St. Vincent Kritik

St. Vincent filmkritikOliver (Jaedem Lieberher) ist 12 Jahre alt und hat es mit seiner alleinerziehenden Mutter Maggie (Melissa McCarthy) nicht immer ganz leicht. Das Geld ist knapp und die Arbeit nimmt zu viel Raum ein. Für die Beiden soll mit einem Umzug in ein neues Haus nach Brooklyn alles besser werden. Doch erst mal ändert sich nichts: Aufgrund der Überstunden, die Maggie schieben muss, bittet sie ihren Nachbarn Vincent (Bill Murray), ein Auge auf den kleinen Jungen zu werfen. Was Maggie jedoch nicht weiß: Sie gibt ihren Sohn in die Obhut eines verbitterten, bärbeißigen Vietnam-Veteranen, der mit dem Tod seiner Frau vor vielen Jahren immer noch nicht klar kommt. Alkohol, Tabak und Glücksspiel bestimmen den Alltag des Rentners. Und so findet sich Oliver bald in Striplokalen, verranzten Kneipen und auf der Rennbahn wieder – natürlich immer in Begleitung von Vincent, der Maggie schließlich Versprochen hat, auf den Jungen aufzupassen. Allmählich entwickelt sich zwischen den Beiden eine ganz besondere Vater-Sohn-Beziehung.

„St. Vincent“ ist das urkomische, unfassbar sympathische Regie-Debüt des Produzenten und Drehbuchautoren Theodore Melfi, zu dessen größten Erfolgen die Produktion „Tricks“ (2004) mit Nicolas Cage zählt. Melfi inszenierte den Film nach eigenem Drehbuch und schrieb die Rolle des griesgrämigen Rentners der Comedy-Legende Bill Murray auf den Leib. Es kostete den Autor viel Mühe, unzählige Anrufe und Bitt-Briefe, bis sein Wunsch-Hauptdarsteller endlich sein Einverständnis gab. Und es hat sich gelohnt. „St. Vincent“ ist ein erstes großartiges Kino-Highlight des noch jungen Filmjahres, ausgestattet mit famosen Darstellern, einem intelligenten Drehbuch und einem wohlproportionierten Mix aus melancholischen und spaßigen Tönen. Darüber hinaus spielt Murray so brillant und phänomenal wie seit „Broken Flowers“ von 2005 nicht mehr.

Gleich die erste Begegnung zwischen Maggie und ihrem neuen Nachbarn Vincent macht deutlich, um was für einen missmutigen, muffeligen alten Knacker es sich bei Vincent handelt. Wortkarg und unnahbar gibt sich der 60-jährige Frührentner, dazu unfreundlich und wenig interessiert an Maggie und ihrem Sohn, an den neuen Nachbarn. Im Laufe des Films wird deutlich, mit welchen Schicksalsschlägen es der notorisch klamme Vincent bisher im Leben zu tun bekam und damit wächst auch das Verständnis für den bemitleidenswerten, mürrischen Mann. Und trotz seiner unflätigen Art, wird doch recht schnell deutlich, dass er das Herz am rechten Fleck hat und doch eigentlich niemandem etwas Böses kann.

Es dauert zwar etwas, aber im Laufe der Zeit wachsen in Vincent tatsächlich so etwas wie Vatergefühle für den kleinen Oliver (überzeugend nuanciert verkörpert vom putzigen Jaedem Lieberher) heran. Auch, wenn man die Methoden auf jeden Fall als ausgefallen und unorthodox bezeichnen kann, mit denen Vincent versucht, den Jungen zu beschäftigen. Die Begebenheiten und Besuche der beiden unterschiedlichen Figuren in den einschlägigen Lokalen, Spelunken und Bars sind von köstlich spitzfindigem, hintersinnigen und geistreichem Humor. Dabei gelingt Regisseur und Autor Melfi eine ausgewogene Mischung aus eben jenen unterhaltsam-komischen und tragischen, traurigen Momenten. Am Ende kann man sich dann der Tränen nur schwer erwehren und auch Naomi Watts wächst als schwangere Prostituierte mit Feingefühl schauspielerisch über sich hinaus.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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Ein Kommentar

  1. Für mich schon jetzt einer der besten Filme des Jahres. Grotesk, hintersinnig, bitterböse – und Murray ist ein Gott.

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