Robin Hood – König der Diebe Kritik (1991)

„Robin Hood – Der König der Diebe“ gilt heute – 20 Jahren nach seinem Entstehen – zweifelsfrei als Klassiker des modernen Abenteuer-Kinos. Auf höchst unterhaltsame Art verbindet der Film realistisch inszenierte, rasante Action und überzeugende schauspielerische Leistungen mit leisem Humor und gezielt eingesetzter Ironie. Insofern kann „Robin Hood“ heute auch als Vorreiter vieler monumentaler Historien- und Abenteuerfilme angesehen werden, die in den darauffolgenden Jahren auf ähnliche Weise versuchten, historische Stoffe mit Popcorn-Unterhaltung zu verbinden, so z.B. „Alexander“ (2003) oder „Troja“ (2004). Regisseur Kevin Reynolds gelang es mit seinem Film, die legendären, beliebten Abenteuer rund um Robin Hood zu entstauben und in einer modernen, dem Massengeschmack angepassten Neuverfilmung ein Millionenpublikum für den Mythos neu zu begeistern.

Reynolds stand dafür eine Reihe hochkarätiger Darsteller zur Verfügung. Für die Hauptrolle konnte Kevin Costner gewonnen werden, der zu Beginn der 90er-Jahre zu den erfolgreichsten und gefragtesten Schauspielern der Traumfabrik zählte. Im Jahr zuvor wurde sein Edel-Western „Der mit dem Wolf tanzt“ zu einem Welterfolg und Costner gleichzeitig zu einem Weltstar. Er verstand es zu der Zeit wie kaum ein Zweiter, seinen Figuren eine unfreuwillige Komik und kindliche Neugier, aber ebenso Mut, Tapferkeit und Stärke zu verleihen. „Robin Hood“ stellt für Costner aus diesem Grund eine Paraderolle dar. In den Nebenrollen geben sich Charakterdarsteller wie Morgan Freeman, Mary Elizabeth Mastrantonio und Alan Rickman die Ehre. Mit der Besetzung von Alan Rickman als fieser Sheriff von Nottingham gelang ein weiterer Coup: Rickman war schon zu Zeiten von Robin Hood (1991) ein Darsteller, dem insbesondere die Verkörperung durchtriebener Bösewichte lag, wie er eindrucksvoll in „Stirb Langsam“ (1988) unter Beweis stellte. In „Robin Hood“ konnte er diesen Trumpf voll ausspielen und eine seiner bis heute besten Leistungen zeigen.

Jerusalem im Jahre 1194: die Kreuzzüge im Heiligen Land haben die Gefängnisse der Stadt mit englischen Rittern gefüllt, unter denen sich auch der junge britische adelige Robin von Locksley (Kevin Costner) befindet. Durch Zufall gelingt ihm gemeinsam mit dem ebenfalls zum Tode verurteilten Azeem (Morgan Freeman) die Flucht. Die Beiden machen sich auf den Weg in Robins englische Heimat. Dort angekommen muss Robin feststellen, dass inzwischen der machtgierige Sheriff von Nottingham (Alan Rickman) die Herrschaft über das Land übernommen hat. Er führt ein brutales Regime, unterdrückt die Armen und treibt auf brutale Weise immer höher werdende Steuern ein. Gemeinsam mit den in den Wäldern um Nottingham lebenden Gesetzlosen setzt Robin zum Gegenschlag an: Er formt eine schlagkräftige Truppe aus den Waldbewohnern und kämpft von nun an für Gerechtigkeit und gegen den Sheriff und seine Männer, die das Land tyrannisieren…

Die große Stärke des Films ist seine durchweg rasante und packende Inszenierung, die von Beginn an zum äußerst hohen Unterhaltungswert des Films beiträgt. Die Story kommt trotz einer Filmlänge von knapp 140 Minuten ohne Logiklöcher und Leerlauf daher und Regisseur Reynolds versteht es ausgezeichnet, Spannung und Dramaturgie auf konstant hohem Niveau zu halten. „Robin Hood“ überzeugt als handwerklich überzeugend umgesetzter Abenteuerfilm der alten Schule (keine Spezialeffekte, hohe Authentizität, Originalschauplätze etc.), der die allseits bekannte Story um den „König der Diebe“ modern und entstaubt (neu) erzählt. Als Glücksgriff erweist sich neben der Verpflichtung von Reynolds als Regisseur die Entscheidung, die Hauptrollen mit Kevin Costner und Alan Rickman zu besetzen. Costner beweist abermals sein Talent für die Darstellung undurchsichtiger aber sympathischer Einzelgänger, die einer feindlichen Übermacht gegenüberstehen (siehe „Der mit dem Wolf tanzt“, „Waterworld“). Alan Rickman brilliert als rücksichtsloser, kalter Sheriff von Nottingham, der nicht davor zurückschreckt, sein eigenes Volk auszubeuten.

Regisseur Reynolds findet zudem eine ausgewogene Mischung aus mitreißenden Action-Szenen und der (ein wenig allzu rührselig geratenen) Liebesgeschichte zwischen Robin und Lady Marian. Deren Beziehung wirkt in manch einer Szene mitunter zwar arg aufgesetzt und wenig prickelnd, dennoch sorgt dieser Teil der Handlung für willkommene Abwechslung zwischen all den Gefechten, Befreiungsaktionen und Guerilla-Angriffen der Waldbewohner. Untermalt wird deren Liebelei durch Bryan Adams Schmatzfetzen „Everything I do (I do it for you)“, der sich zu einer der weltweit erfolgreichsten Singles aller Zeiten entwickelte.

„Robin Hood – König der Diebe“ gehört zu den gelungensten Abenteuerfilmen „Made in Hollywood“. Die starke Besetzung sowie die temporeiche, packende Inszenierung überzeugen noch heute.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Darsteller:

  • Kevin Costner
  • Morgan Freeman
  • Mary Elizabeth Mastrantonio
  • Christian Slater
  • Alan Rickman
  • Geraldine McEwan
  • Michael McShane
  • Brian Blessed
  • Michael Wincott
  • Nick Brimble
  • Soo Drouet
  • Daniel Newman

Regie:
Kevin Reynolds

Erscheinungsjahr:
1991

Robin Hood – König der Diebe Trailer

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