The Gentlemen Kritik

Der Exil-Amerikaner Mickey Pearson (Matthew McConaughey) ist in Großbritannien zu einem der reichsten und einflussreichsten Drogenhändler des Landes aufgestiegen. Sein Marihuana-Imperium ist millionenschwer, weit verzweigt und gefürchtet. Doch Pearson hat genug vom kriminellen Geschäft und will sich zur Ruhe setzen. Bevor er aber sein Leben in der Upper-Class Londons genießen kann, beauftragt er seinen Mitarbeiter Ray (Charlie Hunnam) damit, einen geeigneten Käufer für sein Geschäft zu finden. Und siehe da: Schon bald gibt es eine Reihe an mysteriösen, von krimineller Energie angetriebenen Interessierten, die ein Auge auf Pearsons „Vermächtnis“ geworfen haben.

Der mit Musikvideos in den 90er-Jahren bekannt gewordene Regisseur Guy Ritchie, der im Jahr 2000 mit „Snatch“ einen frühen Kultfilm des noch jungen Jahrtausends schuf, ist aktuell gut im Geschäft. Im vergangenen Frühjahr gelang ihm mit „Aladdin“ ein weltweiter Box-Office-Hit, mit „The Gentleman“ im Winter ein echter Kritiker-Liebling. Der Mix aus Kriminalfilm, Komödie und Gangster-Thriller debütierte im Dezember 2019 im Curzon Mayfair Cinema in London.

Geschliffene Dialoge, schrullige Charaktere und kurzweilige Geschichten über große und kleine Gangster – dies sind die Zutaten von Guy Ritchies kultisch verehrten Thriller-Komödien „Snatch“ und „Bube, Dame, König, Gras“. Genau dessen bedient er sich auch bei seinem im Gangster-Milieu angesiedelten und hochkarätig besetzten Film „The Gentlemen“. Eine Produktion, für die Ritchie erstmals seit Jahren kein millionenschweres Budget zur Verfügung stand (22 Millionen Dollar). Zum Vergleich: Für „Aladdin“ und „King Arthur“ wurden ihm von den Produktionsstudios jeweils rund 175 Millionen Dollar bereitgestellt.

Solch horrende Summen hat der smarte 52-Jährige für „The Gentleman“ auch gar nicht nötig, da sich Ritchie hier auf jene Aspekte des Filmemachens konzentriert, die er so perfekt beherrscht wie sonst nur Tarantino. Die von ihm selbst geschriebene Story bietet zahlreiche überraschende Wendungen, großartige Verweise auf vergangene Gangster- und Krimi-Meilensteine (darunter nicht zuletzt einige, die von Ritchie selbst stammen) sowie eine temporeiche Inszenierung, die sich wunderbar der musikalischen Untermalung anpasst. Oder umgekehrt, denn die meist pulsierenden, druckvollen Songs treiben die Handlung gekonnt und konsequent voran.

Ein weiteres Talent, das den Regisseur mit Tarantino verbindet: das Händchen für die passende Melodie zur genau rechten Zeit. Zu hören gibt es neben zweckentfremdeten Kinderliedern gleichsam düsteren 60s-Pop von Paul Jones, Glam-Rock von Roxy Music und allerfeinsten (Post-)Punk aus den späten 70ern (The Jam). Zu guter Letzt kann sich Ritchie auf das extrovertierte, regelrecht ekstatische Spiel seiner Darsteller verlassen, die ihren exzentrischen, zwielichtigen Figuren (trauen kann man niemandem wirklich) Leben einhauchen. Die witzigsten Momente verbuchen Hugh Grant als gelackter, frivol auftretender Privatschnüffler sowie Colin Farrell als Trainingsanzug und Undercut tragender Gutmensch.

Fazit: Ebenso vergnügliche wie pointierte Geschichte um eine Gruppe Krimineller, Herumtreiber und Drogenbosse, garniert mit gelegentlichen Gewalteruptionen und herrlich treffsicheren, tiefschwarzen Dialogen in bester Tarantino-Manier.

Bewertung: 8/10

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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