Safe House Kritik

Es war nicht immer so, dass man bei Denzel Washington an explosive und temporeiche Action-Filme denkt. Der zweifache Oscar-Preisträger machte sich zu Beginn seiner Hollywood-Karriere in erster Linie durch seine Rollen in Dramen und Literaturverfilmungen wie „Glory“ (1989), „Malcolm X“ (1992) und „Viel Lärm um Nichts“ (1993) einen Namen. Seit Mitte der 1990er-Jahre steht der Name Washington auch zunehmend für Action-Streifen. Dies ist Washingtons seit 1995 bestehender Zusammenarbeit mit dem Regisseur Tony Scott zu verdanken, mit dem er bis heute fünf Filme realisierte, darunter gelungene Werke wie „Mann unter Feuer“, „Die Entführung der Pelham 1-2-3“ oder zuletzt „Unstoppable“. In „Safe House“ spielt Washington nun erneut in einem Action-Thriller, der jedoch zu keinem Zeitpunkt an dessen frühere Filme in diesem Genre heranreicht. Vielleicht liegt es daran, dass der Regisseur diesmal nicht Tony Scott heißt.

Auf dem Regiestuhl nahm diesmal Daniel Espinosa Platz, ein schwedischer Regisseur mit chilenischen Wurzeln, der mit seinem hochgelobten Thriller „Easy Money“ 2010 für Furore sorgte und Hollywood aufhorchen ließ. Sicher, die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für ein ähnlich überzeugendes Werk wie „Easy Money“ hätten besser nicht sein können: Man entschied sich für die südafrikanische Hauptstadt Kapstadt als Drehort, die sich mit ihrer atemberaubenden Kulisse perfekt für die Darstellung auf der großen Leinwand eignet. Neben Washington konnte zudem der Kanadier Ryan Reynolds für den Film gewonnen werden, der aktuell zu den gefragtesten Darstellern der Traumfabrik zählt. Und auch die Riege der Nebendarsteller hält prominente und profilierte Namen wie Brendan Gleeson („Troja“) und Vera Famiga („Source Code“) bereit. All dies kann jedoch nicht über die leider zu konventionell geratene Story und die stereotypen Charaktere hinwegtäuschen.

Ex-CIA-Agent Tobin Frost (Denzel Washington) hat die Seiten gewechselt: Vor Jahren hat er US-Militärgeheimnisse an Nordkorea verraten. Jetzt soll er in einem Prozess als Kronzeuge aussagen. Die Wartezeit bis zum Prozess verbringt er als CIA-Gefangener an einem geheimen Ort, einem sogenannten „Safe House“. Mit der Ruhe ist es vorbei, als das „Safe House“ von einem Killerkommando angegriffen und zerstört wird. Nur knapp gelingt es Frost zu entkommen. An seiner Seite: der junge Spezialagent und sein Bewacher Matt Weston (Ryan Reynolds), dem ebenfalls die Flucht gelang. Die Frage die sich stellt: Wer will Frost töten und damit zum Schweigen bringen? Terroristen? Die CIA? Oder gar die Regierung? Je länger die Verfolgung andauert, desto unklarer wird, wer wem trauen kann und wer auf welcher Seite steht.


Das Gute vorweg: Denzel Washington überzeugt als undurchsichtiger Ex-Agent auch in „Safe House“ und trägt mit seinem ruhigen, fast stoischen Spiel den Film. Er erweist sich mit seinem Charisma als Idealbesetzung für den rätselhaften und geheimnisvollen Frost, dessen wahre Absichten und Ziele man nie ganz durchschaut. Washington kommt in „Safe House“ jedoch eine derart tragende Rolle und Bedeutung zu, dass er den übrigen Charakteren und Figuren – insbesondere der des Matt Weston – kaum Raum für Entfaltung lässt. Reynolds kommt zu keinem Zeitpunkt gegen die Präsenz und Darstellung von Washington an, er wird förmlich an die Wand gespielt. Dies sorgt letztlich dafür, dass dem altgedienten und erfahrenen Ex-Agenten Frost ein nie auch nur ansatzweise ebenbürtiger, stattdessen blasser Bewacher gegenübersteht, der einfach nur hilflos überfordert ist. Schade ist zudem, dass Espinosa die hochkarätigen Nebendarsteller in kurzen und belanglosen Auftritten verheizt. Hier wäre mehr Potential gewesen. Denn stehen schon mal solche Namen wie Sam Shepard oder Brendan Gleeson auf der Besetzungsliste, sollten man ihnen tragendere Szenen zukommen lassen.

