfilm, dem Psycho-Drama „Ich seh, ich seh“. „The Lodge“ entstand Anfang 2018 an verschiedenen Orten im Südwesten Kanadas und feierte im vergangenen Jahr auf dem Sundance Filmfest seine Premiere.

Mit „Ich seh, ich seh“ schufen Fiala und Franz 2014 einen der besten Psycho-Horrorfilme des vergangenen Jahrzehnts. Der Film war durch und durch heimtückisch, fies, unvorhersehbar und wartete mit einem überraschenden Finale auf, das lange nachwirkte. Ganz so clever und perfide gestaltet sich der in exquisite Bilder gekleidete, ruhig erzählte „The Lodge“ leider nicht. Das liegt in erster Familie daran, dass Fiala und Franz zu sehr auf (dramaturgische und themtische) Stereotype und ebenso klischeehafte wie erwartbare Schreckmomente setzen.

Vom plötzlich einsetzenden Stromausfall, dem mysteriösen Verschwinden von Gegenständen aller Art bis hin zum knarzenden Gebälk: Die beiden Österreicher bedienen überraschend viele Klischees und vertrauen konventionellen, altbewährten Mustern und Horror-Elementen.  Hinzu kommt, dass sich der Film inhaltlich um ein Sujet dreht, das in den letzten Jahren im Horror-Genre arg überstrapaziert wurde. Es geht im Kern um religiösen Fanatismus, christliche Sekten und Kulte, das Changieren zwischen Allmacht und Ohnmacht (siehe u.a.: das „Suspiria“-Remake“, „Hereditary“, „Midsommar“).

Trotz all dieser Schwächen bleibt „The Lodge“ dennoch – leicht – überdurchschnittlich. Die Hauptgründe: Eine sich von Beginn an wie ein dunkler Schatten über den Film legende, unheilvolle Grundstimmung sowie die ausdrucksstarke, mitreißende Performance der (Jung-) Darsteller. Sie alle verkörpern gebrochene, psychisch labile Figuren, die in der Vergangenheit unerträglichen emotionalen Schmerz erleiden mussten und mit Verlusten konfrontiert wurden. In der trostlosen Abgeschiedenheit der verschneiten Berglandschaften prallt all dies ungefiltert aufeinander und entlädt sich irgendwann. Und schließlich verfügt „The Lodge“ über einen zwar nicht gerade unvorhersehbaren Twist, der allerdings den Nährboden für eine richtig fiese, schaurige Schlussviertelstunde bereitet. Und dies entschädigt wiederum für einige der zuvor beschriebenen Minuspunkte.

Fazit:  Stellenweise zu vorhersehbarer Psycho-Schocker, der auf konventionelle Horrorfilm-Zutaten baut und dem Genre nicht viel Neues hinzuzufügen hat. Dass sich „The Lodge“ am Ende doch als sehenswert erweist liegt an der rohen Präsenz der Darsteller und einer beklemmend-schauderhaften Atmosphäre, die das Grauen förmlich spürbar macht.

Bewertung: 6/10

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