Tango libre Kritik

Tango libreAlice (Anne Paulicevich) ist eine Frau voller Leidenschaft und Ausdruck. Sie hat nicht nur einen Mann und einen Geliebten, die beide im Gefängnis einsitzen, sie tanzt auch noch leidenschaftlich gerne Tango. Die Liebe zu dem argentinischen Nationaltanz teilt die temperamentvolle Alice mit dem unbedarften Gefängniswärter Jean-Christophe (François Damiens), der – außer beim Tanzen – keinerlei Gefühle nach außen zeigt. Eines Tages will es der Zufall, dass sich die Beiden beim Tanzkurs über den Weg laufen. Jean-Christophe ist sofort hin und weg und verliebt auf der Stelle in Alice. Am nächsten Tag treffen sich die Beiden ausgerechnet in dem Gefängnis wieder, in dem Jean-Christophe seinen Dienst verrichtet. Alice besucht dort ihren inhaftierten Mann. Doch die Regeln verbieten es, dass Wärter Kontakte zu Familienangehörigen der Inhaftierten knüpfen. Zu allem Überfluss versucht auch noch der Ehemann, die von ihm wegdriftende Alice zurückzuerobern, indem er sich dazu entschließt, Tango zu lernen.

„Tango libre“ ist der erste Film des belgischen Regisseurs Frédéric Fonteyne seit acht Jahren, der 2012 beim Filmfestival von Venedig seine Premiere erlebte – und prompt mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet wurde. Das Drehbuch zum Film stammt von Hauptdarstellerin Anne Paulicevich, die Lebensgefährtin von Fonteyne, die hier in ihrer ersten großen Rolle zu sehen ist. Die Rolle der leidenschaftlichen, aufbrausenden Alice schrieb sich Paulicevich auf den Leib: sie ist ausgebildete Tänzerin und hat bereits eine erfolgreiche Laufbahn in diesem Metier hinter sich. So überzeugend wie Paulicevich in „Tango libre“ auftritt, ist in dem Film aber leider nicht alles geraten. Regisseur Fonteyne verheddert sich immer wieder in seinem Gefühls- und Personen-Wirrwarr und kann sich letztlich in seiner Melange aus romantischer Komödie , Knast-Drama und Tanzfilm auch nie eindeutig auf ein Genre festlegen.

Das Gute vorweg: Tanz-Fans und Tango-Liebhaber kommen bei diesem Film in jedem Fall auf ihre Kosten. So spielt der körperbetonte argentinische Nationaltanz eine tragende Rolle, bildet den dramaturgischen roten Faden und ist schließlich auch das verbindende Element zwischen allen beteiligen Figuren. Hinzu kommen die beeindruckenden tänzerischen Fähigkeiten vor allem von Hauptdarstellerin Paulicevich, die Regisseur Fonteye in impulsiven und kraftvollen Bildern einfängt. Dadurch vermittelt er auf überzeugende Weise die entwaffnende Erotik und Eleganz des beliebten Tanzes. Darüber hinaus überzeugt der Film immer wieder durch seinen augenzwinkernden Humor, der vollem in jenen Szenen voll zur Geltung kommt, in denen Fonteyne seine ebenso vielschichtigen wie unterschiedlichen Charaktere aufeinanderprallen lässt.

So gelungen der Humor und die Tanzszenen sind, so schwer fällt es Fonteyne, sich eindeutig auf ein Genre festzulegen. „Tango libre“ will zugleich romantische Komödie, Gefängnis-Drama und Tanzfilm sein, jedoch verliert sich Fonteyne spätestens nach der Hälfte in seinen zahlreichen Ansätzen und filmischen Herangehensweisen. Dies hat zur Folge, dass „Tango libre“ trotz vieler starker Momente und eines famos aufspielenden Casts, insgesamt doch recht unentschlossen und unausgegoren daherkommt.

Fazit: Starke Tanzszenen und ein überzeugender Cast können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich „Tango libre“ spätestens nach der Hälfte in seinen zahlreichen Ansätzen verliert.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider


Regie:
Frédéric Fonteyne

Darsteller:

  • Zacharie Chasseriaud
  • François Damiens
  • Jan Hammenecker
  • Sergi López
  • Anne Paulicevich

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