The Gift Kritik

the-gift-filmkritikEine Vorzeige-Ehe aus dem Bilderbuch: Simon (Jason Bateman) und Robyn (Rebecca Hall) führen eine harmonische, von inniger Liebe und Zuneigung geprägte Beziehung. Vor wenigen Wochen haben sie sich zudem eine neue Bleibe in einem luxuriösen Vorort von L.A. geleistet. Beruflich läuft es gut, Geld ist vorhanden, alles scheint perfekt. Eines Tages laufen sie beim Einkaufen einem alten Schulkameraden von Simon über den Weg, dem scheinbar umsichtigen und freundlichen Gordo (Joel Edgerton). Merkwürdigerweise hat Simon jedoch zunächst kaum Erinnerungen an ihn. Nach einem gemeinsamen Abendessen wird Gordo aber immer zudringlicher und mischt sich immer mehr in das Leben des Ehepaares ein. Er steht unangemeldet vor der Tür und macht dem Paar ein Geschenk nach dem anderen. Bis es Simon und Robyn zu viel wird und sie erst einmal auf Abstand gehen – ohne zu ahnen, dass sie damit alles noch viel schlimmer machen. Denn Gordo will mit aller Macht ein Ereignis der Vergangenheit wachrufen, wodurch Simon Schuld auf sich geladen hat.

„The Gift“ ist das Regie-Debüt von Hollywood-Star Joel Edgerton, der in den letzten Jahren vor allem in budgetintensiven Blockbustern wie „The Thing“, „Exodus“ oder „Der große Gatsby“ zu sehen war. Dass in Edgerton mehr steckt als nur der auf den Part des undurchsichtigen Unsympathen festgelegten Darstellers beweist er mit „The Gift“. Edgerton führte hier nicht nur Regie sondern zeichnete auch für das Drehbuch verantwortlich, das die Grundlage für den gelungensten psychologischen Thriller der letzten Zeit lieferte. „The Gift“ entstand zu Beginn des Jahres für nur fünf Millionen Dollar in den Hollywood Hills und hatte bereits nach wenigen Wochen in den USA fast 50 Millionen Dollar eingespielt.
„The Gift“ baut langsam und kontinuierlich seine unheilvolle Stimmung und Spannung auf. Es vergehen viele Minuten, bis sich der wahre Horror einstellt und fast die komplette erste Hälfte des Films wiegt sich der Zuschauer noch in harmonischer Sicherheit. Ebenso wie das Paar im Film. Freilich kommen auch Simon und Robyn nach einer Zeit die immer häufiger stattfindenden Besuche und die vielen „Präsente“ (im engl. „Gift) mit der Zeit seltsam vor. Doch Robyn denkt sich zunächst nichts Böses dabei und hält Gordo stattdessen lange Zeit schlicht für einen „netten und großzügigen“, alten Schulkameraden ihres Mannes. Als den Beiden aber der Kontakt zu einseitig und aufdringlich wird und dies Gordo in einem klärenden Gespräch wissen lassen, schlägt die Stimmung im Film endgültig und gnadenlos um – und der Schrecken nimmt seinen Lauf.

Hinsichtlich seiner wohl dosierten und geschickt platzierten Schockeffekte sowie des gelungen immer wieder die Erwartungen des Zuschauers unterwanderenden Drehbuchs, muss sich der Film dabei nie vor seinen beiden großen Vorbildern verstecken: den Stalking- bzw. Psychothrillern „Eine verhängnisvolle Affäre“ (1987) mit Michael Douglas und „Fremde Schatten“ (1990) mit Michael Keaton. Das Großartige an dem Film ist, dass mit der Zeit die Grenzen zwischen Gut und Böse gehörig verschwimmen. Bald kann man sich immer weniger sicher sein kann, zu wem man als Zuschauer hier eigentlich halten soll. Immer deutlicher wird mit fortschreitender Filmdauer, dass Simon (herrlich als unsympathischer Yuppie und Großkotz von Jason Bateman verkörpert) wohl doch nicht so unschuldig und langweilig-harmlos ist, wie es zu Beginn des Films den Anschein hat.

Das Ende ist pessimistisch gehalten und entlässt den Zuschauer mit keinem Happy-End, was nochmals den Mut von Regisseur und Darsteller Edgerton unterstreicht, einen Film zu machen, der so weit weg ist von üblichen Hollywood-Konventionen und den kuscheligen Wohlfühl-Ambitionen der Traumfabrik, wie nur irgend möglich. Ein bärenstarker Film, der den ähnlich gelagerten Psycho-Thriller „The boy next door“ mit Jennifer Lopez qualitativ um Dimensionen überragt.

Fazit: Geschickt und intelligent mit den Erwartungen des Zuschauers jonglierender Psycho-Thriller mit wohl dosierten, höchst effektiven Schockeffekten und einer konstant bedrohlichen Stimmung ab der Hälfte des Films.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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