The boy next door Kritik

The boy next door FilmkritikClaire ist Mitte 40 und arbeitet als Lehrerin in einer Schule. Beruflich läuft es gut für die attraktive Frau, ihr Privatleben gleicht jedoch einem Scherbenhaufen. Ihre Ehe mit Garrett (John Corbett) ging vor kurzem in die Brüche und die Scheidung belastet sie im Alltag immer noch schwer. Da scheint der hübsche junge Nachbar Noah (Ryan Guzman) gerade recht zu kommen, um ein bisschen Ablenkung zu verschaffen. Wenig später kommt es tatsächlich zu einer sinnlichen Liebesnacht, was für Claire aber nicht mehr ist als ein kurzes Abenteuer um auf andere Gedanken zu kommen. Noah hingegen sieht die Sache anders: Im Laufe der Zeit entpuppt er sich als psychotischer Stalker, der das Ende der Affäre nicht akzeptieren kann. Immer häufiger stellt er Claire nach, lauert ihr auf und mischt sich in ihr Leben ein. Als Noah sogar anfängt, Kontakt zu Claires Sohn aufzubauen, scheint die Situation endgültig außer Kontrolle zu geraten.

„The boy next door“ kommt als Low-Budget-Produktion daher, die nicht mehr kostete als ca. vier Millionen Dollar. Die Macher sind bei ihren Budgets eigentlich andere Größenordnungen gewohnt: Produzent Jason Blum ist sonst eher im Horror-Genre aktiv („Insidious„, „The Purge“), Regisseur Rob Cohen erwies sich in der Vergangenheit als Experte für Action-Blockbuster wie „Fast and the Furious“ oder „Die Mumie“. Für Beide ist es der erste filmische Ausflug in den Bereich der Psycho-Thriller, was man dem Film die meiste Zeit leider auch anmerkt. Cohen zeigt keinerlei Gespür für psychologisch dichte, nachvollziehbare Dramaturgie und bedient mit seinem Sex-and-Crime-Thrill zu viele abgenutzte Klischees. Das macht den Film vorhersehbar und beraubt ihn um seine (in Ansätzen durchaus vorhandenen) Spannungsmomente. Da kann auch die solide Leistung von Jennifer Lopez nicht mehr in viel ausrichten.

Schon beim Lesen des Plots im Vorfeld des Films muss man unweigerlich an solche Vorbilder wie den Stalking-Klassiker „Eine verhängnisvolle Affäre“ mit Michael Douglas oder den Nachbarschafts-Krimi „Disturbia“ mit Shia LaBeouf denken. Und tatsächlich: hinsichtlich Spannungsbogen, Figurenzeichnung und Platzierung der Schockmomente atmet der Film die Luft seiner großen Vorbilder, vor allem von „Eine verhängnisvolle Affäre“, ohne aber auch nur annähernd deren Qualität zu erreichen. Die Story kommt dabei durchaus interessant daher und besitzt eigentlich eine Menge Potential, wenn sich Regisseur Cohen bloß nicht derart in vorhersehbaren Allgemeinplätzen – sowohl in Bezug auf die gestelzten Dialoge als auch die Handlung – verlieren würde.

Und so ist der Zuschauer den handelnden Person im Film gedanklich immer mindestens einen Schritt voraus, ehe das passiert, was man sich sowieso schon lange vorher gedacht hat. Auch wirkt das übermäßige, übertriebene „ins-rechte-Bild-rücken“ der wohlgeformten Körper der beiden Hauptdarsteller nicht selten unfreiwillig komisch und lenkt vom eigentlichen Geschehen ab. Alles in allem bietet der Film aber vor allem darstellerisch viel sehenswertes. Gerade Jennifer Lopez beweist, dass nach wie vor schauspielerisches Talent in ihr schlummert. Die stellt die reife Lehrerin, die allmählich die Kontrolle über ihr Leben verliert, glaubwürdig und nicht zu überkandidelt dar.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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