Espinosa verfolgt in „Safe House“ seinen eigenen Stil und lässt stets seine individuelle Handschrift erkennen: grobkörnige Bilder, schnelle Schnitte und eine schummrige Beleuchtung. Dies ist zunächst lobenswert, da sich sein Inszenierungs-Stil wie ein roter Faden durch den Film zieht und keinen Bruch erkennen lässt. Jedoch: die fahrige, konfuse Kameraführung und die hastige, eigenwillige Schnittfolge machen es dem Zuschauer nicht sehr oft schwer, dem Geschehen auf der Leinwand problemlos zu folgen. Ebenso wirr wie die Kamerafahrten kommt darüber hinaus die Story daher, die etwa bis zur Hälfte noch schlüssig und in sich stimmig ist. Spätestens jedoch ab dem Zeitpunkt der (ersten) Flucht aus dem „Safe House“ verliert sich die Story in immer abstruseren und unglaubwürdigeren Entwicklungen. Zudem ist „Safe House“ bei weitem nicht der erste Film, der sich der obligatorischen und allseits bekannten Suche nach einem Leck in der CIA widmet. Nur hat man diese Suche in anderen Filmen schon weitaus glaubwürdiger, plausibler und spannender gesehen, siehe „Die Bourne Identität“ oder „Spy Game“. Regie bei „Spy Game“ führte im Übrigen Tony Scott, der aus „Safe House“ vermutlich deutlich mehr herausgeholt hätte.

FAZIT: „Safe House“ überzeugt mit einem großartigen Denzel Washington in der Hauptrolle und prominenten Nebendarstellern, die den Film aufgrund der zu konventionell geratenen Story und der wirren Kameraführung nicht retten können.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Darsteller:

  • Ryan Reynolds
  • Denzel Washington
  • Vera Farmiga
  • Brendan Gleeson
  • Liam Cunningham
  • Joel Kinnaman
  • Robert Patrick
  • Sam Shepard
  • Tanit Phoenix
  • Sebastian Roché
  • Stephen Bishop
  • Nora Arnezeder

Regie:
Daniel Espinosa

Erscheinungsjahr:
2012

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5 Kommentare

  1. Der Film ist nicht gut. Lächerliche Dialoge und eine vorhersehbare Story. Schade um die 8 Euro;-(

  2. Sorry, aber ich kann das Gegrinse von Denzel Washington einfach nich mehr ertragen:) Der Film an sich ist ja nicht so schlecht, aber die beiden Hauptdarsteller sind einfach fehlbesetzt. Ryan Reynolds nimmt man seine Rolle einfach nicht ab.

    Gruß
    Ulrike

  3. Sooo schlimm ist Washington ja nun auch nicht, hehe…aber simmt schon:der Film zählt bei Weitem nicht zu seinen Besten. Die hektische Kamera nervt sehr und ist einfach zu anstrengend. Besser ist da schon „Haywire“ geraten! Ist ja auch von Soderbergh:)

  4. Ich weiss gar nicht was ihr alle habt. Wer sich schon für so einen Film entscheidet muss doch eine Vorstellung haben worauf man sich einlässt: Auf eine Vorhersehbare CIA Verschwörungs- Story mit viel Peng und Bums.

    Wenn man mit dieser Erwartung ran geht, ist das einer der besten Actionstreifen seit Monaten. 🙂

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